Der Ruf Dschodpurs, eines der günstigsten Terrains in ganz Indien für Eberstechen zu sein, bestimmte mich, der Proposition Sir Pratap Singhs, den heutigen Morgen dem Pigsticking zu widmen, bereitwillig Folge zu leisten. Um guter Beute gewärtig sein zu können, hieß es allerdings mit dem Frühesten aufbrechen. Die Wildschweine pflegen hier in der Nacht von den Hügeln herab in die Ebene auf Äsung auszugehen und schon im Morgengrauen auf denselben Wechseln wieder in die steilen Schluchten der Höhenzüge zurückzukehren, um sich hier für die heißen Stunden des Tages einzuschlagen. Da eine Jagd zu Pferde auf Keiler in dem Hügelgebiete von Dschodpur unmöglich ist, muss der Moment ausgenützt werden, in welchem das Schwarzwild die Äsungsplätze bereits verlassen hat, sich aber noch in der Ebene befindet.
So wurde denn um 4 Uhr morgens gestartet. Bei herrlichem Mondschein und kühler, angenehmer Morgenluft ging es zunächst zu Wagen die in der Nähe des Forts gelegenen Hügel hinan, und von hier zu Pferde auf einer mit Steinplatten belegten Straße weit in die Ebene hinaus, wo wir nach Art von Vorposten aufgestellt, den Anbruch des Tages erwarteten. Endlich färbte sich der östliche Horizont rötlich, verblasste der Schein des Mondes, traten die Umrisse der nahe gelegenen Objekte deutlicher hervor. Während wir so auf unseren Posten aufmerksam ausspähten, war Hardschi Singh in Begleitung eines gewandten Reiters einige Hundert Schritte weit hinausgeritten, um Auslug zu halten. Nach kurzer Zeit gab Hardschi ein Zeichen, worauf die beiden Reiter in der Direktion unseres Haltplatzes zurückgaloppierten.
Alsbald begann die Jagd mit einem scharfen Run. Das Terrain, auf dem sich das Eberstechen abspielte, ist nach unseren Begriffen keineswegs zu so scharfem Galopp geeignet. Hohes Gras, das nicht erkennen lässt, wohin die Pferde treten, wechselt hier mit Dornbüschen und Steinplatten ab, hie und da gibt es kleine Schluchten und an den Stellen, wo ein Rudel Schweine gebrochen hat, tiefe Löcher. An dergleichen gewöhnt, gingen unsere Pferde mit erstaunlicher Geschicklichkeit full pace über diese Hindernisse hinweg, wobei allerdings einige Reiter stürzten. Unser armer General Protheroe kam so arg zu Fall, dass er durch einige Zeit am ganzen Körper steif blieb.
Ich ritt einen besonders tüchtigen, arabischen Hengst, den Sir Pratap Singh für mich ausgewählt hatte, und hatte, so beritten, die Freude, als Erster mit dem Speer einen Keiler zu stechen, worauf Hardschi demselben, einem starken Stücke mit schönen Waffen, den Fang gab. Mein Hengst hatte sich sehr geschickt benommen; denn als der Keiler, sobald ich ihm hinter dem Blatt den ersten Stich beigebracht, mich sofort angenommen hatte und meinem Pferde zwischen die Beine gefahren war, setzte der wackere Hengst mit einem Sprung über den Keiler hinweg.
Nach diesem viel verheißenden Beginn wurde die Jagd immer reger. Sobald die Sonne aufgegangen war, zogen die Schweine gegen das Gebirge; von allen Seiten her kamen hier ganze Rudel, dort einzelne Stücke heran. Da nur Keiler gejagt werden durften, mussten die jagdbaren Stücke aus den Rudeln herausgesucht werden, so dass es manche Fehljagd gab, weil es öfters erst bei näherem Herankommen an die Stücke möglich war, festzustellen, dass der Jäger irrtümlich eine Bache oder einen Überläufer verfolgt hatte.
Wir jagten ursprünglich in zwei Partien, deren eine von Pratap Singh, die andere von Major Beatson geführt wurde, doch trennten sich oft einzelne der Herren von ihrer Partie ab und folgten einem von der anderen Gruppe gehetzten Stücke; mitunter vereinigten sich wohl auch beide Partien und machten einige Zeit gemeinschaftlich Jagd. Die schärfsten und längsten Runs gaben immer die geringeren Stucke. während die starken Keiler sich bald stellten und dann jeden annahmen. der ihnen in die Nähe kam. Die Keiler von Dschodpur waren bedeutend böser „und schärfer als jene, die wir in Gwalior gejagt hatten und gingen blindlings auf die Pferde los, so dass mehrere dieser letzteren geschlagen wurden.
Als Hardschi Singh mir im Verlauf der Jagd meldete, er wisse einen Keiler, der sich in einen Dornenhaufen retiriert habe, ritten wir sofort an Ort und Stelle. Dort sprang Hardschi Singh mitten in die Dornen, die hier von Bauern aufgehäuft worden waren, hinein, worauf alsbald in der dem Reiter entgegengesetzten Richtung ein starker Keiler mit auffallend schönen Waffen hinausflüchtete, den ich nach wenigen Sprüngen erlegte.
Ein besonders böser Bursche war der letzte Keiler, den wir jagten. Dieser führte uns in ein Dornendschungel, wo er alsbald alles, was er in Sicht bekam, angriff; selbst die Soldaten, die als Ordonnanzen in der Nähe standen, wurden nicht verschont. Wir hatten ausgemacht, dass diesen Keiler Wurmbrand, der noch kein Schwein erlegt hatte, stechen sollte; doch kam Wurmbrand leider zu spät an dasselbe heran. Ein Soldat, welchem das Tier stark zusetzte, Hess dasselbe auflaufen, wobei der Speer durch die Kraft des Anpralles in Stücke ging. Damit war die Jagd zu Ende; die Schweine hatten schon sämtlich die Berge aufgesucht: die Sonne stand hoch am Himmel und so zogen wir mit unserer Beute — 22 Keilern — heimwärts.
Das Ergebnis des heutigen Pigstickings befriedigte uns höchlich, so dass ich das Eberstechen in Dschodpur hier gerne als eine der fröhlichsten und aufregendsten Jagden verzeichne, die ich je erlebt habe. Der Reiz dieses Sports wurde insbesondere durch die Art und Weise erhöht, in der sich die einheimischen Jagdreiter hiebei betätigt hatten. Sir Pratap Singh, überaus erfreut, uns so befriedigt zu sehen, fand nicht Worte genug, um uns darzutun, wie gut wir unsere Sachen gemacht hätten, und bat mich in der Freude seines Herzens, den kleinen Araberhengst, den ich ohne Wechsel bei sämtlichen vier Runs geritten und von dem aus ich ebenso viele Keiler gestochen hatte, als Geschenk anzunehmen. Alle meine Vorstellungen und Einwände — insbesondere jene, dass das Tier eine gar weite Reise in meine Heimat zurückzulegen haben würde, und dass ich Freund Pratap Singh eines so vortrefflichen Rosses nicht berauben wolle — blieben fruchtlos. Ich musste das Geschenk annehmen, wobei ich jedoch den Vorsatz fasste, dem freundlichen Spender nach meiner Rückkehr in die Heimat einen Lippizaner zu senden.
Nachmittags standen abermals sportliche Unterhaltungen auf dem Programm. Zuvor aber musste sich der zwölfjährige Sohn des Maharadschas, Maharadsch Kunwar Sardar Singh, vor uns in verschiedenen Fechtübungen, und zwar zunächst im Stockfechten produzieren. Der junge Herr zeigte sich hiebei äußerst geschickt und anstellig, und hieb weidlich auf seinen Lehrer los, der ihm übrigens von Zeit zu Zeit auch einen Schlag auf den Turban versetzte. Später kam das Fechten mit Holzsäbeln und dann jenes mit Schwert und Schild an die Reihe. Zum Schluss belobten wir den jungen Fechter, was ihn mit Freude und Stolz zu erfüllen schien.
Die Erziehung dieses Knaben stellt eine glückliche Verbindung körperlicher und geistiger Ausbildung dar. Erstere erfreut sich in den verschiedenen Formen des Fechtens, Turnens und Reitens aufmerksamster Pflege und sichert dem Kind eine gesunde, kräftige Entwickelung; die geistige Ausbildung wird rationell betrieben und hat schon jetzt anerkennenswerte Erfolge aufzuweisen, wie sich aus den staunenswerten Fragen und Bemerkungen des Knaben über Österreich folgern ließ. Obschon ich mir ganz klar bin, dass die bei diesem fürstlichen Sprossen angewandte Methode der Erziehung nicht für unsere heimatlichen Verhältnisse, geschweige denn für den Durchschnitt unserer Jugend maßgebend sein kann, so forderte, was ich hier sah, doch unwillkürlich zur Vergleichung heraus.
Durch Hintansetzung der körperlichen Ausbildung einerseits und durch Übermaß geistiger, oft übereilter und nur das Gedächtnis beschwerender Anforderungen andererseits, wird die allseitige Entwicklung unserer heranreifenden Generation verkümmert und in den jungen Staatsbürgern nur zu häufig der Grund zu den mannigfachsten leiblichen Gebrechen gelegt. Allerdings bildet die Aufgabe, das richtige, auf den Durchschnitt der lernenden Menschheit anwendbare Verhältnis zwischen der körperlichen und geistigen Ausbildung zu finden, ein schwieriges Problem für die Pädagogik; es verdient daher Anerkennung, dass namentlich in letzterer Zeit manche zweckmäßige Anläufe zur Lösung desselben genommen wurden. Allein von dem anzustrebenden Ziele sind wir wohl noch weit entfernt. Ich rede einer rationellen, den verschiedenen Alters- und Entwicklungsstufen angepassten körperlichen Ausbildung unbedingt das Wort, nicht nur ihrer hygienischen, sondern insbesondere auch ihrer ethischen Bedeutung halber. Unter sonst gleichen Umständen wird ein körperlich gut entwickelter und gekräftigter Mann sich in schwierigen, kritischen Augenblicken des Lebens besser bewähren als die bedauernswerten Produkt der überbürdenden geistigen Treibhauskultur, die dann zu siechen beginnen, wenn sie am üppigsten blühen und gedeihen sollen. Selbst die souveränste Beherrschung der Klassiker, die vollste Vertrautheit mit den subtilsten Geheimnissen der Mathematik ersetzen im Leben jene Eigenschaften nicht, die den ganzen Mann ausmachen. Eine angemessene körperliche Ausbildung unserer Jugend scheint mir — ich wage diese Ansicht auf die Gefahr rückschrittlicher Alluren beschuldigt zu werden — selbst um den Preis ausgiebiger Entlastung in szientifischer Hinsicht nicht zu teuer erkauft, weil ja hiedurch ein Sinken des geistigen Niveaus nicht notwendig bedingt, höchstens die geistige Detailbildung hinausgeschoben ist — mens sana in corpore sano.
Den Produktionen des künftigen Maharadschas anwohnend, konnte ich mich eines Lächelns nicht enthalten bei dem Gedanken an die Art und Weise, in welcher wohl in der Heimat ein Kind gleichen Alters den Gästen des Hauses vorgeführt würde. Wenn die glückliche Zeit vorbei ist. in welcher des jungen Erdenbürgers Aufgabe und Verdienst nur darin besteht, an Gewicht zuzunehmen, so hört der fördernde Einfluss auf seine körperliche Ausbildung zumeist auf. Der Geist ist nun Alles; das Kind möglichst früh, möglichst viel lernen zu lassen, das einzige Streben. Väter und Mütter fragen nicht, ob der Junge laufe, springe, turne, fechte. wohl aber, in welcher Klasse er angelangt sei, wie, mit welchem Erfolge er lerne, welche Sprachen er spreche; ja, wenn es tunlich ist, muss das gequälte Kind sofort eine Probe seiner Fertigkeiten ablegen.
Zu der verfehlten, das Schwergewicht fast ausschließlich auf die geistige Ausbildung legenden Erziehungsmethode gesellt sich noch das immer weitere Kreise der Bevölkerung erfassende Bestreben, die Söhne für die höheren Studien zu bestimmen — ein Bestreben, welches den Sohn des Bauers vom väterlichen Pfluge, den Sohn des ehrsamen Gewerbsmannes vom väterlichen Handwerke hinwegdrängt und so das geistige Proletariat vermehrt, das meistens zugleich auch ein körperliches ist. Sozialpolitiker und Assentierungs-Kommissionen dürften hierüber näheren Bescheid wissen.
Auf derselben Wiese, auf welcher uns zwei Tage vorher das Polo produziert worden war, führten uns die wackeren Dschodpurer noch einige Reiterspiele vor, so das uns schon bekannte Tentpegging, an welchem der kleine Sohn des Maharadschas sich auf einem 17 Faust hohen Schimmel eifrig beteiligte; dann das im Galopp auszuführende Entzweihauen von Schafen (Goatcutting). Bei dem letzteren, echt asiatischen Spiel muss der Reiter an einem toten Schaf, welches an einem Galgen hängt, in voller Karriere vorbeireiten und mittels eines scharf geschliffenen Säbels das Schaf mitten entzweihauen. Nur wenn auf einen Hieb die eine Hälfte des Schafes zu Boden fällt, ist die Übung richtig ausgeführt. Diesmal waren fünf Schafe in Intervallen von je fünfzig Schritten aufgehängt. Auch hier zeichnete sich wieder vor allen Hardschi Singh aus, der meinen Hengst ritt und einmal rechts, einmal links hauend, alle Schafe mit je einem Hieb in zwei Teile trennte.
Wer Gelegenheit gehabt hat, die Dschodpurer bei derartigen halb kriegerischen, halb equestrischen Spielen zu sehen, ihre Gewandtheit und Kühnheit zu beobachten, vermag wohl gleich uns der herrschenden Meinung beizupflichten, dass die Radschputen mit Fug und Recht als die vorzüglichsten und tapfersten Krieger Indiens gelten.
In einem mit zwei sehr eleganten arabischen Schimmeln bespannten Kutschierwagen kam nach Beendigung der Reiterspiele der Maharadscha angefahren und lud mich ein, einem großen Wettkampf seiner besten Ringkämpfer beizuwohnen. Da der Maharadscha bereits zu alt und zu schwer geworden, um den anderen Sports zu huldigen, findet er darin Zerstreuung, eine ganze Schar der auserlesensten Ringer — über hundert an der Zahl — zu halten, die alle aus dem Pendschab stammen. An dem Hof von Dschodpur erhalten diese Kämpfer in besonderen Schulen durch Trainers die für ihren Beruf erforderliche Ausbildung durch tägliche, vielstündige Übungen und entsprechende Nahrung; die Ringer werden bei sparsam bemessenem Trunk reichlich, insbesondere mit Milch und Butter, genährt, müssen sich jedoch an dem einem Kampf unmittelbar vorhergehenden Tag von Speise und Trank völlig enthalten. Der Maharadscha interessiert sich sehr für seine Schützlinge, kennt die Leistungsfähigkeit jedes Einzelnen und bestimmt die Kämpfer, die gegeneinander in die Schranken zu treten haben. Nach den Kämpfen, die äußerst anstrengend sind, erhalten die Ringer Geldpreise bis zu je 100 Rupien.
Wir saßen, von zahlreichen Würdenträgern umgeben, in einem großen Zelt, vor welchem sich der mit weißem Sande bestreute Kampfplatz ausdehnte. Eine große Menschenmenge umstand denselben und nahm lebhaften Anteil an den einzelnen Phasen des Kampfes. Besonders die Trainers der einzelnen Ringer gebärdeten sich wie toll und schrien ihren Leuten unaufhörlich Ermahnungen zu. Mehrere Ordner leiteten die Kampf und wachten darüber, dass den genau festgesetzten Regeln gemäß vorgegangen werde. Die Oberleitung des Kampfes ruhte in den Händen eines baumlangen, herkulisch gebauten Mannes, eines ehemaligen Ringkämpfers, der den Titel „der Heros“ führt und seinerzeit der beste, der unbesiegt gebliebene Kämpe Indiens gewesen ist.
Die Kämpfer schritten, bis auf einen Lendenschurz unbekleidet, paarweise in den Kreis, um auf ein Zeichen des Maharadschas das Ringen zu beginnen. Sechs Paare traten in die Schranken; hiebei waren immer Angehörige verschiedener Schulen einander gegenübergestellt, welcher Umstand nicht wenig dazu beitrug, die Kämpfer zum Aufgebot aller Kräfte anzuspornen. Besonders aufregend gestaltete sich ein Kampf zwischen einem sehr korpulenten Ringer und einem etwas leichter gebauten Kämpfer. Das Ringen endete mit der Niederlage des Kolosses, worauf der Sieger — beide Kämpfer waren vor Erschöpfung beinahe ohnmächtig niedergesunken — von seinen Trainers umarmt und von der Menge bejubelt wurde. Jeder Kampf galt als entschieden, sobald einer der Ringer den Boden mit beiden Schultern berührt hatte; aber selbst wenn ein Ringer schon „geworfen“ war, wendete er sich beim Fall oft so geschickt, dass er nicht auf den Rücken zu liegen kam.
Die Zähigkeit, Ausdauer und Widerstandskraft der Leute war bewundernswert, denn nahezu alle Kämpfe dauerten zwischen 40 und 50 Minuten. Angesichts der vollkommenen Ausbildung dieser Ringer erklärt es sich, dass ein Champion Englands, der nach Dschodpur gekommen war, nur um sich mit den Ringern daselbst zu messen, nach wenigen Minuten besiegt war. Zwei Stunden lang sahen wir dem interessanten Schauspiel zu; dann aber war es Zeit, an das Diner zu denken, da unser Zug schon um 9 Uhr abends abgehen sollte.
Auf dem Bahnhof nahmen wir von Sir Pratap Singh, Hardschi Singh, Major Beatson und den anderen Herren, die wir während unseres nur allzu kurzen Aufenthaltes in Dschodpur liebgewonnen hatten, in sehr herzlicher Weise Abschied. Pratap Singh beteuerte, er habe von allen Europäern, die er kenne, niemand so sehr schätzen gelernt, wie mich und meine Landsleute. Wir erwiderten diese Worte mit der Versicherung, dass lediglich das längst festgesetzte Reiseprogramm unserem Bleiben ein Ziel setze und bekräftigten wahrheitsgetreu, dass die Radschputen unsere volle Sympathie hätten; auch nahmen wir den genannten Herren das Versprechen ab, uns in Wien zu besuchen. Dann riefen uns diese in deutscher Sprache „Waidmannsheil!“ zu, ein Wort. das wir ihnen gelehrt, — der Zug setzte sich in Bewegung und wir verließen Dschodpur, von dem wir nicht ohne Rührung schieden.
Heller Mondenschein beleuchtete Berg und Tal, während wir gegen Dschaipur hinsausten. Vor Mitternacht stieg leuchtende Röte am Horizont auf und eine halbe Stunde später fuhren wir mitten durch einen weithin reichenden Steppenbrand. Das hohe, trockene Gras brannte lichterloh; mit Blitzesschnelle züngelten die Flammen den Boden entlang, einen Streifen um den anderen erfassend. Gleich feurigen Riesenschlangen wälzte sich das entfesselte Element dahin; in roten Feuersäulen stieg der dichte Qualm empor gegen den nächtlichen Himmel, knisternd, prasselnd, knatternd, als ertöne Kleingewehrfeuer; in Milliarden von Funken wehte die Lohe versengend über die Steppe.
Links
- Ort: Jodhpur, Indien
- ANNO – am 02.03.1893 in Österreichs Presse. Die zweite Nummer des zweiten Jahrgangs der Zeitschrift „Die Waffen nieder!“ der Pazifistin Bertha von Suttner ist erschienen.
- Das k.u.k. Hof-Burgtheater spielt „Kriemhilde“, während das k.u.k. Hof-Operntheater wieder einmal „Die Rantzau“ gibt.