In See nach Bombay, 14. Jänner 1893

Please translate in de_de: At Sea to Bombay, 14 January 1893

Die vierte Morgenstunde hieß uns die Anker im Hafen von Colombo lichten und das irdische Paradies verlassen. Die Tage auf Ceylon, seine herrliche Tropenwelt, die Gastfreundschaft und die Genüsse, die uns das schöne Eiland geboten, leben in unserer Erinnerung fort.

Nicht der Engel in strahlender Rüstung und mit flammendem Schwert, der Adam aus dem Paradies gewiesen, sondern die prosaische Figur der unerbittlichen Marschroute hieß uns von dannen ziehen. So verließen wir denn, gleich unserem Stammvater, betrübt das Paradies. Allerdings in etwas vollständigerer Ausrüstung als jener; auch nicht um den Acker, sondern vielmehr um den Ozean zu durchfurchen im Schweiße des Angesichtes. Und dieses Pflügen war in der Tat nicht so einfach; denn im Golf von Mannar fanden wir die See ziemlich bewegt.

Nachmittags kam das Cap Comorin in Sicht, welches südwestlich von der sogenannten Adamsbrücke liegt, einer Reihe von Sandbänken, die Indien mit Ceylon verbinden und gegen Norden zu, auf Felsenriffen ruhend, den Golf von Manar abschließen. Der Sage nach soll Gott Räma, als er Ceylon erobern wollte, um die von Räwana nach Lanka (Ceylon) entführte Sita wieder zu gewinnen, den Meergott gezwungen haben, zwischen der Insel und dem indischen Festland eine Verbindung herzustellen. Der Meergott türmte nun Stein auf Stein empor, bis der Indien und Ceylon verbindende Damm entstanden war, über den Räma mit seiner Armee von Menschen und Affen hinwegmarschierte.

Wem Gott Neptun die bekannte maritime Steuer nicht auferlegte, der schrieb an diesem Nachmittag an seinem Tagebuch, das während der letzten Tage arg vernachlässigt worden war, oder hatte mit Sichten und Packen der auf Ceylon erworbenen Schätze vollauf zu tun.

Gegen Abend lullte der Wind etwas ein, so dass wir unser Diner in Ruhe auf dem Achterdeck einnehmen konnten.

Links

  • Ort: nahe Kape Komorin, Indien
  • ANNO – am 14.01.1893 in Österreichs Presse. In Paris tobt weiterhin der Panamaskandal. Gegenstand der Diskussion ist die Identität der anomymen Panama-Wertpapierbesitzer, deren Namen Ferdinand de Lesseps auch vor Gericht nicht nennen will. Eine Gruppe Senatoren hat den französischen Staatspräsidenten getroffen und ihm ihren Beistand und ihre Treue zur Republik versichert, gleichzeitig aber auch zur Wahrung der Versammlungsfreiheit gemahnt. In der gleichen Ausgabe der Neuen Freien Presse berichten die niederösterreichischen Waisenhäuser, dass sie im Jahr 1892 20.723 Kinder betreuten. Die Sterblichkeitsrate betrug 1892 unter Unter-Einjährigen Kindern 43%, für die Waisenhäuser insgesamt 13,9%. Mehr Kinder sterben jährlich als aus Waisenhäusern entlassen werden.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater spielt nun wirklich Grillparzers „Das goldene Vließ“, während das k.u.k Hof-Operntheater das Doppelpack „Cavalleria Rusticana“ und „Rouge et Noir“ wiederholt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Solve : *
6 × 11 =


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.