Singapur, 8. April 1893

Zunächst unterzog ich vormittags eine Sammlung ethnographischer Gegenstände aus Neu-Guinea, Sumatra, Nias und Borneo, die ein ehemaliger Kapitän der Handelsmarine im Lauf der Zeiten zusammengestellt hatte, einer eingehenden Besichtigung, welche nach langem Handeln mit dem Ankauf der ganzen Sammlung endete. Dieselbe enthält interessante Gegenstände von großem ethnographischen Wert, besonders Waffen primitivster Art, ohne Verwendung von Eisen oder sonstigen Metallen angefertigt; ferner Schmucksachen, Dolche und Messer aus Menschenknochen; Reihen von geschnitzten Ahnenbildern, die auf Nias zur Umfriedung geheiligter Orte verwendet werden; eine Unzahl von Fetischen, Haus-, Fischerei- und Jagdgeräten u. dgl. m.

Während Wurmbrand und Clam die Verpackung der Gegenstände besorgten, machte ich noch mehrere andere Einkäufe, in einem raschen Rickscha von Laden zu Laden fahrend; auch vermehrte ich die Bordmenagerie durch zwei allerliebste Affen und einige Papageien.

Die Verrichtung von Geschäften in der heißen Zone vermag auch einen sehr ruhigen Temperamentes sich erfreuenden Europäer in gelinde Verzweiflung zu versetzen. Das unvermeidliche, endlose Handeln und Feilschen bedingt eine erschreckliche Zeitvergeudung. Der Ankauf eines Hutes oder eines Paares Schuhe wird daher zu einer sehr ernsten Angelegenheit, die unter zwei Stunden kaum zu erledigen ist. Meine Einkäufe erforderten den ganzen Vormittag, namentlich da ich der Mitwirkung des Generalkonsuls, der nicht Bescheid wusste. entraten musste, so dass ich schließlich den Lloydagenten zu Hilfe rief.

Zu Mittag an Bord zurückgekehrt, entsandte ich einige Boote, um die ethnographische Sammlung noch rechtzeitig einschiffen zu können. Der Rest des Tages war dem Abschiednehmen und Vorbereitungen für die Fahrt nach Java und für die Expeditionen daselbst gewidmet.

Links

  • Ort: Singapur
  • ANNO – am 08.04.1893 in Österreichs Presse. Das Wiener Salonblatt vermeldet die Ankunft Franz Ferdinands in Singapur.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater spielt „Fromont junior und Risler senior“, während das k.u.k. Hof-Operntheater die Oper „Die Jüdin“ aufführt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Solve : *
23 × 13 =


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.