In See nach Neu-Guinea, 11., 12. und 13. Juni 1893

Am 11. waren wir auf ganz offener See, am 12. kam der Archipel der Louisiaden in Sicht, und zwar zunächst Rossel Island mit dem Cap Deliverance, dann die große Insel Tagula, die in einem Kranz kleinerer, grüner Eilande liegt. Auch über die Louisiaden hat Großbritannien seine Schutzherrschaft ausgedehnt.

Früh morgens am 13. nahmen wir die Umrisse von Neu-Guinea. nämlich die südöstlichste Spitze bei South Cape, wahr. Wir steuerten auf ungefähr 40 Seemeilen längs der Küste gegen Port Moresby zu; doch verschwand die Küste unseren Blicken wieder, um nur ab und zu auf Augenblicke aufzutauchen; denn schwere Regenwolken lagen über der Insel und verhinderten jede Aussicht. Das Wetter war, abgesehen von der zunehmenden Temperatur in den Kabinen, sehr gut; die ersten zwei Tage herrschte zwar Wind aus Norden, also aus einer für diese Zeit ungewöhnlichen Richtung, der aber am dritten Tag in den normalen Südostmonsun umsprang.

Die ganze Fahrt über zeigten sich auffallend viele fliegende Fische, teils in Schwärmen, teils einzeln; manche derselben flogen auch an Bord, wurden gefangen und wanderten gleich in die Spiritusbehälter. Zahlreiche Möwen verschiedener Arten umschwärmten uns, besonders
große, ganz dunkelbraune Vögel, — eine Art von Tölpeln (Sula piscator) — deren ich sechs Stück erlegte; drei hievon fielen auf Deck. Einen solchen Vogel Mengen die Matrosen auch in der Nacht, als er sich, müde vom langen Flug und angezogen von den vielen Lichtern, auf einen Bootskrahn niedergelassen hatte. Die Anzahl und Verschiedenartigkeit der Möwen und Sturmvögel in den tropischen Meeren ist übrigens nicht zu vergleichen mit jener der nördlichen Meere, welche durch zahlreiche Flüge belebt weiden.

Schwere Arbeit verursachte das Waschen, Putzen, Trocknen und Verpacken unserer Korallenausbeute von Ugi; denn die erfischten Stücke mussten zuerst 24 Stunden lang in Süßwasser liegen, womit wir drei Boote, um in diesen die Korallen zu stauen, gefüllt hatten, und dann unter der Dampfspritze von den abgestorbenen Weichteilen und aufsitzenden Algen gereinigt werden, worauf die Formen im schönsten Weiß erglänzten. Abermals durch 24 Stunden hatten die Korallen endlich in freier Luft zu trocknen und wurden zum Schluss, von Sägespänen umgeben, in Kisten verpackt. Leider ging der Vorrat an Sägespänen bald zu Ende; doch hatte unser leitender Ingenieur in Gemeinschaft mit Clam bald eine Art Zirkularsäge erfunden, die mittels einer Transmission an die Aschenhissmaschine gehängt wurde und, gut funktionierend, aus zerschlagenen Kisten, gebrochenen Riemen u. dgl. Sägespäne erzeugte. Die Prozedur ging zwar langsam vor sich; trotzdem waren wir über die Erfindung sehr erfreut, da sie uns aus der Verlegenheit half.

Die Expeditionen in Ugi, namentlich das Durchwaten sumpfiger Stellen und in Verbindung hiemit wohl auch das Korallenfischen, hatten leider mehrere Fieberfälle unter der Mannschaft zur Folge.

Links

  • Ort: nächst Neu Guinea
  • ANNO – am 11.06.1893 in Österreichs Presse.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater spielt „Die alten Junggesellen“, während das k.u.k. Hof-Operntheater vom 1. Juni bis 19. Juli geschlossen bleibt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Solve : *
27 × 30 =


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.