Zeitlich morgens wurde vom Ufer des Laroki aufgebrochen und bei schönem, heiterem Wetter der Ritt nach Port Moresby angetreten. Unsere Leute, der Präparator, welcher mit der gestrigen Beute noch vollauf zu tun hatte, und das Corps der Gepäckträgerinnen sollten eine Stunde später nachmarschieren. In der Kühle des Morgens gestaltete sich der Heimritt rascher und angenehmer als der Marsch ins Jagdlager; schon nach Verlauf von drei Stunden hatten wir die Höhen oberhalb Moresbys erreicht, welche uns eine herrliche Rundschau auf den Hafen, die Niederlassungen der Eingeborenen, das Barrier-Riff und die blaue See boten. Das Gemälde war um so wirkungsvoller, als wir uns aus der Einförmigkeit stundenlangen Ritts durch die Ebene mit einem Schlag in das entzückende Panorama versetzt sahen.
In Port Moresby trafen wir unsere Dispositionen für den bevorstehenden Ausflug zum Vei Maori-Flusse. Zunächst hatte mich die „Elisabeth“ an dessen 46 Seemeilen von Port Moresby abliegende Mündung in der Redscar-Bai zu bringen, von wo dann die Jagdgesellschaft mit kleineren Fahrzeugen den Vei Maori aufwärts dringen sollte. Mittlerweile hatte die „Elisabeth“ den nordwestlich davon gelegenen, nautisch sicheren Ankerplatz vor Yule Island aufzusuchen, um daselbst über Nacht vor Anker zu liegen und mich am 20. Juni wieder in der Redscar-Bai abzuholen. In Yule Harbour sollte die „Elisabeth“ auch die dort befindliche katholische Mission, in welcher ein holländischer und mehrere belgische Missionare sowie einige fromme Schwestern von der Kongregation des Göttlichen Herzens eine segensreiche Tätigkeit entwickeln, in meinem Namen begrüßen. Ich hatte nämlich schon während unseres Aufenthaltes in Thursday einen der Missionare von Yule Harbour kennen gelernt, war von dem Pater auf das freundlichste eingeladen worden, gelegentlich meiner Reise in Neu-Guinea die Mission zu besuchen, und wollte, da ich dort nicht persönlich vorsprechen konnte, die Missionäre wenigstens durch die „Elisabeth“ aufsuchen lassen.
Da die Küste Neu-Guineas wie fast überall so auch im Süden und Südwesten der Insel reich an Klippen, Riffen und Untiefen ist und die Seekarten dieses Gebietes noch ziemlich ungenau und Lotungen nicht in genügender Anzahl durchgeführt sind, war der Rest des Tages durch Besprechungen des Gouverneurs und seiner Beamten mit den Herren des Stabes über die einzuschlagende Route vollauf in Anspruch genommen. Der Seemann, welcher für die Aufgabe eines Piloten ausfindig gemacht wurde, ein schon bejahrter Mann, der als Kapitän eines Schooners im Dienste eines Handlungshauses steht und seit 28 Jahren an den Küsten Neu-Guineas umhernavigiert, war zwar etwas leidend, allein infolge der Stärkungsmittel, welche unser Chefarzt dem Patienten zu administrieren wusste, erholte sich dieser so weit, dass er die Fahrt mitmachen konnte.
Die Vorräte wurden durch Ankauf von Konserven und anderem Proviant ergänzt, und schließlich war alles so weit klar, dass die „Elisabeth“ am kommenden Morgen auslaufen konnte.
Der Nachtrab der Expedition an den Laroki kam, vom Marsch ganz abgemattet, erst um 5 Uhr nachmittags an Bord zurück. Die Leute mussten den Weg auch diesmal während der heißesten Stunden des Tages zurücklegen; einige Mitglieder der Karawane hatten sich bei dem Jagdausflug Fieber geholt. Auch an Bord hatte dieses böse Übel Opfer auserkoren; denn ein Teil der Mannschaft sowie fast alle unsere Diener lagen krank darnieder.
Mallinarich hatte die Zeit unserer Abwesenheit dazu benützt, eine sehr hübsche Kollektion von Schmetterlingen und eine solche von Korallen zusammenzubringen; in der letzteren kamen wieder neue, von den bisher gefischten ganz verschiedene Formen vor. Auch waren, dank der Tätigkeit Mallinarich‘, aus dem an Fischen ausnehmend reichen Hafen von Moresby Vertreter der originellsten Arten in den Spiritusbehälter gewandert.
Die Kohleneinschiffung war längst beendet und auch der Kohlendampfer bereits tagszuvor mit dem Kurs nach Sydney ausgelaufen. Der Zustand unseres Schiffes hinderte sonach den Kommandanten nicht mehr, die Mitglieder der kleinen europäischen Kolonie von Moresby des Abends an Bord zu empfangen, wo die Musikkapelle ihre heiteren Weisen erklingen ließ.
Links
- Ort: Port Moresby, Neu Guinea
- ANNO – am 18.06.1893 in Österreichs Presse.
- Das k.u.k. Hof-Burgtheater spielt „Feodora“, während das k.u.k. Hof-Operntheater vom 1. Juni bis 19. Juli geschlossen bleibt.