Mehrere Gänge und Hallen durchschreitend, kamen wir in den Verhandlungssaal des Gerichtsgebäudes. Hier saß der Richter, umgeben von den Mitgliedern des Tribunales, an einem Tisch, vor welchem ein Angeklagter kniete, um einem Verhör unterzogen zu werden; in dieser Stellung hat jener zu verharren, um dem Gericht seine Ehrfurcht zu bezeigen. Rauchend und Tee schlürfend, leitet der Richter die Verhandlung und beginnt das Verhör, wobei er sich eines Dolmetsches bedient; denn der Grundsatz, wonach Beamte gewisser Kategorien nicht in der Provinz ihrer Heimat, sondern nur in anderen Provinzen bestellt sein dürfen, in Verbindung mit dem Umstand, dass die chinesische Sprache in eine Menge von erheblich verschiedenen Dialekten zerfällt, bringt es mit sich, dass sehr häufig jene Beamten sich mit der Bevölkerung ihres Amtsbezirkes nicht unmittelbar verständigen können.
Der Angeklagte stand eines Kuhdiebstahls halber vor Gericht und beteuerte auf die eindringlichen Fragen des Richters stets seine Unschuld, obschon er, wie man uns erzählte, ein bereits öfters abgestraftes Individuum war, was auch sein mit Striemen bedeckter Rücken bewies. Als der Richter sah, dass er durch sein Zureden kein Geständnis erzielen konnte, winkte er einem der Schergen, einem dicken Soldaten mit rohem Gesichtsausdruck, zu dessen Physiognomie ein rundes, aus Stroh verfertigtes Schäferhütchen einen grellen Kontrast bildete, und ließ dem Angeklagten vermittels eines gespaltenen Rohrstocks einen wuchtigen Hieb auf den entblößten Rücken versetzen. Der Unglückliche brach in Heulen und Jammern aus, worauf die erneuerte Frage des Richters folgte, ob jener den Diebstahl einbekenne; da der Inculpat abermals leugnete, wiederholte sich die Prozedur, was so lange währte, als wir in der Halle anwesend waren.
Die chinesischen Gesetze gestatten die Anwendung der Folter, um ein Geständnis zu erpressen, eigentlich nicht, was aber — die Gesetze bleiben eben auch hierin toter Buchstabe — nicht hindert, dass sich die Praxis der Tortur im ausgedehntesten Maß und in der grausamsten Weise bedient, um ein Geständnis zu erzielen, worin die chinesischen Richter die Regina probationis erblicken. Hiebei zeichnen sich die Rechtspfleger nicht nur durch Hartherzigkeit, sondern auch durch Willkür und Bestechlichkeit aus, so dass die Verurteilung eines Reichen zu den größten Seltenheiten gehört.
Während der erste Richter noch immer den des Kuhdiebstahls Angeklagten torquierte, wurde einem anderen, sehr beleibten Jünger der Themis ein Polizist vorgeführt, der beschuldigt erschien, einen Diebstahl nicht verhindert zu haben. Der Angeklagte war ein alter, gebrechlicher Mann, dessen Körper von früher durchgemachten Untersuchungen und erlittenen Strafen her mit Wunden bedeckt erschien, so dass man mit dem Elenden Mitleid haben musste, obgleich aus seinem falschen, frechen Gesicht das Verbrechertum hervorlugte. Diese Verhandlung dauerte sehr kurz und wurde summarisch zu Ende geführt. Der feiste Richter stellte einige barsche Fragen an den Angeklagten, welche dieser, mit der Stirne den Boden berührend, durch Beteuerung seiner Unschuld und den Vorwurf der Ungerechtigkeit des Richters beantwortete; dies erregte aber offenbar den besonderen Zorn des Richters, welcher dem Angeklagten, ohne ihn einer Erwiderung zu würdigen, 100 Stockhiebe diktierte, die sofort verabfolgt wurden. Der Unglückliche jammerte und brüllte entsetzlich, während ihn zwei Mann hielten und zwei andere in der Erteilung der Hiebe abwechselten: stöhnend wandte er sich nach Vollzug der Tortur wieder an den Richter, abermals an der Behauptung seiner Unschuld festhaltend, worauf ihm der Richter unter zynischem Lachen neuerdings 100 Hiebe zu erteilen befahl. Nach dieser fürchterlichen Behandlung sank der Beklagenswerte blutüberströmt zusammen, um dann, durch Polizeisoldaten gestützt, von dannen zu wanken. Die Widerstandsfähigkeit des alten Mannes, dessen Organismus diese furchtbare Marter zu ertragen vermochte, musste das größte Staunen erwecken.
An der Wand des Gerichtssaales hingen außer Stöcken noch andere Folterinstrumente, vor allem das Kia-dsy, jenes viereckige Brett zum Einspannen des Halses, und ein löffelartiges Stück Sohlleder, womit nur Frauen auf den Mund geschlagen werden. Zwei bis drei Hiebe genügen, um den Mund so anschwellen zu machen, dass die Gemarterte oft tagelang weder essen noch reden kann. Wir hatten an den Proben chinesischer Rechtspflege und den hier geschauten Greueln genug und verließen schleunigst diesen Ort, wo jeder Menschlichkeit Hohn gesprochen wird.
Einkäufe zu besorgen, ist in Kanton noch weniger als anderwärts eine leichte Sache. Hatten wir uns durch das Labyrinth der Gassen und Gässchen hindurchgewunden und den gesuchten Laden gefunden, so erforderte das Handeln mit den Verkäufern besonders lange Zeit, da anfänglich von uns ungeheuerliche Preise begehrt wurden; auch Neugierde war recht störend; denn kaum betraten wir einen Laden, so sammelte sich eine Menge Volkes vor demselben, drang sogar ein und ließ sich nicht wegweisen. Vorerst wandte ich mich jenen Verkaufsstätten zu, in welchen die uns unter dem Namen Chinoiserien geläufigen Gegenstände feilgeboten wurden, erwarb hier eine große Zahl schöner Objekte aus Holz sowie aus Bronze und plünderte förmlich einen benachbarten, Porzellanwaren enthaltenden Laden, so dass meine Beute 14 große Kisten füllte. Nicht wenig war ich hier über die verhältnismäßig niedrigen Preise erstaunt, zu welchen es gelang, die Einkäufe abzuschließen, hatte aber allerdings in Clam einen Begleiter, der sich ganz vorzüglich auf das Handeln verstand. Von hier gings zu den Elfenbeinschnitzern und Messinggießern, welch letztere schöne Tempelgefäße anfertigen; hierauf kamen die Maler und Dekorateure an die Reihe, und so durchwanderte ich alle Läden, welche mein Interesse erweckende Gegenstände bargen, bis ich die gewünschte Kollektion ziemlich vollständig beisammen hatte.
Ganz besonders erwähnt zu werden verdienen der Reichtum an Phantasie und der Humor sowie die meisterhafte Geschicklichkeit, mit der die Chinesen Elfenbein schnitzen und Holz für die Darstellung von allerlei Fratzen und Ungetümen verwenden.
Wiederholt hatte ich Gelegenheit, in die primitive Art und Weise der Produktion Einblick zu gewinnen, wobei ich nur manuelle Tätigkeit ohne Zuhilfenahme irgendwelcher maschinellen Behelfe beobachten konnte; denn alles ist hier Handwerk, und wie der Chinese vor Jahrhunderten, vielleicht vor Jahrtausenden gearbeitet hat, so arbeitet er heute; allerdings ist Arbeitskraft reichlich vorhanden und sowohl aus diesem Grund als infolge der enormen Anspruchslosigkeit des Chinesen sehr wohlfeil.
Man braucht sich in Kanton nur von einem Laden zum anderen zu wenden, denn in jedem findet sich Originelles, wodurch die Kauflust angeregt wird. Die Menge von Verkaufsstätten, welche die Straßen Kantons bergen, setzt geradezu in Verwunderung; selbst in den engsten Gässchen, deren eines dem anderen, folgt, findet sich Laden an Laden; jeder ist mit Waren gefüllt, sauber und nett ausgestattet. Die Chinesen verstehen es trefflich, ihren Buden ein reines und geschmackvolles Äußere zu geben, die Waren in einladendster Weise zu gruppieren.
Was überhaupt Reinlichkeit betrifft, so findet man bei den Söhnen des himmlischen Reiches frappante Gegensätze. In Bezug auf äußere Erscheinung, Wohnräume und Verkaufsstätten huldigen die Chinesen großer Sauberkeit, während wir in manch anderer Hinsicht der Verwahrlosung und dem starrenden Schmutz in einem Grad begegnen, dass wir uns angeekelt fühlen. Solche aufeinanderplatzende Kontrast drängen sich bei Rundgängen in Kantons Straßen nur allzu häufig auf.
Die Handwerker derselben Zunft oder Händler, welche gleichartige Artikel feilbieten, finden sich oft zusammen und halten, ohne die gegenseitige Konkurrenz zu fürchten, ihre Läden nebeneinander. So kam ich durch eine lange Gasse, in welcher nur Fächermacher zu sehen waren; eine andere hatten Schuster inne; in einer dritten wurden bloß Feuerwerkskörper feilgeboten u. s. w. Da die Hausaltäre in Kanton eine große Rolle spielen, ist die Bewohnerschaft eines ganzen Stadtviertels damit beschäftigt, Götter zu erzeugen, zu bemalen und all den Flitterschmuck und Kram zu verfertigen, dessen man für die Ausstattung der Altäre bedarf, und auch die phantastisch geformten Dinge, wie Aufsätze, Fahnen, Laternen u. dgl. m. werden hier gemacht, die man bei festlichen Aufzügen unter lärmender Musik durch die Straßen trägt.
Unter den Läden sind jene mit Esswaren zahlreich vertreten, und die Feststellung alles dessen, was da geboten wird, was der Chinese isst, könnte den Gegenstand eines interessanten Spezialstudiums bilden, zu welchem hier noch mehr Gelegenheit geboten ist, als in Hongkong. Alle die Ingredienzen, welche uns bei dem Diner im Blumenboot vorgesetzt worden waren, konnten wir da in natura haben, daneben aber noch eine Menge von Dingen, die, wie Ratten, einen geradezu widerlichen Eindruck machten, oder solche, deren Provenienz ganz unbekannt war und die nicht immer sehr einladend aussahen. Der Chinese ist in der Wahl seiner Nahrungsmittel durchaus nicht engherzig; er ist Omnivore in des Wortes verwegenster Bedeutung, Lieblingsgerichte jedoch scheinen Schweine sowie Enten zu bilden, und wir konnten solche, appetitlich braun gebraten, allenthalben in Läden und Garküchen hängen sehen. Auch Fische spielen in der chinesischen Gastronomie eine Rolle, da sie vielfach feilgeboten werden und zwar in lebendem Zustande, schwimmend in kleinen, mit Zufluss frischen Wassers versehenen Behältern. Ich freute mich, hier zahlreiche Brüder des heimatlichen Gemeinen Karpfens zu finden, muss aber pour l’honneur du drapeau bezeugen, dass unsere Karpfen stärker und wohlgenährter sind als die schmalen chinesischen.
Leider wird in den Straßen Kantons das Geruchsorgan ununterbrochen arg beleidigt; denn Düfte schlimmster Sorte, aller Art und unbestimmbaren Ursprunges schweben in der Luft, vereinigen sich zu einer alles durchziehenden, alles überlagernden, Orten, Dingen und Menschen anhaftenden Odeur de Chine, deren geringste Eigenschaft die Lieblichkeit ist. Und doch würde ich diesen Parfum jenem, der, von verbrannten Hindus und Sandelöl herrührend, eine Spezialität Indiens bildet, noch vorziehen.
Schwer beladen kehrten wir nach Scha-mien zurück, um ein schweigsames Dejeuner mit Mrs. Drew einzunehmen und gleich hierauf das Seidenlager einer deutschen Firma zu besuchen, an der unser Konsulargerent in Hongkong als Compagnon beteiligt ist. Welche Bedeutung der Seidenbau für China erlangt hat, beweist nicht so sehr die Tatsache, dass der Ursprung des Seidenspinners Gegenstand der Mythenbildung geworden ist und eine Göttin des Seidenwurmes sich der Verehrung erfreuen soll, als vielmehr der Umstand, dass Seide neben Tee die erste Stelle in der Ausfuhr aus China einnimmt. Schanghai und sodann Kanton sind die Hauptexportorte für Seide, wie denn auch die Provinz Kiang-(Gjang-)su, deren wichtigster Ort
dermalen Schanghai ist, und die südlich hievon gelegene Provinz Tsche-kiang (Dsche-gjang) in ihren nördlichen Teilen, endlich die Provinz Kwang-tung die größten Quantitäten bester Seide liefern. In der letzteren Provinz ist namentlich die Umgebung von Kanton, überhaupt das westlich von Kanton beginnende und bis Macao sich erstreckende Flussdelta jener Bereich, welcher wertvolle Seide in bedeutenden Mengen erzeugt.
Nicht nur die Rohprodukte der genannten Gebiete, sondern auch deren Fabrikate erfreuen sich guten Rufes. Die größte Berühmtheit genießen in ganz China Seidenmanufacte von Su-tschöu in der Provinz Kiang-su, so dass der kaiserliche Hof in Peking seinen Bedarf ausschließlich aus Su-tschöu deckt; auch in Kanton, in der Schan- tschün-(dschoeTn-) Straße gibt es renommierte Seidenwebereien. In dem Lager, das ich besah, wird die Seide in Zöpfe geschlungen und zu Ballen, deren einzelne einen bedeutenden Wert repräsentieren, verpackt, worauf sie ihren Weg meist nach Frankreich und in die Schweiz nimmt. Ich gestehe, dass ich trotz meines Interesses für die Seidenproduktion, die ja auch in der Heimat eine wenngleich bescheidene Rolle spielt und für deren Hebung in letzterer Zeit viel geschehen ist, mit nicht geringer Befriedigung ein Glas recht gut eingekühlten Champagners akzeptierte, der bei der drückenden Hitze, obschon nur vorübergehend, angenehme Erfrischung bot.
Bei strömendem Regen setzten wir über den Fluss nach der Insel Ho-nan über, um hier zunächst ein Teelagerhaus in Augenschein zu nehmen. China, die Wiege der Teekultur, beherrscht die Produktion auf diesem Gebiet noch immer, obwohl seit geraumer Zeit dem chinesischen Erzeugnisse aus anderen Gebieten, so insbesondere aus jenen von Indien, Ceylon und Japan, fühlbare Konkurrenz entstanden ist; doch gilt auch heute noch der Geschmack des feinen chinesischen Tees jenem der Produkte anderer Länder als weit überlegen. Zugunsten der Erzeugnisse Indiens, Ceylons und Japans fällt aber in die Wage, dass diese Länder billiger zu produzieren in der Lage sind, zum Teil deshalb, weil in China der Tee mit mancherlei Abgaben belastet ist, welche anderwärts nicht oder nicht im gleichen Maß bestehen, ferner dass, wie man glaubt, in China unter dem Einflusse der weichenden Preise die Qualität des Produktes abgenommen, hingegen die des Erzeugnisses anderer Himmelsstriche durch sorgfältige Behandlung sich gehoben hat. Tatsächlich ist in der Ausfuhr an Tee aus China über die Vertragshäfen eine gewisse Stagnation eingetreten.
Schwarzer und grüner Tee unterscheiden sich nicht, wie vielfach angenommen wird, durch die Provenienz von Sträuchern verschiedener Arten, sondern nur durch den Vorgang bei der Behandlung. Der große Abfall von Staubtee, welcher bei der Manipulation mit den Teeblättern entsteht, hat Veranlassung zur Fabrikation von Tee in Ziegelform gegeben, der leicht zu verpacken sowie zu versenden ist und seinen Weg meist zu Land nach Russland findet. Der auch bei uns bekannte Karawanentee ist eben dieser zum Teil als Kamellast transportierte Tee, der nur irrigerweise den besten Sorten beigezählt wird. Die für die Teeproduktion hauptsächlich in Betracht kommenden Gebiete Chinas sind die Provinzen Kiang-su, Tsche-kiang, Fu-kien, Ngan-hwei und Kwang-tung, wo der Tee meist an Abhängen, aber nicht in Plantagen, sondern von einzelnen zwischen Feldern oder horstweise beisammen liegenden Sträuchern gewonnen wird.
Die Chinesen schreiben auch diesem Strauch einen legendarischen Ursprung zu; doch habe ich von einem Teegott oder einer Teegöttin nichts erfahren.
Wir besahen noch zwei im großen betriebene Fabrikationen, nämlich die Erzeugung von Pinseln aus Schweinsborsten, wobei Mädchen zarten Alters tätig sind, und die Flechterei von Strohmatten, welch letzterer Betrieb von besonderem Interesse ist, nicht nur wegen seines Umfanges, sondern auch wegen des kunstgewerblichen Charakters, den er an sich trägt. Matten in Form von Teppichen und Lauftüchern werden hier in den geschmackvollsten Farbenzusammenstellungen sowie in den reizendsten Dessins aus Stroh gewoben und setzen den Käufer durch die Geringfügigkeit der geforderten Preise geradezu in Erstaunen. Wir alle machten hier bedeutende Bestellungen, um in der Heimat Überraschungen zu bereiten.
In einer an einem kleineren Arm des Perlflusses gelegenen Kunstgärtnerei werden in großer Menge und in prachtvollen Exemplaren Blumen aller Art gezogen, ein in Kanton vielbegehrter Artikel: eine Spezialität dieses Etablissements ist die Anzucht von Bäumen und Sträuchern in merkwürdig verschrobenen, verschnörkelten und verkrüppelten Formen. Diese Produkte, welche man als Ausgeburten des Zopfstiles bezeichnen könnte, finden als besondere Zierde von Gärten Verwendung und bezeugen die absonderliche, dem Grotesken zuneigende und doch des Humors nicht entbehrende Richtung des chinesischen Geschmackes. Wir sahen hier in verhältnismäßig kleinen Töpfen ziemlich stark entwickelte Bäume, welche durch fortwährendes Beschneiden und Binden die abenteuerlichsten Formen, solche von Drachen, Löwen, ja selbst jene der menschlichen Gestalt angenommen hatten; eine ganze Reihe von Bäumchen, die menschliche Körper darstellten, trug Köpfe, Hände und Füße aus Porzellan, was denselben ein überaus drolliges Aussehen verlieh. Die Wege in dem Gartenetablissement waren mit spiegelblanken, glasierten Ziegeln belegt, was unter meiner Begleitung einige Stürze zur Folge hatte.
An dem Diner im Hause Mr. Drews nahm auch die Gemahlin unseres Generalkonsuls Haas teil, welche ihrem Gatten von Schanghai her das Geleit gegeben hatte. Ein im Garten abgebranntes originalchinesisches Feuerwerk währte zwei Stunden und wies folgende Programm-Nummern auf:
1. Ein Festmahl bei Seiner Majestät dem Kaiser; 2. die Riesen-Pllaumenblüte; 3. die goldene Ente inmitten eines Lilienteiches; 4. aus dem Mund eines Einhorns springt ein Stück Jadestein, die Geburt des geheiligten Mannes Chinas anzeigend; 5. eine Pagode mit den Namen berühmter Gelehrter; 6. der aufgehende Mond; 7. Fackelzug; 8. Illumination bei Kaisers Geburtstag; 9. ein Karpfen springt über das Drachentor, das Zeichen des höchsten Erfolges; 10. großes Feu de joie; 11. fünf Phönixe im Angesicht der Sonne, das Zeichen kommenden Glückes; 12. Fung-wu (Hong-u), der Gründer des kaiserlichen Hauses der Ming, als Kuhhirt.
All dieser hochtrabenden und mitunter komischen Bezeichnungen ungeachtet, glich eine Nummer der andern aufs Haar, und originell war nur das nach dem Abbrennen emporsteigender Feuerwerkskörper erfolgende Herabfallen ganzer Garben schön bemalter, von innen erhellter und weithin leuchtender Lampions. Den Stolz des chinesischen Stuwer machte die letzte Nummer aus, bei der die Blätter eines pyrotechnischen Baumes unter großem Gekrache bald blau, bald rot erglänzten.
Links
- Ort: Kanton
- ANNO – am 25.07.1893 in Österreichs Presse.
- Das k.u.k. Hof-Burgtheater macht Sommerpause bis zum 15. September, während das k.u.k. Hof-Operntheater ein Ballet „Excelsior“ aufführt.