In See nach Port Kennedy, 4. Mai 1893

Der heutige Tag ist ein trauriger Gedenktag für mich und so schwieg auch die Bordmusik, die uns sonst zwei Mal des Tages durch ihre heiteren Weisen erfreut.

Am Morgen sahen mehrere Herren eine Strecke der See mit einer großen Menge gelber Blüten bedeckt, die wahrscheinlich ein Sturm von der australischen Küste hergewirbelt hatte.

Der Abend vereinigte wie gewöhnlich die Mitglieder des Stabes auf dem Eisendeck und auch ich gesellte mich zu den Herren. Einige derselben gaben interessante Erzählungen von ihren weiten Reisen zum besten. Die lange Seefahrt, das stete Beisammensein auf dem Schiff bringt einander immer näher; das kameradschaftliche Leben befestigt sich und bildet die einzige, aber willkommene Erholung. Hat man das Glück, einen so angenehmen Kreis von Offizieren um sich zu haben, wie jenen, der auf der „Elisabeth“ eingeschifft ist, so fühlt man sich bald als Mitglied einer großen Familie, die Freud und Leid teilt.

Spät abends zwischen 10 und 11 Uhr frischt der Wind auf; der Mond blickt klar auf uns herab. Diese Zeit bietet die angenehmsten Momente des ganzen Tages, und auf der Brücke stehend, erquicken wir dann, die erfrischende Kühle einatmend, Leib und Seele.

Links

  • Ort: nördlich Australiens
  • ANNO – am 04.05.1893 in Österreichs Presse. Der Kaiser ist am 3. Mai in Budapest eingetroffen und hat mit Graf Tisza die Blumenausstellung besucht.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater und k.u.k. Hof-Operntheater bleiben „infolge allerhöchster Anordnung“ an dem Tag geschlossen.

 

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