Wir sind im Golf von Suez. Der Kanal liegt hinter uns und wir eilen wieder mit ganzer Kraft dem Roten Meere zu. Der Wind bläst noch immer frisch aus Nordost. Steuerbord haben wir die Berge auf dem ägyptischen Ufer, darunter den 1749 m hohen Dschebel Gharib, backbord die Halbinsel Sinai mit ihren nackten zerklüfteten Gebirgen. Mich erinnern, diese Gebirge lebhaft an Berge Palästinas und Syriens. Die höheren Teile ohne jede Vegetation, steil, zerrissen, mit zackigen, scharfen Gipfeln, die tiefer gelegenen Partien ebenfalls ungemein unregelmäßig; Schuttkegel und kleine Hügel wechseln mit tiefen, ausgewaschenen Rinnen und Tälern ab; es ist, als sei ein sturmgepeitschtes Meer plötzlich zu Stein erstarrt. Gegen die südliche Spitze der Halbinsel nimmt die abenteuerliche Form der Berge noch zu; man sieht auf manchem hochgelegenen Punkt zwischen wilden Spitzen breite Sandmoränen, die in ihren Ausläufern bis ins Meer münden.
Unser Lotse Achmed Ali, ein Araber aus Port Said, in langem gelben Burnus, einen roten Fez auf dem Haupt, nannte mich immer Padischah, indem er sich rastlos vor mir verneigte, wobei in seiner Miene jener Ausdruck gutmütiger Verschmitztheit lag, den man häufig bei den Söhnen der Wüste beobachten kann. In meiner Abwesenheit erkundigte er sich beim Wachoffizier lebhaft, ob ich ihn in Aden mit einem Bakschisch bedenken würde. Auf die Bemerkung des Offiziers, dass dies nicht gebräuchlich sei, schlug er demselben vor, ihm zu einem Bakschisch zu verhelfen, den sie dann miteinander teilen könnten. Dieser originelle Einfall, der auf die Landesüblichkeit gewisser Sitten ein Streiflicht wirft, unterhielt mich begreiflicherweise, und ich beschloss, den Ehrenmann bei seiner Ausschiffung mit einem Bakschisch, der ihm allein bleiben sollte, zu beschenken, damit er lerne, was bei uns Brauch ist.
Das Wrack eines Dampfers, welches an der Südspitze der Halbinsel Sinai auf einem Korallenriff steckt und nur mehr mit einem Teile des Buges und einem Mast aus dem Wasser ragt, macht einen ernsten Eindruck. Die traurigen Trümmer regen die Phantasie schaurig an. Man glaubt das Heulen des Sturmes, das Brüllen der See zu vernehmen, deren turmhohe Wogen das arme Schiff erbarmungslos an den Felsen geschleudert hatten. Was mag die Bemannung gelitten, welch grausige Schreckensszenen mögen sich abgespielt haben!
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- Ort: Golf von Suez
- ANNO – am 22.12.1892 in Österreichs Presse. Die Neue Freie Presse berichtet, dass in Österreichs militärischen Kreisen die deutsche Reform zur Reduktion der Militärdienstpflicht von drei auf zwei Jahre ebenfalls diskutiert wird. Bedenken bestehen, ob die Rekruten das militärische Handwerk in nur zwei Jahren erlernen können.
- Das k.u.k. Burgtheater ist vom 22. bis zum 24. Dezember geschlossen. Ein Teil der Einnahmen der Faust-Aufführung am Sonntag, 25. Dezember, kommt wohltätigen Zwecken zu.