In See nach Colombo, 2. Jänner 1893

Ich lag noch in tiefem Schlafe in meiner Cabine, als der Wachoffizier mich mit der überraschenden Meldung weckte, dass unsere Korvette „Fasana“ in Sicht sei. Schnell war ich auf der Brücke, von wo wir die Korvette mit allen Segeln auf uns zusteuern sahen. Jedermann auf der „Elisabeth“ war von freudiger Aufregung erfüllt; nach und nach war alles aufs Deck gekommen; die Standarte wurde gehisst; Boote waren zum Streichen vorbereitet. Galt es doch, ein Stück Vaterland, eines unserer Kriegsschiffe, heimkehrende Kameraden, die anderthalb Jahre lang die Welt umsegelt und in fernen Meeren unsere stolze Flagge entfaltet hatten, zu begrüßen!

Die wackere „Fasana“, die treffliche Seglerin, eines unserer Missionsschiffe, hat schon wiederholt mühe- und gefahrvolle transozeanische Reisen unternommen und sich stets vorzüglich bewährt. Diesmal hatte sie eine Leistung aufzuweisen, welche die allgemeine Bewunderung der maritimen Welt erregte. Es war der Korvette geglückt, in den Gewässern Ostasiens mit ganz geringen Havarien einen der allerschwersten Taifune zu überstehen, während große Dampfer, wie der P. & O.-Steamer „Bokhara“, in demselben Wirbelsturme untergegangen waren.

Die „Fasana“ begrüßte uns mit Flaggengala, 21 Schüssen und Wantensalut. Wir stoppten die Maschine, auf der „Fasana“ wurde backgebrasst. und ich fuhr, nachdem ein Boot gestrichen war, an Bord der Corvette. Hier empfing mich der Kommandant Korvetten-Kapitän Ripper und stellte mir den Stab, darunter die 20 eingeschifften Kadetten, unter denen sich auch Mannsfeld befand, vor. Die interessante Reise der „Fasana“ bot reichen Gesprächsstoff, besonders viel aber war von dem Taifun zu erzählen, in dem unsere wetterharten Seeleute rühmliche Bravour und Geschicklichkeit bewiesen hatten. Im ärgsten Sturme und bei den heftigsten Rollbewegungen des Schiffes musste die Mannschaft, während See auf See über Bord gieng und die Corvette zwei Boote verlor, das Marssegel wechseln. Um uns von dieser unter so ungünstigen Umständen äußerst schwierigen und gefahrvollen Arbeit eine annähernde Vorstellung zu ermöglichen, wurde uns das Wechseln der Marssegel vorgeführt.

In den Räumen des Schiffes, das wir in allen seinen Teilen besichtigten, erinnerten zahlreiche, namentlich aus Japan stammende Gegenstände an die eben zurückgelegte Reise.

Von hervorragendem Interesse ist die Maschine der „Fasana“; denn jene hatte sich früher auf der Fregatte „Schwarzenberg“ befunden und daher sowohl das Gefecht bei Helgoland, als die Schlacht bei Lissa mitgemacht.

Tief bewegt nahmen wir Abschied von den Kameraden. Salutschüsse und Hurras ertönten und beide Schiffe setzten ihren Kurs fort, die „Elisabeth“ nach Süden, die „Fasana“ nach Norden. Da schwebt das eine der Schiffe hinaus in die Weite, fernen Reisezielen zu, indes das andere, kaum gegrüßt, entschwindend, nach sechzehnmonatlicher Fahrt in die Heimat zurückkehrt! Mit vollen Segeln, von der Morgensonne beleuchtet, einer über die Wogenkämme ziehenden Möwe gleichend, enteilt die Corvette rasch unseren Blicken. Lange aber wirkte noch in meinem Herzen der erhebende Eindruck nach, welchen die Begegnung von 700 Landsleuten inmitten des Meeres, das Zusammentreffen zweier Schiffe unserer Kriegsflotte auf den Wellen des Ozeans hervorgerufen hatte.

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  • Ort: Arabisches Meer
  • ANNO – am 02.01.1893 in Österreichs Presse. Der Jahresbeginn startet mit dem Empfang des diplomatischen Corps in den jeweiligen Hauptstädten und gekrönten Häuptern bzw. Präsidenten. Die Neue Freie Presse berichtet in einem Spezialreport über den Zustand des Schulwesens in Bosnien-Herzegowina.

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