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diary entries of Franz Ferdinand

Kioto — Osaka, 10. Aug. 1893

Für den heutigen Tag war ein Ausflug nach Osaka, an den sich ein solcher nach Nara reihen sollte, in das Programm aufgenommen; der Zug entführte uns daher gegen jene Stadt auf derselben Strecke, die wir schon bei der Fahrt nach Kioto, allerdings des Nachts, zurückgelegt hatten. Wir durcheilten liebliche, grünende Landschaft, in welcher sich als eigentümliche Staffage zahlreiche Ziehbrunnen und Tretwerke, zur Berieselung der Grundstücke bestimmt, erheben. Bambuswäldchen unterbrechen in angenehmer Weise die Monotonie der weithin sich erstreckenden Reisfelder; wiederholt saust der Zug über die fast trocken liegenden Rinnsale von Bächen und Flüsschen und schließlich über das Bett des Kanzaki-gawas sowie über jenes des Jodo-gawas hinweg.

Aus weiter Ferne schon kündigt Osaka, eine Stadt von mehr als 473.000 Einwohnern, seinen Charakter als Industrie- und Handelszentrum durch den keineswegs malerischen Anblick zahlreicher Fabriken mit rauchenden Schloten an; das erste Gebäude, an welchem wir
vorbeikommen, ist eine mit Dampfbetrieb versehene Bierbrauerei, die ebenso sehr dem Durst als dem industriellen Stolz der Bewohner Osakas genügeleisten soll.

Der dringenden Bitte, meinen Exkursionen möglichstes Incognito zu sichern, war Gewährung zugesagt worden; doch bestand letztere lediglich darin, dass die Polizei vor mir nicht mehr salutierte, während im übrigen alles beim Alten blieb. So fanden denn auch hier wieder festlicher Empfang auf dem Bahnhof, Vorstellungen von hohen Würdenträgern statt, erfolgte ein triumphaler Einzug durch ein Spalier sich drängender Schaulustiger in die Stadt. Die ursprünglich geplante Revue über die gesamten, in Osaka garnisonierenden Truppen hatte ich dankend abgelehnt, zur Enttäuschung des Kommandierenden, eines alten Generallieutenants, dem ich jedoch als Ersatz den Besuch des Kastelles und des Arsenales zusagte.

Vier Hofwagen brachten uns in raschem Tempo zunächst nach dem Kastell, welches am linken Ufer des Jodo-gawas im Osten der Stadt liegt, die nicht selten das Venedig Japans genannt wird. Dieser Vergleich trifft nur insoweit zu, als den südlichen Teil Osakas zahlreiche, unreines Wasser führende Kanäle durchziehen, die von dem Jodo-gawa abzweigen.

Am Eingang des Forts empfing mich der Generallieutenant an der Spitze des Offizierskorps und geleitete mich in ein Dienstgebäude, wo er mir nach einer längeren Ansprache Photographien sowie Skizzen der Festung überreichte und eine Erfrischung anbot. Das Kastell ähnelt in seiner baulichen und fortifikatorischen Anlage jenem von Kumamoto und präsentiert sich, wenngleich es kleinere Dimensionen aufweist, doch als ein gewaltiges Werk, dank den kolossalen, aus Granitblöcken von 5 bis 7 m Breite und bis zu 12 m Länge hergestellten Umfassungsmauern und den doppelten, tiefen, mit Wasser gefüllten Gräben. Wie es möglich war, so riesige Granitblöcke mit den zur Zeit der Erbauung des Forts gegebenen technischen Mitteln in Bewegung zu setzen und übereinanderzutürmen, erscheint ganz unfassbar. Bemerkenswert ist, dass die Mauern der Escarpe sowohl als jene der Contreescarpe nicht geradlinig oder in einem Winkel, sondern in einer Kurve angelegt sind. Zu oberst auf dem Mauerrand ragen die der japanischen Fortifikation eigentümlichen Türme mit den geschweiften Pagodendächern empor; doch ist die Zahl derselben nur mehr eine geringe, da die meisten im Laufe der Zeiten Feuersbrünsten zum Opfer gefallen sind, wie denn heute das Fort überhaupt in Trümmern liegt und auch das innerhalb der zweiten Ringmauer gelegene Palais, angeblich das prächtigste Gebäude Japans, im Jahre 1868 von Flammen verzehrt worden ist. Doch wirken auch heute noch die Ruinen, auf welche wir blicken, imponierend und erzählen in ihrer stummen, eindringlichen Sprache die stolze Geschichte dieser Feste, welche als Schlüssel zu der Hauptstadt Kioto in stürmisch bewegten Epochen, bei entscheidenden Ereignissen der Geschichte Japans eine bedeutungsvolle Rolle gespielt hat und mit den glänzendsten Namen des Landes verknüpft ist.

Wo sich heute die Trümmer der festen Burg Osakas erheben, stand einst ein hochberühmtes buddhistisches Kloster der Schin-Sekte, das im Jahre 1571 über Befehl Nobunagas zerstört wurde, welcher sich durch Kriegsglück und Tapferkeit zu dem mächtigsten Feudalherrn aufgeschwungen hatte, so dass er vom Mikado zur Pazifikation des Landes berufen wurde und wagen konnte, Schogune zu vertreiben und einzusetzen. Die Kirchengeschichte rühmt ihn, da er die Christen schützte, während er das entartete buddhistische, seinen kühnen Plänen widerstrebende Priestertum verfolgte. Den Befehl, das Kloster in Osaka zu zerstören, bekräftigten Nobunagas Worte: „Diese Bonzen gehorchten nie meinem Befehle, sondern unterstützten stets die schlechten Kerle und widerstehen der kaiserlichen Armee. Wenn ich sie jetzt nicht wegschaffe, wird diese Noth immer fortdauern: überdies habe ich gehört, dass diese Priester ihre eigenen Regeln übertreten, denn sie essen Fische und schlechte Kräuter, halten sich Konkubinen und rollen die heiligen Schriften zusammen, statt darin zu lesen und zu beten. Wie können sie Wächter gegen das Böse und Bewahrer der Gerechtigkeit sein?“ Dann taten Feuer und Schwert ihre Schuldigkeit. Kurze Zeit darnach ließ Taiko-sama an der Stelle des zerstörten Klosters die Burg Osakas erbauen und dieselbe einige Jahre später verstärken, zu welchem Zweck angeblich 17.000 Häuser geschleift wurden.

Im Zusammenhang mit der Verfolgung der Christen wurde Osaka, ein Hort des Christentums und eine Zufluchtsstätte Unzufriedener, schon im Jahre 1615 von Ijejasu, dem Begründer des Schogunates der Tokugawa, und dessen Sohne Hidetada berannt und erobert. Bei dem Zusammenbruch des Feudalsystems in Japan und der Wiederherstellung der Herrschaft des Mikados war es Osaka vorbehalten, den Niedergang des Schogunates der Tokugawa zu sehen, wie es die Begründung und das Aufblühen dieser Herrschaft geschaut hatte. Hier setzte sich im Jahre 1868 der letzte Schogun aus jenem Hause fest, konnte jedoch weder das Schloss noch die Stadt halten und musste auf einem amerikanischen Schiff flüchten. In den Flammen, welche das Schloss verzehrten, versank auch das Schogunat und mit ihm das alte Feudalsystem.

An der Stätte großer historischer Erinnerungen wird jetzt ein Werk des Friedens, ein großes Reservoir, erbaut, bestimmt, die Stadt mit frischem Wasser zu versehen. Der Blick von der Höhe des Kastelles auf die Stadt und auf die Umgebung ist herrlich; in weiter Ferne sah man auf der Inland-See große Dampfer ihres Weges ziehen.

Obschon der Besuch des Arsenals bei der drückenden Hitze etwas beschwerlich fiel, bereue ich denselben doch nicht, da er mir Gelegenheit geboten hat, mich von dem hohen Stand der japanischen Waffenindustrie zu überzeugen. Die Kürze der Zeit, in welcher Japan vermocht hat, sich mit allen einschlägigen europäischen Einrichtungen vertraut zu machen, nimmt geradezu Wunder. Eben wurde im Arsenal an einer Anzahl von Geschützen, und zwar von 7 cm Gebirgs- bis zu 40 cm Festungsgeschützen gearbeitet, welche für einige neuerrichtete Forts bestimmt sind; denn die Regierung ist sorgfältig darauf bedacht, jeden geeigneten Punkt der Küste, jede Passage, jedes Vorgebirge und jede Halbinsel mit Forts zu bespicken und diese dann tüchtig zu armieren. Das Arsenal ist mit Maschinen modernster Konstruktion ausgerüstet, so dass die Geschützrohre, welche in rohem Zustand aus der Gießerei kommen, binnen kürzester Zeit fertiggestellt und adjustiert sind. In mehreren, umfangreichen Hallen wird die Geschosserzeugung im großen Stil betrieben; selbstverständlich fehlt es nicht an den erforderlichen Nebeneinrichtungen, so an einer Anstalt zur Vornahme von Gewehrreparaturen, an Tischlereien, Wagnereien und Sattlereien zur Herstellung der Lafetten, Protzkästen und des Sattelzeuges für die Artillerie. In der Sattlerei besichtigte ich eingehend alle im Gebrauch stehenden Ledersorten und die Erzeugung der Sättel sowie der Satteldecken; doch fand ich letztere auch hier zu dünn und die Sättel zu wenig widerstandsfähig gebaut, so dass denselben Dauerleistungen, wie man sie bei uns verlangt, kaum zugemutet werden dürften. Das Arsenal übernimmt gegenwärtig auch schon Lieferungen für das Ausland: so wurden gerade jetzt einige Gebirgsgeschütze für die portugiesische Regierung hergestellt.

Der Besichtigung des Arsenals folgte im Offiziersclub ein opulentes Frühstück, welchem auch die Generalität und der Gouverneur anwohnten. Das Gebäude des Clubs trägt in seinem Äußern europäischen, im Innern aber japanischen Charakter an sich, welcher durch
eine kleine, aber interessante Kollektion kunstindustrieller Gegenstände noch stärker hervortritt. Große, angeblich von der Höhe des Fudschijamas gebrachte Eisblöcke in Bronzevasen spendeten angenehme Kühlung. Bei dem Dejeuner erregte der Gouverneur lebhafte Heiterkeit; er versicherte zwar, dass ihm seiner angegriffenen Gesundheit halber vom Arzt der Genuss von Sake untersagt sei, hielt aber den Cognac für erlaubt und sprach demselben auch wacker zu.

Endlich hieß es aufzubrechen, um von der in Minato-tscho gelegenen Station mit der Eisenbahn nach Nara zu fahren. Die Bahnstrecke zieht, eine an Wasseradern reiche, allenthalben mit Reis bebaute Ebene, später hügeliges Terrain durchquerend, zuerst gegen Südosten durch die Provinz Kawatschi, welche sowie die Provinz Jamato, deren Hauptort Nara ist, ebenfalls zu den fünf Stammprovinzen gehört; dann setzt sie vor der Station Udschi über die Bergkette, welche die Grenze zwischen den genannten Provinzen bildet, und erreicht in einem nordostwärts gewendeten Bogen die Stadt Nara. Bevor wir jedoch hier anlangten, machten wir in Horjudschi halt, um dem kaum eine halbe Stunde entfernten Tempel einen Besuch abzustatten.
In Dschinrickschas dahinrollend, sehen wir bald den Tempel oder, besser gesagt, das den Häusern einer kleinen Stadt gleichende Konglomerat von Tempelgebäuden, welche, zu malerischen Gruppen vereinigt, in einem lieblichen Hain liegen und durch Gänge sowie durch Treppen, die mit kleinen Kapellen und Bronzegefäßen geschmückt sind, in Verbindung stehen.
Bei unserem Rundgange schreiten wir allenthalben an Toren vorbei, welche von fratzenartigen Wächtern, deren einer in schwarzer, der andere in roter Farbe dräut, bewacht werden. Der Tempel ist von Schotoku-daischi begründet und im Jahre 607 beendigt worden; er ist somit das älteste der vorhandenen Buddha-Heiligtümer, dessen reichhaltige Kunstschätze nicht nur die Regierung bestimmten, zur Erhaltung des Tempels einen namhaften Betrag zu widmen, sondern auch zur Bildung einer ebenfalls die Konservierung dieses Heiligtumes anstrebenden Gesellschaft Anlass gaben.

Die Halle der Träume, Jume-dono, ein achteckiges Bauwerk, ist der Göttin Kwan-on geweiht, deren 600 Jahre zählendes Bildnis neben dem 1100 Jahre alten Konterfei Schotoku-daischis hängt. In dem rechten Flügel eines dahinter liegenden großen Gebäudes, das durch Wandbilder, die zum Teil aus dem Jahre 1069 herrühren, geschmückt ist, wird als Reliquie die Regenbogenhaut mit der Pupille von Buddhas linkem Auge, deren Anblick den Gläubigen stets um die Mittagsstunde gestattet ist, aufbewahrt; in dem linken Flügel befindet sich ein Bildnis der Göttin Kwan-on, die hier um Hilfe wider böse Träume angerufen wird. Der Haupttempel, umgeben von einer länglichen Einfriedung, enthält eine Reihe von Bildnissen, Buddha und andere Gottheiten darstellend, deren drei im Jahre 1231 als Ersatz für ebenso viel entwendete Statuen erneuert wurden.

Eine Bronzestatue von Jakuschi Njorai, das ist des Heilenden Buddha, und eine Holzfigur von Fugen, dem besonderen göttlichen Patrone jener, die sich ekstatischer Betrachtungsweise hingeben, sollen von einem Priester, namens Zemui, aus Indien gebracht worden sein; auch zwei anderen Bildnissen, darunter einem die Göttin Kwan-on darstellenden, wird indischer Ursprung beigelegt. Als Schätze höchsten Wertes erscheinen hier die Wandbilder, welche, allerlei buddhistische Vorwürfe wiedergebend, dem Künstler Tori Busschi sowie einem koreanischen Priester zugeschrieben werden und von großer Bedeutung für die Kunstgeschichte Japans sind; denn das hohe Alter dieser Werke ist wohl außer Zweifel und der Stil sowie die vollendete Darstellung, welche von keinem bekannten japanischen Künstler erreicht worden sind, deuten auf koreanischen Ursprung.

In dem Jakuschi Njorai gewidmeten Tempelgebäude bietet sich ein Anblick von eigenartigster, überraschendster Wirkung, da die Wände von Tausenden und Abertausenden von Schwertern, Messern, Bogen, Pfeilen, mit einem Worte von Waffen aller Art bedeckt sind, welche Männer, sowie von Spiegeln und Haaren, die Frauen hier als Weihegeschenke geopfert haben; doch auch an Gegenständen anderer Art, welche der Gottheit aus Dankbarkeit für empfangene Gnaden gewidmet wurden, fehlt es nicht, so insbesondere nicht an Bohrern, welche als Symbol wiedererlangten Gehöres dargebracht wurden. Was meinen unsere Ohrenärzte zu dem Zusammenhang zwischen diesem Instrument und beseitigter Taubheit?

Durch kolossale Göttergestalten zeichnet sich der Kami-no-do aus; in diesem Tempel erblicken wir Darstellungen von Schakjamuni (Buddha), von Monschu, einer Personifikation übersinnlichen Wissens, von Fugen und von Schi-Tenno, einem der vier Himmelskönige, welche die Welt gegen Dämonen verteidigen; ferner sind hier zu schauen eine Gruppe, die den Tod Buddhas versinnbildet, und Abbildungen der acht Szenen aus Buddhas Dasein, beginnend mit dessen Geburt im Himmel und endigend mit dessen Eingang in das Nirwana. Eine der Kolossalfiguren zeigt auffallende Ähnlichkeit mit den bei uns üblichen Darstellungen des Erzengels Michael, welcher mit der Lanze den bösen Feind abwehrt.

Eine düstere, langgestreckte Halle, die im ersten Augenblicke den Eindruck der Requisitenkammer eines Theaters macht, birgt den Tempelschatz, welchem, und wie es scheint mit Recht, ein überaus hoher Wert nachgerühmt wird. Hier finden sich prachtvolle, geradezu unschätzbare, gobelinartige Stickereien, Figuren und allerlei andere Gegenstände aus Holz und Bronze, Masken, Schwerter, riesige Trommeln, Gongs u. a. m. In einer Reihe von Schränken, welche versperrt gehalten werden, dürften noch zahlreiche andere, dem profanen Blicke jedoch entzogene Kostbarkeiten verwahrt sein. Bei Schluss des Rundganges ließen uns die Bonzen Erfrischungen reichen, welche wir gerne annahmen, um sodann rasch nach der Station zu fahren, von wo uns der Zug nach Nara brachte.

Diese Stadt, am Fuß einer gut bewaldeten Bergkette erbaut, kann den Ruhm beanspruchen, eine der ältesten Ansiedlungen des Landes zu sein, ist jedoch heute nur mehr ein Schatten dessen, was sie gewesen. Einst hat Nara sogar den Mittelpunkt des Reiches gebildet, bis der Kaiser Kwammu seine Residenz nach dem heutigen Kioto verlegte. Nach halbstündiger Fahrt in Rickschas durch die Hauptstraße Naras und eine lange, von hundertjährigen Cryptomerien und Zypressen gebildete Allee erreichten wir das mitten in einem Tempelhain, dem Kosugano-jaschiro, gelegene Clubhaus, welches unser Quartier bilden sollte.

Die Lieblichkeit des landschaftlichen Bildes wird in anmutiger Weise belebt durch die zahlreichen heiligen Hirsche, welche sich zwischen Rickschas und Fußgängern vertraut tummeln und unbesorgt äsen. Diese Hirsche (Cervus schika), deren Hegung auf tausend Jahre zurückreichen soll, sind stärker und gedrungener als der Axishirsch, demselben jedoch sonst ziemlich ähnlich; es schien mir, als ob die Zahl der Hirsche, welche gut aufsetzen, aber nicht über acht Enden bilden, jene der Tiere überwiege. Das Hochwild steht unter besonderem Schutz, so dass früher Todesstrafe auf Erlegung eines Stückes gesetzt war; es wird immer in der Nähe der Tempel gefüttert, was zur Folge hat, dass es zahm genug ist, das Futter aus jedermanns Hand zu nehmen.

Unser Quartier erweist sich als eine ganz reizende Behausung: denn von meinen im ersten Stockwerk gelegenen Zimmern kann der Blick über den dunklen Tempelhain, aus dessen Blättermeer bald da, bald dort eine Pagodenspitze oder das Dach eines Tempelgebäudes hervorlugt, und über die grünenden Bergesabhänge schweifen, so dass man sich ferne von jedem städtischen Gemeinwesen wähnt. Der landschaftliche Zauber und die stille Ruhe dieses Erdwinkels sollen auch der Kaiserin von Japan zusagen, welche Nara gerne besucht und dann, weil diese Stadt eines kaiserlichen Palais entbehrt, gleichfalls in dem lauschigen Clubhaus, insbesondere die von mir benützten Zimmer bewohnend, ihr Hoflager aufschlägt.

Da die vorgerückte Stunde eine Besichtigung der Sehenswürdigkeiten Naras ausschloss, durchwanderte ich den Tempelhain, um die Hirsche zu füttern, deren sich bald ein Rudel von etwa 60 Stücken um mich versammelt hatte; die zahmen Tiere bedrängten mich förmlich, beschnupperten meine Taschen und ruhten nicht, bis ich ihnen einige Leckerbissen reichte, wobei ein besonders kecker Hirsch seinen Forderungen durch das Geweih einigen Nachdruck zu geben suchte.

Nach dem Diner im Clubhaus fand auf der vor der Veranda liegenden Wiese bei Beleuchtung durch mächtige, flackernde Kienspanflammen eine originelle Produktion von Tänzern, Mimikern und Schauspielern statt. Den Reigen eröffnete ein von einem Krieger in reichem Kostüm aufgeführter altchinesischer Tanz, Gwan-so-raku, das heißt Freude der Vorfahren, genannt, wobei der mit einer greulichen Kopfmaske geschmückte Künstler sich wirbelnd um eine vor ihm zusammengerollt liegende Schlange drehte, dieselbe mit seinen Waffen bedrohte und schließlich erwürgte. Ist es schon bei den heimatlichen Balletten mit Schwierigkeiten verbunden, der choreographischen Handlung einen mehr oder weniger vernünftigen Sinn unterzulegen, so war dies hier völlig unmöglich, bis mir die Deutung zuteil wurde, dass im fernen Westen Barbaren gelebt haben sollen, welche Schlangen fraßen, und dass der Tanz unter dem Bild der getöteten Schlange den Sieg des Kaisers über seine Feinde und die Freude über des siegreichen Herrn Rückkehr symbolisiere. Mehr Interesse als die Aufführung flößten die alten Brokatstoffe ein, in welche der Krieger gehüllt war.

Der zunächst produzierte Tanz, namens Kaden, war eigentlich mehr ein Clownkunststück denn eine choreographische Leistung, da zwei in scheußlichen Löwenmasken steckende Künstler die Bewegungen zweier Löwen nachahmten, wobei sie sich übrigens recht geschickt erwiesen. Dieser Tanz soll vor mehr als 1000 Jahren auf Befehl des 54. Mikados, Ninmio-Tennos, von Fudschiwara Sadotoschi komponiert worden sein.

Die nun folgende, von Gesang begleitete Darstellung hatte eine Legende zum Vorwurf, welche an jene von der Versuchung des heiligen Antonius erinnerte; denn Gott Miwa verwandelt sich in ein Weib, um einen gottesfürchtigen Priester Buddhas, Gwanpin mit Namen, der vor 1100 Jahren gelebt haben soll, zu verführen; Miwa bringt diesen in besonders heikle und schwierige Situationen, aus welchen der Gottesmann jedoch nach langem Kampf als Sieger hervorgeht. Anfänglich wirkte die Aufführung durch die eigentümliche Handlung und die Darstellungsweise äußerst komisch, wurde aber im späteren Verlaufe ziemlich monoton, da die verschmähte Pseudogöttin in endloses Heulen und Weinen ausbrach und der standhafte Diener Buddhas, in einer Ecke der improvisierten Bühne hockend, unausgesetzt lästerlich fluchte.

Zum Schluss wurde von Schauspielern eine Posse aufgeführt, welcher die Idee einer unsichtbar machenden Mütze, also einer Tarnkappe, zugrunde lag. Ein Knabe, der von seinem Herrn allzu viel Prügel erhält, flieht in einen Buddha-Tempel zu Kioto und bittet um Hilfe, die ihm auch in einer mit Rücksicht auf die Umstände ganz praktischen Weise, durch Verleihung einer unsichtbar machenden Kappe, zuteil wird. Der Meister vermag nun den Jungen nicht mehr zu entdecken und ersucht einen Bonzen, den Knaben ausfindig zu machen, was natürlich nicht gelingt, so dass der Knoten sich zum Gaudium des Lehrjungen in einer solennen Prügelei zwischen dem Meister und dem Bonzen schürzt und löst.

Die No-Tänze, so heißen die Produktionen, werden von einer unseren Ohren nicht entsprechenden, monotonen Musik begleitet, die bestritten wird durch eine Mundorgel, Scho, durch ein mörserartiges, mit einem Hammer geschlagenes Instrument, Kokin, welches den Bass ersetzt, und durch eine Bambusklarinette, Fudsche, sowie durch eine in liegender Stellung gespielte Zither, Koto.

Links

  • Ort: Nara, Japan
  • ANNO – am 10.08.1893 in Österreichs Presse.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater macht Sommerpause bis zum 15. September, während das k.u.k. Hof-Operntheater das Ballet „Ein Tanzmärchen“ aufführt.

Kyoto to Osaka, 10 August 1893

Today’s program included an excursion first to Osaka and then to Nara. The train therefore took us towards that city on the same line that we had already used on our journey to Kyoto although at night. We rushed through a lovely green landscape where numerous sweep wells and treadwheels to irrigate the area rise as a strange accessories. Small bamboo forests interrupt in an agreeable way the monotony of the rice paddies extending very far. Repeatedly the train dashes over the nearly dry trickles of streams and small rivers an finally the bed of Kanzaki-gawa and also Jodo-gawa.

From the far distance Osaka, a city of more than 473.000 inhabitants, announces its character as an industry and trade center by the in no way picturesque view of numerous factories with smocking stacks. The first building that we passed was a brewery operated by steam that satisfied both the thirst and the industrial pride of the inhabitants of Osaka.

My strong request to keep my excursion Incognito as much as possible was granted but it only consisted that the police no longer saluted in front of me while everything else stayed the same. Thus we found here again a festive reception at the station, the presentation of high dignitaries, a triumphal entrance into the city through a cordon of curious spectators. I had declined with thanks to see the originally planned revue of the toal garrison troops of Osaka, quite to the disappointment of the commanding general, an old lieutenant general to whom I confirmed a visit to the castle and the arsenal instead.

Four court carriages brought us quickly first to the castle that is on the left bank of the Jodo-gawa in the East of the city that is not rarely called the Venice of Japan. This comparison is only valid in terms that in the Southern part of Osaka re numerous canals of filthy water that branch off from Jodo-gawa.

At the entrance to the fort the lieutenant general received me at the head of the officer corps and accompanied me into a service building where he presented me with photographs and sketches of the fortress after a long speech and offered refreshments. The castle resembles in its construction and fortification those of Kumamoto and represents a huge installation, although of smaller dimension, of an enclosing wall made out of colossal granite blocks that was 5 to 7 m wide and up to 12 m long and had a deep water-filled double moat. How they managed to move and pile up the giant granite blocks with the technical means available during the time of construction of the castle seems nearly unthinkable. It is remarkable that the walls of the escarpe and that of the contre-escarpe are not straight or at an angle but laid out in a curve. On top of the walls rise the peculiar towers of Japanese fortifications with their curved pagoda roofs. But their number is very small as most had in time become victim of the fires. Overall, the castle has turned into a ruin and also the palace within the second enclosed wall, apparently once the most splendid building of Japan, was consumed by flames in 1868. The ruins still look impressive today and tell the proud history of this fortress in a silent but haunting language. The castle was the key to the capital of Kyoto during those turbulent times and played an important role at decisive events in the history of Japan and is associated with the most illustrious names of the country.

Where today rise the debris of Osaka castle once there stood a very famous Buddhist monastery of the Shin sect that was destroyed in 1571 by the order of Nobunaga who had become one of the most powerful feudal lords thanks to the fortune of war and his bravery so that he was tasked by the Mikado to pacify the land and could dare to chase away shoguns or appoint them. Church history glorifies him as he protected Christians while he persecuted the depraved Buddhist priests who opposed his audacious plans. The order to destroy the monastery of Osaka is reinforced by Nobunaga’s words: „These bonzes never obeyed my orders but always supported the bad guys an resisted the Imperial army. If I do not remove it now, this misery will go on forever. Furthermore I have heard that these priests have ignored their own rules: They eat fish and bad herbs, have concubines and roll up the holy scripts instead of reading them and pray. How could they be the guardians against the bad and the keepers of justice?“ Then fire and sword performed their duties. A short time later the Taiko-sama had Osaka castle built in the spot of the destroyed monastery and had it reinforced a few years later. For that purpose apparently 17.000 houses were leveled.

In connection with the persecution of the Christians, Osaka became a place of refuge for Christianity and other malcontents and was besieged and conquered already in 1615 by Ieyasu, the founder of the Tokugawa shogunate, and his son Hidetada. During the downfall of the feudal system in Japan and the restitution of the rule of the Mikado it was left to Osaka to witness the decline of the Tokugawa shogunate as it had seen the foundation and rise of its reign. Here the last shogun from this family took up his position in 1868 but could not hold neither castle nor city and had to flee on an American ship. In the flames that consumed the castle the shogunate and with it the old feudal system perished too.

At the place of great historical memories there is now a peaceful work being built, a large reservoir that is to supply the city with fresh water. The view from the heights of the castle upon the city and its surrounding is gorgeous. In the far distance one could see the large steamers move across the inland sea.

Even though the visit to the arsenal was a bit arduous due to the oppressive heat, I still did not regret it as it offered me an opportunity to verify personally the high state of the Japanese arms industry. The short time during which Japan has managed to gain the knowledge about all the respective European installation is almost a miracle. In the arsenal they were just working on a number of guns, namely 7 cm mountain artillery to up to 40 cm fortress guns intended for newly constructed forts. As the government is diligently prepared to protect every suitable point at the coast, each passage, every ledge and every peninsula with forts and then arm them soundly. The arsenal is equipped with machines of the most modern construction so that gun barrels that arrive in a raw state from the foundry are within a short time completed and adjusted. In multiple extensive halls the gun production is active in a grand style. Naturally the associated secondary installations are not missing, thus a shop to repair rifles, a carpenter’s, a wainwright’s and a saddler’s shop for the production of carriages, ammunition wagons and the tacks for the artillery. In the saddler’s shop I examined all the types of leather used as well as the production of saddles as well as saddle blankets. Here too I found the latter to be much too thin and the saddles not built as robust as required for the permanent wear and tear they are exposed to at home. The arsenal currently already produces goods for export. Thus just a few mountain artillery pieces were produced for the Portuguese government.

After the visit to the arsenal followed an opulent breakfast in the officer’s club which was also attended by the generals and the governor. The building of the club is in its exterior of European but in the interior of  Japanese character which is enhanced by a small but interesting collection of art-industrial objects. Large ice blocks in bronze vases apparently from the heights of Fujiyama  provided agreeable coolness. At the breakfast the governor produced vivid hilarity. He assured me that his doctor had forbidden him to drink sake given his unsound state of health, but saw no objection to the consumption of cognac and consumed it with vehemence.

Finally it was time to go and take the railway from Minato-cho Station to Nara. The railway line crosses a plain cultivated everywhere with rice paddies and rich in streams, later hilly terrain. First in a South-eastern direction across the province of Kawachi, which like the province of Yamato whose capital Nara is are also part of the five core provinces. Then it continues in front of Uji Station over the mountain range which forms the border between the mentioned provinces and reaches in a North-eastern arc the city of Nara. Before we arrived there we made a stop at Horyuji to visit a temple at a distance of half an hour from there.

Moving in djinn rickshaws we soon saw the temple or more precisely the houses of a conglomerate of temple buildings that looked like a small city and were united in picturesque groups in a lovely grove and connected by paths and stairs that are decorated with small chapels and bronze vessels.

During our tour we walked past gates everywhere  that are protected by threatening grotesque guards in black and in red colors. The temple had been founded by Shotoku-daishi and completed in 607. It is thus the oldest surviving Buddhist temple whose rich art treasures are supported not only by the government but also a dedicated society to support the maintenance and conservation of the temple with notable contributions.

The hall of dreams, Yume-dono, an octogonal building, is dedicated to the goddess Kwan-on whose 600 year old image hangs beside an image of the 1100 year old face of Shotoku-daishi. In the right wing of a large building behind it that is ornamented by wall paintings that in part date from 1069 a reliquary is kept of the iris of the pupil od Buddha’s left eye whose view believers can look at always at noon. In the left wing there is an image of the goddess Kwan-on who is asked for assistance against evil dreams. The main temple, surrounded by a rectangular wall, contains a number of paintings, of Buddha and other gods of which three had been installed in 1231 as a replacement of three stolen statues.

A bronze statue of Yakushi Nyorai, that is the healing Buddha, and a wooden figure of Fugen, the especially divine patron of those who devote themselves to ecstatic views, are said to have been brought by a priest called Zemui from India. Two other images, among them one of the goddess Kwan-on is said to be of Indian origin. As treasures of the highest value appear the wall paintings that show all kinds of Buddhist reproaches and are assigned to the artist Tori Busshi as well as a Korean priest and have a great importance in Japanese art history. The old age of these works is beyond doubt and the style as well as the perfect execution that was not matched by any known Japanese artist point to a Korean origin.

In the temple building dedicated to Yakushi Njorai, a view of the strangest and surprising kind is presented as the walls are covered by thousands and thousands of swords, knives, arrows, bows, in one word with weapons of all kind that men have offered while mirrors and hair has been sacrificed by women as devotionals. But also other objects of all kinds have been given to the god out of gratitude for the mercy shown. Not missing are drills as a symbol for a restored sense of hearing. What would our ear specialists think about these instruments and the unmade deafness?

Colossal god statues distinguish the temple of Kami-no-do; in this temple we view the images of Shakyamuni (Buddha), of Monchu, a personification of supernatural knowledge, of Fugen and Shi-Tenno, one of the four kings in heaven who defend the world against demons. Furthermore a group is displayed that symbolises the death of Buddha and images of the eight scenes from Buddha’s life, beginning with his birth in heaven and ending with his entrance into nirvana. One of the colossal statues shows a notable close similarity to our common representation of the Archangel Michael who defends himself with a lance against the evil enemy.

A dark long winded hall that at first gave the impression of a prop storage room of a theater contains the temple treasure that is said, in my opinion justly, to be of exceptionally high value. Here there are splendid truly invaluable tapestry-like embroideries, figures and all kinds of other objects made out of wood and bronze, masks, swords, giant drums, gongs etc. In a row of closets that are locked off there must be further valuables that are kept out of sight from  profane viewers. At the end of the tour the bonzes offered us refreshments that we gladly accepted and then drove quickly to the station where the train took us to Nara.

This city built at the foot of a well wooded mountain range can claim the glory of being one of the oldest settlements in the country but is but a shadow of its former self. Once Nara had even been the center of the empire until the Emperor Kwammu moved his residence to Kyoto. After a half hour drive in rickshaws through the main avenue of Nara and a long avenue bordered by hundred year old Japanese cedars and cypresses we arrived at a club house in the middle of a temple grove called Kosugano-yashiroe which would serve as our residence.

The loveliness of the view of the scenery is enlivened in a graceful way by the numerous holy deer that are tamely mingling between the rickshaws and pedestrians and graze without fear. These deer (Cervus schika), that are said to be cared for a thousand years, are stronger and stockier than the spotted deer but otherwise quite similar. It seems to me that the number of deer with antlers but not more than eight points were outnumbering the other animals. The big game is under special protection so that earlier the death penalty was enforced for killing a piece. Feeding always takes place close to the temple with the consequence that the game is so tame that it accepts to be fed out of the hands of everybody.

Our quarter was a very charming residence. From my room on the first floor I had a view on the dark temple grove out of whose sea of leaves now here and then one could see the top of a pagoda or the roof of a temple and in the background the green hill slopes so that one imagines to be far from a urban community. The magic of the landscape and the absolute quietness of this piece on Earth is said to have pleased the Empress of Japan who enjoyed her visits to Nara and also stayed and held court in the comfortable club house in the same rooms that I was occupying as Nara lacks an Imperial palace.

As the advanced hour prevented a visit of Nara’s sights I wandered around in the temple grove to feed the deer so that I was soon surrounded by about 60 pieces. The tame animals pestered me formally, sniffed my pockets and would not relent until I had handed out some treats whereas one especially brash stag tried to advance his demands by the use of its antlers.

After the dinner in the club house there was arranged an original production of dancers, mimes and actors in a meadow in front of the veranda illuminated by mighty flickering  pinewood flames. The spectacle was opened by a warrior in a rich costume who performed an ancient Chinese dance, Gwan-so-raku, that means Joy of the Ancestors where the artists with a horrible face mask turned around a coiled snake in front of him, threatening it with weapons and finally strangling it. While it is already difficult in our ballets at home to add a choreographic plot that made some sort of sense, this was completely impossible here until it was explained that in the far West there lived barbarians who ate snakes and that the dance under the image of the dead snake was a symbolic illustration of the victory of the Emperor over his enemies and the joy about the victorious return of their master. More interest than the performance attracted the old brocade cloths in which the warrior was clad.

The first performed dance called Kaden was more like a clown art number than a choreographic work as two artists wearing hideous lion masks imitated the movements of two lions in which, by the way, they were quite skilled. This dance is said to have been composed more than 1000 years ago upon the order of the 54th Mikado, Ninmyo Tenno, by Fujiwara Sadotoshi.

The now following presentation accompanied by singing was based on a legend that was similar to the temptation of St. Anthony. The goddess Miwa transformed herself into a woman to seduce a god-fearing Buddhist priest called Gwanpin who is said to have lived 1100 years ago. Miwa creates delicate and difficult situations for him but after a long struggle the priest emerges victorious. At first the performance starts out very funny due to the strange plot and the art of presentation but then it becomes quite monotonous as the spurned pseudo goddess cries and wails without end and the steadfast servant of Buddha keeps swearing while squatting in one corner of the improvised stage.

At the end the actors played a farce with the idea that a magic cap that turned its wearer invisible. A boy who was beaten too much by his boss flees into a Buddhist temple in Kyoto and asks for help which is given in a very practical manner in regard to the circumstances by handing him the magic cap. The boss is now no longer able to find the boy and asks a bonze to track him down which naturally does not happen. To the joy of the boy, the farce ends with the boss and the bonze hitting each other.

Noh dances are the name of productions where monotonous music that is not conforming to our ours made by a harmonica, Sho, a mortar-like instrument beat with a hammer, Kokin, that replaces the bass and a bamboo clarinet, Fudsche, as well as a zither played laying down, Koto.

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  • Location: Nara, Japan
  • ANNO – on 10.08.1893 in Austria’s newspapers.
  • The k.u.k. Hof-Burgtheater is closed for summer until 15 September. The k.u.k. Hof-Operntheater is performing the ballet „Ein Tanzmärchen“.

Kyoto, 9 August 1893

Very close to our residence and in the same garden are historic buildings where generations of Mikados had lived and died hidden from the eyes of the people, until the new constitution ended this captivity. The complex of the palace buildings consists of a row of wide-ranging one story buildings that we had noticed already during our arrival. In contrast to the other Japanese buildings they make in fact a very austere and cold impression. The delicate small gardens that are missing hardly anywhere are here replaced by sandy dust-filled courtyards. We visited the hall called Seiro-den. The wing of the rooms of this buildings used to form the actual place where the Mikado stayed but then later only served to hold certain festivities. In the audience hall, the place of inthronization of the Mikado, I noticed a small seat of honor with a pavilion roof made out of white, red and black silk guarded by two yawning bronze figures in front while on the walls hung paintings in Chinese style.

The part of the palace called Tsune-goten contains the private rooms of the Mikado. In the numerous rooms of the palace where a visitor might nearly get lost we found now and then beautiful wall paintings that however were unable to reduce the first impression of the bleakness of the palace which the interior of the residence exudes. If I were Emperor of Japan, ruler over such an artistic people, I would have known to decorate my palace much more splendidly and more comfortably, namely if it would have been to spend my life in silent seclusion.

On the way to the Nijo, the former palace of the shoguns, we entered a silk weaving factory where goods for export were produced that however can only in part be called excellent products of the Japanese textile industry. The technical process is overall the same as that used at home in similar establishments. The silk weavers of Kyoto are concentrated in Nishi-jin, that is the Western camp in the North-western part of the city. The number engaged in this industry is very considerable given the importance that silk production plays for the production of goods in Japan and silk is Japan’s most valuable export article. As in Europe this industry has to overcome calamities of all kinds, not the least the diseases that afflict the mulberry silkworm (Bombyx mori). The latter circumstance had led to efforts in Japan to seek a replacement for the silkworm in  Antheraea yamamai that eats the leaves of the Japanese oak (Quercus serrata) and produces a light glittering cocoon that has been successfully used to produce damask and brocade-like crepe.

Nijo Castle has been built in 1601 by Ieyasu as his quarter during visits to Kyoto and since then has served as a residence for the shoguns of the house Tokugawa until it passed into Imperial possession in the year 1868. The fortress-like exterior and namely the Cyclopean walls with towers are not preparing the visitor to what he will see in the interior rooms, even though the rich haut-reliefs of the gates reveal more artistic taste and love of splendor than the Imperial palace.

A fairy tale magic is surrounding us as we walk through one gold ornamented hall after another. Splendidly executed wall paintings stand out from the gleaming background offering us insights into new art forms. If we had hitherto admired the delicacy and love of detail in Japanese paintings, we could not fail to notice a trait of brilliance in these paintings.  All other halls are surpassed by the splendor of the former audience hall of the shogun whose gold decoration is formally blinding the visitor.  But this splendor failed to ban the fear which can be concluded by the presence of a secret door intended to keep armored guards hidden in a side chamber of the audience hall who were able to assist a shogun in trouble at any moment.

Japan’s Rothschild, a very rich banker called Nitsui who owes his millions to the mines in the interior asked me to pay him a visit in his newly completed house. I gladly accepted this invitation and was greeted in in the hall of the newly built palace by its owner, a friendly looking small man who bowed many times and gave a longer speech. The visit showed that the building had been constructed with taste, out of finely planed wood, clay and paper and surrounded by a cute garden. The interior however showed a turn toward European tastes and comforts which could not be matched with the also present native furniture of the rooms. The heavy splendid fauteuils in flashy colorful cloths procured in Europe as well as the massive armoires and thick rugs stood in a stark contrast to the delicate Kakemonos and light mats, But exactly this contradiction seemed for the owner to create the charms of something original and thus to please him. Nitsui seems to love animals very much. This conclusion can be based on the wire frame aviary on the veranda oriented towards the garden with two prancing pairs of cranes one coming from Japan, the other from Korea, while in delicate and completely clean wooden cages nearly all bird species existing in Japan were kept, namely singing birds. Among the prisoners I noticed also a nutcracker whose feathers had the same coloring as its European brother. Mr. Nitsui had some refreshments served and then presented me an owl and a spoonbill as a gift that had unfortunately been quite badly stuffed.

Had I up to now only visited ancient temples, I now wanted to look at Higashi-honganji ebethat was just being built. The brother temple of Nigashi honganji had become a victim of the flames in 1864 during the murderous fight between many hundreds of people from Chōshū who had come with the intent of capturing the person of the Mikado despite the prohibition to stay in Kyoto and the troops assembled to protect the capital. The construction has already achieved great progress so that it was clear that a Buddha temple was being built which conformed strictly to the provisions of the Shin sect in both planning the site and its style and at the same time by the noble proportions of its dimensions and the splendid decoration will become a landmark of the city.

My astonishment was especially triggered by the colossal tree trunks that had been supplied as offerings from all parts of Japan for the construction. It was as if one was wandering in the building site through a forest of pillars made out of the Keaki wood, a tree that is part of the family of elm trees (Zelkowa keaki) whose wood is exceptional in regard to its robustness, elasticity and durability so that is a favored building material for ships and houses and the construction of various small luxury goods. For the construction of the Higashi-honganji Keaki wood is used for all visible parts while the other ones use spruce, namely for the roof woodwork of the building. The spruce used are really giant ancient trunks which however are necessary to cover the enormous spans as the temple is 74 m long and 52 m wide.

The more than an arm thick ropes, with which the mighty trunks are hoisted up, lay in front of us in two man-high coils. They are said to be made out of women’s hair. This use of a material otherwise unused or to different effect is said to have been derived that at the start of constructing the temple multiple ropes had cracked while hoisting the heavy trunks which caused accidents repeatedly and made one priest prophecy that only a rope produced out of women’s hair would be capable of bearing the load and thus avoid further accidents. Based on this prophecy many women and girls decided in great numbers to sacrifice their hairs to the temple construction and contribute to the creation of the necessary ropes. And so it was — the sex that is actually the stronger one proved its worth also in this case. As their hair braided into a pitch-black ropes has been doing stellar services at the temple construction proving the confidence of the prophetising priest right. Even though I elsewhere do not tend to mutilate works of art to take a piece of it home nor take strange things in an illegal manner to add some curiosity to my collection, I nevertheless departed from my principles here as I had a small piece of this rope cut off in secret and merrily returned home with my haul.

Quickly we ate breakfast and then rushed out to once more go shopping whereas I especially wanted to buy silk and kimonos, the latter to present as a gift to friends at home. The shopping madness that had taken hold of us had become known in wider circles so that the people crowded in the streets in front of the shops and followed our activities with their eyes while uniformed policemen and detectives were busily rushing here and there to assure my security though I did not feel threatened at all. That such circumstances do not make shopping easier and namely cheaper is probably obvious.

Just before the late evening dinner a football game in my honor had been arranged by the gentlemen of Kyoto’s aristocracy which was played in an ancient Japanese costume. Here it was the goal of the players  to kick a football up and to a team mate within a delimited rather small space who would take the ball in the same manner and pass it on. I found reason to admire the eagerness and skill of the players and even more so given that some of the gentlemen had long been past the beautiful time of their first youth.  The players made an excellent and characteristic impression in their national dress. They looked much better attired in it that in the often badly cut tail and frock coats.

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  • Location: Kyoto, Japan
  • ANNO – on 09.08.1893 in Austria’s newspapers.
  • The k.u.k. Hof-Burgtheater is closed for summer until 15 September. The k.u.k. Hof-Operntheater is performing the opera „Fidelio“.

Kioto, 9. Aug. 1893

Ganz in der Nähe des von uns bewohnten Hauses, im selben Garten wie dieses, liegen die historischen Baulichkeiten, in denen Generationen von Mikados verborgen vor den Augen des Volkes gelebt haben und gestorben sind, bis die neue Verfassung dieser Gefangenschaft, ein Ende machte. Der Komplex der Palastbauten besteht aus einer Reihe weitläufiger, ebenerdiger Gebäude, die, wie wir schon bei der Ankunft bemerken konnten, im Gegensatz zu anderen japanischen Bauten in der Tat einen sehr nüchternen und kalten Eindruck machen; die zierlichen Gärtchen, welche fast nirgends fehlen, sind hier durch staubreiche, sandige Höfe ersetzt. Wir besahen die Seiro-den heißende Halle; die Flucht der Räume dieses Bauwerkes bildete früher den eigentlichen Aufenthaltsort des Mikados, diente jedoch später der Abhaltung von bestimmten Festlichkeiten. In dem Audienzsaal, dem Schauplatz der Inthronisation des Mikados, fiel mir ein von einem Zeltdach aus weißer, roter und schwarzer Seide überhöhtes Ehrensesselchen auf, vor welchem zwei Bronzefiguren gähnend wachen, während an den Wänden Bilder chinesischer Weisen prangen.

Der Tsune-goten genannte Teil des Palais umfasst die Privatgemächer des Mikados. In den zahllosen Räumen des Palastes, worin sich der Besucher fast verirren könnte, fanden wir da und dort schöne Wandgemälde, die aber nicht im Stand waren, den ersten Eindruck der Kahlheit, welchen auch das Innere der Residenz macht, zu bannen. Wäre ich Kaiser von Japan, Herrscher eines so kunstfreudigen Volkes gewesen, ich hätte gewusst, mir meinen Palast prunkvoller zu schmücken und behaglicher zu gestalten, namentlich wenn mir das Los zuteil geworden wäre, mein Leben in stiller Abgeschiedenheit dahinfließen zu sehen.

Auf dem Weg zu dem Nidscho, dem ehemaligen Schloss der Schogune, drangen wir in eine Seidenweberei, woselbst hauptsächlich für den Export bestimmte Waren erzeugt werden, die jedoch nur zum Teil als hervorragendere Produkte japanischer Textilindustrie bezeichnet werden können. Der technische Vorgang ist im Wesentlichen der gleiche wie jener, der bei uns in ähnlichen Etablissements üblich ist. Die Seidenweber Kiotos haben ihren Sitz in Nischi-dschin, das ist im Westlager, dem nordwestlichen Teil der Stadt; die Zahl dieser Industriellen ist eine sehr bedeutende, dem Umstand entsprechend, dass die Seidenproduktion in der Gütererzeugung Japans eine Hauptrolle spielt und Seide den wertvollsten Ausfuhrartikel darstellt. Wie in Europa hat auch in Japan dieser Produktionszweig mit Kalamitäten aller Art zu kämpfen, nicht zum wenigsten mit den Krankheiten, welchen der Maulbeer-Seidenspinner (Bombyx mori) unterworfen ist. Letzterer Umstand hat dazu geführt, dass man in Japan versucht hat, für jenen Spinner Ersatz in der Antheraea Jama-mai zu finden, welche sich von den Blättern der japanischen Eiche (Quercus serrata) nährt und ein hellglänzendes Gespinst liefert, das insbesondere bei Herstellung von Damast und von brokatartigem Krepp mit Erfolg Verwendung findet.

Der Nidscho-Palast ist im Jahre 1601 von Ijejasu als Absteigequartier für seine Besuche in Kioto erbaut worden und diente seither den Schogunen aus dem Hause der Tokugawa als Residenz, bis er im Jahre 1868 in kaiserlichen Besitz überging. Das festungsartige Äußere und namentlich die zyklopischen, mit Türmen bewehrten Mauern bereiten den Besucher nicht vor auf das, was er in den Innenräumen schaut, wenngleich die reichen Hautreliefs der Tore mehr Kunstsinn und Prunkliebe verraten als das kaiserliche Palais. Märchenzauber umfängt uns, indem wir einen goldstrotzenden Saal nach dem anderen durchschreiten; herrlich ausgeführte Wandgemälde heben sich von dem schimmernden Hintergrund ab, uns Einblick in neue Kunstformen gewährend. Wenn wir bisher in den japanischen Gemälden die Zartheit und Liebe zum Detail bewundert hatten, konnten wir hier den Bildern einen Zug ins Großartige nicht absprechen. Alle anderen Säle werden an Glanz von dem ehemaligen Audienzsaale der Schogune überstrahlt, dessen Goldschmuck den Besucher förmlich blendet; doch hat diese Pracht nicht vermocht, die Furcht zu bannen, wie aus dem Umstand zu schließen, dass eine geheime Tür bestimmt war, Bewaffneten, die in einem Nebenraume des Audienzsaales verborgen gehalten wurden, jeden Augenblick zu ermöglichen, im Falle der Not dem Schogun beizuspringen.

Der Rothschild Japans, ein über großen Reichtum gebietender Bankier, namens Nitsui, welcher den Minen im Inneren des Landes Millionen verdankt, hatte mich gebeten, seinem erst vor kurzem vollendeten Haus einen Besuch abzustatten. Ich willfahrte dieser Einladung
gerne und wurde in dem Flur des neuerbauten Palais von dessen Besitzer, einem freundlich blickenden, kleinen Manne, mit vielen Bücklingen und einer längeren Ansprache begrüßt. Bei der Besichtigung erwies sich das Bauwerk als stilgerecht, aus fein gehobeltem Holz, Lehm und Papier errichtet, und von einem niedlichen Gärtchen umfasst; das Innere hingegen zeigte eine Annäherung an europäischen Geschmack und Komfort, welche mit der doch auch festgehaltenen landesüblichen Ausstattung der Gemächer nicht in Einklang zu bringen war. Die aus Europa bezogenen, in grellen, bunten Stoffen prangenden. schweren Fauteuils, ferner massive Schränke und dichte Teppiche standen in lautem Kontrast zu den zarten Kakemonos und den leichten Matten; doch schien gerade dieser Widerspruch dem Hausherrn den Reiz des Originellen zu bieten und daher zu gefallen. Nitsui scheint Tiere sehr zu lieben, wie sich daraus schließen lässt, dass auf der gegen den Garten gerichteten Veranda in einer Drahtvoliere zwei Paare Kraniche stolzieren, deren eines aus Japan, das andere aus Korea stammt, während sich in zierlichen, tadellos rein gehaltenen Holzkäfigen Vertreter fast aller in Japan vorkommenden Vogelarten, namentlich Singvögel, befanden; unter den Gefangenen bemerkte ich auch einen Nussheher, dessen Gefieder die gleiche Färbung wie jenes seines europäischen Bruders zeigte. Herr Nitsui ließ einige Erfrischungen servieren und machte mir sodann eine Eule sowie einen Löffelreiher zum Geschenk, die jedoch leider recht schlecht ausgestopft waren.

Hatte ich bisher nur durch ihr Alter ehrwürdige Tempel besichtigt, so wollte ich nun auch den Higaschi-hongwanschi, der eben im Bau war, in Augenschein nehmen. Der Brudertempel des Nischi-hongwanschi war im Jahre 1864 ein Raub der Flammen geworden, und zwar in jenem mörderischen Kampf, welcher zwischen vielen Hunderten von Leuten aus Tschoschiu, die sich gegen das bestehende Verbot und in der Absicht, die Person des Mikados zu ergreifen, in Kioto eingefunden hatten, und den zum Schutz der Hauptstadt zusammengezogenen Truppen entbrannt war. Der Bau ist schon weit genug fortgeschritten. um erkennen zu lassen, dass hier ein Buddha-Tempel im Entstehen ist, welcher, was die planliche Anlage sowie den Stil betrifft, den Vorschriften der Schin-Sekte streng entsprechen und gleichzeitig durch die in edelsten Verhältnissen zueinander stehenden Dimensionen sowie durch die prächtige Ausgestaltung eine Sehenswürdigkeit der Stadt bilden wird. Mein Erstaunen wurde insbesondere durch die kolossalen Holzstämme geweckt, die aus allen Teilen Japans als Opfergabe für den Bau geliefert worden waren; man glaubte auf dem Bauplatz in einem ganzen Wald von Säulen aus dem Holz des Keaki zu wandeln, eines zur Familie der Ulmen gehörigen Baumes (Zelkowa keaki), dessen Holz sich durch seine Zähigkeit, Elastizität und Dauerhaftigkeit auszeichnet, so dass es das beliebteste Material vom Schiff- und Häuserbau angefangen bis zu der Erzeugung verschiedener kleiner Luxusobjekte herab bildet. Bei dem Bau des Higaschi-hongwanschi wird Keaki-Holz für alle dem Blicke sich darbietenden, hingegen Fichtenholz für die übrigen Teile, namentlich für das Dachwerk, des Gebäudes verwendet. Die Fichten, die hier verarbeitet werden, sind geradezu riesige Urstämme, deren man aber allerdings bedarf, um die enormen Spannungen zu bewältigen; denn die Länge des Tempels beträgt 74 m, die Breite 52 m.

Die mehr als armdicken, in zwei mannshohen Rollen vor uns liegenden Taue, mittels welcher die wuchtigen Stämme emporgezogen werden, sind, wie man mir sagte, aus Frauenhaaren angefertigt. Diese Verwendung des sonst wohl zu derartigen Zwecken nicht gebrauchten und von uns nur in anderer Wirkung bewunderten Materiales soll darauf zurückzuführen sein, dass zu Beginn des Tempelbaues mehrere Taue beim Aufziehen der schweren Stämme rissen, was wiederholt Unglücksfälle im Gefolge hatte und einen Priester zu der Prophezeiung veranlasste, es würden nur aus Frauenhaar gedrehte Seile die Lasten zu tragen im Stand und so weitere Unglücksfälle vermeidlich sein. Auf diese Weissagung hin entschlossen sich Frauen und Mädchen in großer Zahl, ihre Haare dem Tempelbau zu opfern und für die Anfertigung der erforderlichen Seile zu widmen. Und siehe — das Geschlecht, welches ja eigentlich doch das stärkere ist, bewährte sich als solches auch in diesem Fall; denn dessen Haare, zu dicken, rabenschwarzen Tauen geflochten, tun seit Jahren beim Tempelbau treffliche Dienste, so das Vertrauen rechtfertigend, welches den weissagenden Priester beseelt hatte. Obschon ich sonst weder Kunstwerke zu verstümmeln pflege, um ein Stück davon heimzubringen, noch Merkwürdigkeiten auf unrechtmäßige Weise an mich bringe, um meine Sammlung durch ein Kuriosum zu bereichern, wich ich hier von meinen Grundsätzen doch insoweit ab, als ich mir heimlich ein Stückchen eines dieser Taue abschneiden ließ, um vergnügt mit meiner Beute heimzukehren.

Rasch hatten wir ein Frühstück eingenommen und eilten dann, wieder verschiedenen Einkäufen nachzugehen, wobei ich insbesondere Seidenstoffe und Kimonos zu erwerben trachtete, letztere, um hiemit Freunde in der Heimat beschenken zu können. Die Kauflust, welche uns beherrschte, war bereits in weiteren Kreisen ruchbar geworden, so dass sich das Volk in den Straßen vor den Läden staute und mit den Blicken unserem Tun folgte, während uniformierte Polizisten und Detectives geschäftig hin- und hereilten, um über meine Sicherheit, die ich gar nicht bedroht fühlte, zu wachen. Dass unter solchen Umständen die Besorgung unserer Einkäufe nicht erleichtert und namentlich nicht verwohlfeilt wurde, ist wohl klar.

Unmittelbar vor dem am späten Abend stattfindenden Diner wurde mir zu Ehren ein Fußballspiel von den Herren der Aristokratie Kiotos, welche altjapanisches Kostüm trugen, aufgeführt. Hiebei galt ee für die Spieler, innerhalb eines ausgesteckten Raumes von geringem Umfang einen Fußball empor- und dem Nebenmann zuzuschleudern, der den Ball in gleicher Weise zu übernehmen und weiterzugeben hatte. Ich fand alle Ursache, den Eifer und die Geschicklichkeit der Spieler zu bewundern und das umso mehr, als sich unter denselben einige Herren befanden, welche die schöne Zeit der ersten Jugendblüte bereits hinter sich hatten. Vortrefflichen und geradezu charakteristischen Eindruck machten die Spieler in ihrer nationalen Tracht, durch dieselbe viel besser gekleidet, als durch die nur zu oft schlecht gemachten Fracks und Gehröcke.

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  • Ort:  Kyoto, Japan
  • ANNO – am 09.08.1893 in Österreichs Presse.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater macht Sommerpause bis zum 15. September, während das k.u.k. Hof-Operntheater die Oper „Fidelio“ aufführt.

Kioto, 8. Aug. 1893

Von Kobe zieht die nach Tokio führende Tokaido-Bahn der Küste folgend bis Osaka, um sich von hier landeinwärts und in nordwestlicher Richtung gegen Kioto zu wenden, wo wir mit einer durch die festlichen Empfänge verursachten bedeutenden Verspätung um 1 Uhr nachts anlangten. Hier bestieg ich einen Hofwagen und eilte, von einer langen Reihe Dschinrickschas gefolgt, in welchen die Suiten Platz genommen hatten, nach dem Goscho, dem kaiserlichen Palais, das nach langer Fahrt durch die geradlinigen, sich rechtwinkelig schneidenden Straßen erreicht wurde. Ungeachtet der vorgerückten Stunde hatte sich entlang des Weges eine dichtgedrängte Menschenmenge angesammelt, welche unter und zwischen Lampions, die in den heimatlichen Farben erstrahlten, Spalier bildete.

Der kaiserliche Palast ist von einem Garten und einer hohen, überdachten Mauer umgeben und macht einen unansehnlichen Eindruck, welcher durch die dunklen, aus dem Holz des Hinoki, der Sonnenzypresse (Chamaecyparis obtusa), erbauten Wände und die steil abfallenden, mit der Rinde jenes Baumes gedeckten Dächer nicht erhöht wird. Die Räume des uns angewiesenen Hauses sind in original japanischer Art einfach, aber sehr geschmackvoll ausgestattet; wir finden auch hier die Schiebetüren und die lichten Matten; an den Wänden sind kunstvoll auf Goldgrund ausgeführte bildliche Darstellungen zu sehen. Eine Veranda umschließt das Gebäude und führt unmittelbar in den Garten, woselbst zahllose Diener des Gesetzes alle vermeintlichen Gefahren von mir abwehren.

Mit Rücksicht auf die späte Stunde, um welche wir uns zur Ruhe begeben hatten, glaubte ich dadurch, dass ich das Palais schon früh am Morgen verließ, meinem Gefolge entschlüpfen und in unauffälliger Weise die Sehenswürdigkeiten Kiotos besichtigen zu können; hierin aber hatte ich eine falsche Rechnung gemacht, da ich kaum eine halbe Stunde durch die Stadt gewandert war, als mir die Herren der japanischen Suite bereits auf dem Fuße folgten, nicht wenig besorgt, dass ich ob der Verspätung ungehalten sein könnte.

Mein erster Besuch galt der katholischen Kirche, einem freundlichen Gotteshaus in gotischem Stil, welches von einem japanischen Architekten erbaut worden ist; französische Patres walten hier mit nicht geringerem Eifer als die in der Nähe angesiedelten Klosterfrauen, deren segensreiches Wirken bereits Früchte getragen hat.

Kioto, 298.500 Einwohner zählend, erstand in der fruchtbaren Ebene der Provinz Jamaschiro, — einer der fünf Stammprovinzen (Go-kinai) Japans, welche die Grundlage des Reiches gebildet haben und in denen alle kaiserlichen Residenzen gelegen waren — zwischen den Flüssen Kamo und Katsura. Mit dem größeren Teil am rechten, mit dem kleineren, zu den bewaldeten Höhen des Higaschi-jama aufsteigenden Teil an dem linken Ufer des Kamo-gawa gelegen, in einiger Entfernung auch nördlich und westlich von bewaldeten Bergen umsäumt, ist Kioto durch seine landschaftliche Szenerie, durch die Regelmäßigkeit seiner Anlage, wie nicht minder durch die Reinlichkeit der nicht eben breiten Straßen vorteilhaft bekannt.

Hohes Ansehen hat diese Stadt seit jeher genossen als Mittelpunkt blühenden Kunstgewerbes, namentlich der Seiden-, der Metall- und keramischen Industrie; ehrwürdig und hochberühmt aber ist Kioto als der klassische Boden einer mehr denn tausendjährigen Geschichte des alten Japans — der Genius der neueren Historie hat sich in Tokio niedergelassen. Im Jahre 794 hatte der Mikado Kwammu, einer der bedeutendsten Fürsten des Landes, seine Residenz nach dem Dorf Uda verlegt, indem er hier einen Heian-scho, das heißt Friedensschloss, benannten Palast erbaute und hiedurch den Grund zu der Stadt Kioto legte, deren Name in chinesischer Sprache „Hauptstadt“ bedeutet. Das Jahr 1868 ist wie über vieles andere auch über Kiotos Stellung mit ehernem Tritte hinweggegangen — es galt, mit einer großen geschichtlichen Vergangenheit, mit eingewurzelten Traditionen zu brechen; den neuen Ideen musste ein günstigerer Nährboden gegeben werden als die Stätte alter Erinnerung. So wurde denn die Residenz des Mikados nach Tokio verlegt und damit die Hegemonie Kiotos gebrochen — erstere Stadt bedeutet die Zukunft, letztere die Vergangenheit Japans. Dem konservativen Japaner aber ist Kioto, obschon dieses nicht nur in politischer, sondern auch in materieller Beziehung zu Gunsten Tokios verloren hat, noch immer der geistige Mittelpunkt, der Sitz der Geschichte, der Gelehrsamkeit und der Kultur Japans. Und noch einen Ruhm hat Kioto behalten: es ist die Stadt der Tempel, deren in ihrem Weichbild und dessen Umgebung an 3000 vorhanden sein sollen. Was dem Katholiken Rom, dem Russen Moskau, dem Mohammedaner Mekka, dem Buddhisten Kandy, das ist Kioto dem Japaner, mag dieser dem Buddhaismus oder dem Schintoismus anhängen.

Alle die 3000 Tempel zu besichtigen, wäre des Guten doch zu viel gewesen, so dass wir uns auf die hervorragenderen beschränkten. Begonnen wurde mit dem buddhistischen Haupttempel der Jodo-Sekte, dem Tschion-in, welcher im östlichen Teil der Stadt, einer Festung ähnlich, auf einem Hügel liegt.

Die Jodo-Sekte, deren Priester das Zölibat streng beobachten, sich des Fleischgenusses enthalten und lehren, dass das Seelenheil hauptsächlich von der Befolgung frommer Gebräuche abhänge, wurde im Jahre 1173 von Honen Schonin gegründet und blühte unter dem Schogunat der Tokugawa. Eine mit Kirschbäumen eingefasste Avenue führt zu dem Haupteingang des Tempels, einem zwei Stockwerke hohen Bau, welcher, aus schwerem Holzwerk gefügt, eine ebenso originelle als elegante architektonische Form aufweist. Eine steil angelegte, von düsteren Cryptomerien eingerahmte Treppe führt zu einem großen Vorhof, an dessen Ende in einem reizenden Hain der Haupttempel, Hondo, liegt; im Vorhof stehen mehrere prachtvolle Bronzegefäße, welchen Wasser entquillt, bestimmt, von den Gläubigen zur Reinigung der Hände vor dem Betreten des Tempels verwendet zu werden; diesem Zweck dient offenbar auch eine Anzahl hier hängender, blaugeblumter, Spuren des Gebrauches zeigender Handtücher. Das Hauptgebäude, eine gedeckte, mächtige Säulenhalle, ist gleichfalls aus dem universellen Material, aus Holz, konstruiert und daher wiederholt ein Raub der Flammen geworden, so das letzte Mal im Jahre 1633, worauf die Wiedererrichtung in der jetzigen Gestalt erfolgte.

Wir mussten uns der Schuhe entledigen und betraten den jedem Besucher zugänglichen Raum, in dem mehrere Bonzen Gebete murmelten und die Gongs schlugen; doch schien die Neugierde größer zu sein als die Andacht, da die Priester nach uns blickten und mit ihrem Geläute aus dem Takt kamen. Sannomija, welcher in jungen Jahren selbst Tempelpriester gewesen, rief seine ehemaligen Berufsgenossen herbei und erteilte ihnen den Befehl, uns durch alle Räume des Tempels zu geleiten. Die Bonzen, deren glattrasierte Häupter mit eigentümlichen, netzartigen Mützen bedeckt waren, trugen eine Art Stola um den Hals geschlungen und zeichneten sich durch die Pracht ihrer Gewänder aus, obwohl diese nach der strengen Vorschrift eigentlich aus kleinen Stücken zusammengefügt sein sollen, um zu versinnbilden, dass die Priester seinerzeit in Lumpen gehüllt einhergingen. Die Götzendiener verrichten nicht nur die vorgeschriebenen Gebete und Zeremonien, sondern treiben auch einen schwunghaften Handel mit Amuletten und stellen den Gläubigen gegen entsprechendes Trinkgeld Passepartouts für den Himmel aus.

Im Haupttempel selbst, einem der größten derartigen Bauwerke Kiotos, erhebt sich innerhalb eines durch vier Säulen begrenzten Raumes und auf einem tischartigen Altar ein prachtvoll vergoldeter Schrein, welcher die Statue des Sektenstifters enthält. Dieselbe wird den profanen Blicken in der Regel nur einmal im Jahre bei der Erinnerungsfeier an die Begründung der Lehre gezeigt; mir zu Ehren wurde jedoch eine Ausnahme gemacht und der Anblick des Heiligtumes gewährt, indem ein Bonze unter zahlreichen Kniebeugungen den Schrein öffnete. Die Statue stellt einen kleinen, wohlbeleibten Mann mit schmunzelnder Physiognomie dar, welcher behaglich auf einem Kissen ruht und in seinem gesamten äußeren Habitus mehr an einen gemütlichen Lebemann als an einen strengen Religionsreformator erinnert. Der das Heiligtum tragende Altar zeichnet sich durch herrliche Lack- und Bronzearbeit aus, welche in harmonischer Verschmelzung eine selten künstlerische Wirkung hervorbringt; die umrahmenden Holzsäulen sind reich vergoldet, die Kapitäler derselben sowie die Friese und Deckenfelder durch kunstvolle Schnitzereien, fabelhaftes Getier und allerlei andere Symbole darstellend, verziert.

Vor den Stirnsäulen ragen gewaltige Bronzevasen, Lotosblumen aus Metall tragend, auf, welche fast bis zur halben Höhe des Tempels emporreichen; zahlreiche Lampen, Räuchergefäße und Ständer aus Bronze bilden einen besonders wertvollen Schmuck und weisen alle nur denkbaren Variationen hinsichtlich der Größenverhältnisse auf, da sich neben Lampen und anderen Metallobjekten von mehreren Metern Höhe Gegenstände befinden, welche in den minimalsten Dimensionen gehalten sind, so Lämpchen, die kaum eine Miniaturflamme zu bergen vermögen. Was immer wir aber schauen, ist in den edelsten Formen gehalten und bezeugt den vornehmen, feinfühlenden Geschmack der Künstler, welche diese Meisterwerke geschaffen.
Seitwärts vom Hauptaltar steht der Altar Buddhas, eine Eigentümlichkeit, die mit dem Umstand zusammenhängt, dass der Tempel eben dem Sektenstifter geweiht ist. In mehreren vergoldeten Schreinen liegen auf kleinen Postamenten Täfelchen zur Erinnerung an verschiedene Personen, mit deren Andenken jenes an fromme Zuwendungen
und Stiftungen zugunsten des Tempels verbunden ist; diese Täfelchen, deren sich eine bedeutende Anzahl vorfindet, machen in ihrer Anordnung ganz den Eindruck des Modelles eines Friedhofes.

An den Haupttempel schließen sich in großer Zahl Baulichkeiten aller Art und der verschiedensten Bestimmung an, so eine Konferenzhalle und eine Bibliothek, welche eine Sammlung aller buddhistischen Vorschriften und mehrere Buddha-Altäre enthält, die je eine reich vergoldete Statue tragen, welche den Gott, mit einem Heiligenscheine versehen, unter oder auf einer geöffneten Lotosblume sitzend darstellt. Die nächste Umgebung der Altäre zeigt Spuren des häufigen Besuches der Gläubigen, und die Vergoldung ist oft genug an einzelnen Stellen der Buddha-Figuren abgewetzt, was sich daraus erklärt, dass fromme Wallfahrer, die von des Gottes Macht Linderung eines körperlichen Schmerzes oder Beseitigung eines Gebrechens erflehen, die bresthafte Stelle ihres Körpers an dem entsprechenden Teile der Statue zu reiben pflegen — eine Form der Betätigung religiöser Überzeugung, welche an drastischer Komik wohl nichts zu wünschen übrig lässt.

Ein weiteres an den Tempel sich anreihendes Gebäude ist der Palast, welcher von dem Schogun Ijemitsu, der von 1623 bis 1651 regiert und sich durch hervorragende Tatkraft ausgezeichnet hat. erbaut wurde; jener umfasst ein wahres Labyrinth von Räumlichkeiten, die in früheren Zeiten zum Teil für den Mikado, zum Teil für den seines Amtes als Oberpriester waltenden kaiserlichen Prinzen bestimmt waren, jetzt aber von den Bonzen zu Wohnzwecken verwendet werden oder unbenützt sind. Diese Räume erscheinen durch die Malereien, welche die Schiebewände bedecken, ausgezeichnet; wir erblicken hier alte, hochberühmte Werke bedeutender Meister, die sich in der Wiedergabe von allerlei Getier und Pflanzen sowie von Szenen aus dem Leben verewigt haben. Einzelne dieser Gemächer zeigen bewundernswerte Darstellungen von Fichten-, Bambus- und Pflaumenbäumen, von Chrysanthemen, von Weiden, von Winterlandschaften u. dgl. m.; besonderen Rufes erfreut sich die Abbildung einer Katze, welche dem Beschauer, wo immer dieser seinen Standpunkt gewählt haben mag, den Kopf zuzuwenden scheint, ferner eine Darstellung von Fichten und jene eines Sperlings, deren Naturwahrheit durch die Anekdoten charakterisiert wird, dass die gemalten Bäume Harz ausgeschwitzt hätten, der Sperling aber, kaum vollendet, zu fliegen begonnen habe. Diesen Kunstwerken gegenüber ist die Spielerei nicht verschmäht worden, die den Fußboden einer Veranda bildenden Bretter so zu fügen, dass dieselben, wenn man darüber hinwegschreitet, in einer an Vogelstimmen gemahnenden Weise quietschen.

Unterhalb der Stirngalerie des Tempels steckt im Gebälk ein vergilbter, verwitterter Regenschirm, welcher der Sage nach in altersgrauen Zeiten aus der Hand eines Knaben, dessen Gestalt der Gott Inari angenommen hatte, dorthin geflogen sein und als Schutzmittel gegen Feuer wirken soll; in dieser Eigenschaft scheint der Wunderschirm sich jedoch, wie die wiederholte Zerstörung der Tempelgebäude durch Feuersbrünste beweist, schlecht bewährt zu haben. Die Gläubigen benützen den Schirm, um mittels desselben einen Blick in die Zukunft zu werfen; wer einen Wunsch im Herzen trägt und sich über dessen Erfüllung unterrichten will, wirft Kügelchen aus Lehm oder gekautem Papiere nach dem Schirme; bleiben diese Wurfgeschosse hieran kleben, so gilt dies als ein gutes Omen, als wohlwollende Äußerung der auf jene eigentümliche Weise befragten Gottheit. Nach den gekauten Anfragen an das Schicksal, welche im Gebälk kleben und den Raum verunreinigen, zu urteilen, scheint die Zahl der Gläubigen; die Wünsche hegen und sehr wissbegierig sind, eine recht große zu sein.
Inari ist der Ernte- und Reisgott, welcher Kitsune, den japanischen Reinecke, zu seinem Diener auserkoren hat. Der Fuchs ist in Anerkennung seiner Schlauheit überhaupt unter die Tempelwächter aufgenommen worden und hat in dieser Funktion, aus verschiedenem Material nachgebildet, an den Eingängen der Tempel seinen Platz erhalten. Neben dem Fuchs genießen auch der Kranich und die Süßwasserschildkröte besondere Verehrung, und zwar beide als Symbole des Glückes, letztere insbesondere auch als Sinnbild langen Lebens und eines friedlichen Greisenalters, einer der sieben Glückseligkeiten. Daher rührt denn auch die Vorliebe für die Darstellung dieser Tiere in Bronze, in Porzellan oder in Lackmalerei und für die Verwendung derartiger Objekte zu Geschenken, durch welche ausgedrückt werden soll, dass dem Bedachten langes, glückliches Leben gewünscht wird.

Auf einer kleinen Erhöhung zwischen Bäumen steht der im Jahre 1618 vollendete Turm, in welchem eine Riesenglocke von über 3 m Höhe, fast ebenso großem Durchmesser an der Basis und entsprechender Wandstärke hängt; diese Glocke wurde im Jahre 1633 gegossen, und dem Material soll, um die Reinheit des Klanges zu erhöhen, viel Gold zugesetzt worden sein; ein an der Außenseite des Turmes befestigter Baumstamm dient als widderartiger Klöppel.

In Dschinrickschas fuhren wir durch mehrere reinliche und den Eindruck besonderer Niedlichkeit hervorbringende Straßen nach dem Tempel Gion-jaschiro, welcher unweit des eben besichtigten liegt und dem Schinto-Kultus geweiht ist, wie sofort an den uns schon von Mijaschima her geläufigen Toren zu erkennen war. Im allgemeinen ist es für den Fremden leichter, sich in einen Buddha-, als in einen Schinto-Tempel Hingang zu verschaffen; doch gab es für uns heute auch hier keine Schwierigkeiten. Im Vorhofe des Tempels sind zahlreiche Votivtafeln, mit langen Sprüchen bedeckt, und Lampen angebracht; im Innenraume fanden wir als Symbole den Spiegel und das Gohei, bewacht von zwei fratzenhaften Figuren, einem Einhorn und einem Tiger. Vor dem Altar standen auf sauberen Tischchen Speise- und Trankopfer, vornehmlich Reis, Fische und Sake, welche von den Gläubigen in großen Mengen herbeigeschafft und von den Priestern als willkommene Gaben in Empfang genommen werden.
Eine starke Anforderung an unsere Rickschaläufer stellte der Weg, welcher steil bergauf durch eine Reihe von Gässchen, in deren Läden Porzellanwaren und namentlich Puppen jeder Art feilgeboten wurden, nach dem buddhistischen Tempel Kijomitsu führt. Dieser ist der in Japan besonderer Beliebtheit sich erfreuenden Göttin der Gnade. Kwan-on, geweiht, welche, die Gebete der Menschheit erhörend, aus allen Notlagen zu erretten vermag und in offenbarer Symbolisierung dieser Allmacht mit mehreren Gesichtern, mit 40 Armen und 1000 Händen dargestellt wird. Die Geschichte der Gründung dieses Heiligtumes ist eine sagenhafte und verliert sich in altersgraue Zeiten; jedenfalls dürfte der Tempel zu den ältesten Baulichkeiten Kiotos gehören. Auch hier führt eine Reihe steil angelegter Stufen empor, an deren Ende ein zwei Stockwerke hoher Torweg erbaut ist. Etwas höher liegt eine in drei Etagen aufstrebende Pagode, welche durch reich geschnitzte Ornamentik ausgezeichnet ist und eine dominierende Lage einnimmt; in der Nähe befinden sich einige kleinere Kapellen. Durch einen Säulengang aufwärts schreitend, gelangt der Besucher endlich vor den Haupttempel selbst, welcher mit seinen roh bearbeiteten Säulen eine seltsame Wirkung hervorbringt. Der nicht eben sehr bequeme Aufstieg wird wesentlich erleichtert durch die Fülle interessanter Objekte, die uns jeden Augenblick veranlassen, haltzumachen, um zu schauen, zu bewundern; Votivtafeln, Vasen aus Bronze in kolossalen Dimensionen, herrliche Brunnen mit künstlerisch gebildeten Drachenfiguren u. a. m. fesselt die Aufmerksamkeit, hemmt die Schritte. Der Haupttempel enthält in einem Schrein, zu dessen beiden Seiten eine ganze Reihe von Götterfiguren angeordnet ist, das über 1,5 m hohe Bildnis der in sitzender Stellung aufgefassten „Tausend-Hände-Gnadengöttin“, wie Kwan-on auch genannt wird; der Schrein darf jedoch nur nach je 33 Jahren geöffnet und so der Anblick des Gnadenbildes dem Volk gegönnt werden. Den Altarschmuck bildet ein buntes Durcheinander von lebenden Pflanzen, von künstlichen Blumen, von Vasen, Leuchtern, Räuchergefäßen und Opferschalen; die Gläubigen können große Glocken mittels verschlungener, weißroter Seile in Bewegung setzen und so besonders eindringlichen Bitten bei der Gottheit Gehör sichern. Ewige Lichter brennen in dem Tempel, welcher bei Tag und bei Nacht von Hilfe und Gnade erflehenden Andächtigen besucht wird.

An der Stirnseite des Tempels ist eine hölzerne Plattform, Butai, das heißt Tanzbühne, mit zwei Flügeln für das Orchester, errichtet und offenbar zur Vorführung besonderer Schaustellungen an hohen Festtagen bestimmt. Eine offene, an diese Plattform angrenzende Halle zeigt sich von Votivbildern erfüllt, die zum Teil höchst interessante Darstellungen von Ereignissen und Vorfällen enthält, in welchen die Göttin dem Spender des Bildes hilfreich zur Seite gestanden ist; neben der Wiedergabe von Symbolen verschiedener Art und so namentlich des heiligen Tempelpferdes in allen möglichen Posen und Gangarten, sieht man hier menschliche Schicksale in buntem Wechsel, Gewaltiges neben Unbedeutendem, tobende Reiterschlachten und Kämpfe mit Riesen und Ungeheuern neben alltäglichem Ungemach des Lebens verewigt — alles zur Erinnerung, dass die Göttin mit ihren tausend Händen helfend eingegriffen hat.

Der fremdartige Eindruck, den die Gesamtanlage des Tempels und die örtliche Situation auf den Beschauer macht, wird noch dadurch erhöht, dass der Hügel, welcher den Haupttempel trägt, von einem anderen, den ein ebenfalls der Göttin Kwan-on geweihtes Heiligtum schmückt, durch einen Abgrund getrennt ist.

Dieses Bauwerk ragt, auf Piloten ruhend, über den Hügel hinaus und bietet dem auf einer Veranda stehenden Besucher einen prächtigen Blick auf Kioto und dessen malerische Umgebung. Zahllose Votivbilder legen auch hier Zeugnis für die helfende Macht der Göttin ab, deren Holzbüste durch die häufige Berührung mit den hilfsbedürftigen Körperteilen der Gläubigen bereits gänzlich abgewetzt und abgeschabt ist. Unter den Votivbildern verdient die Darstellung eines großen Dampfers erwähnt zu werden, auf dem eben eine Kesselexplosion stattfindet; eine Anzahl von auf dem Schiff befindlichen Menschen wird jedoch durch die in den Wolken thronende Gottheit vor dem sicheren Untergang gerettet.

Von der Plattform der Veranda aus sprangen bis vor einigen Jahren nicht selten Fanatiker, lediglich einen geöffneten Schirm in den Händen haltend, in eine Tiefe von 30 m über den Felsen hinab, um zu erproben, ob ihnen wohl zeitlebens der Schutz des Himmels gesichert sei, was daran erkannt werden sollte, dass die kühnen Springer unverletzt blieben, während gebrochene Glieder als eine recht empfindliche Versagung göttlichen Schutzes galten. Häufig soll der gefährliche Sprung auch zur Erzielung eines Gottesurteiles ausgeführt worden sein; dass Selbstmörder denselben unternahmen, um angesichts des Tempels in das Nirwana einzugehen, liegt nahe. Endlich ließ die neuorganisierte Polizei um die Plattform ein Gitterwerk ziehen, wodurch den verschiedenen Springgelüsten ein Ende bereitet wurde.

Ein anderer kleiner Tempel scheint der Göttin in ihrer Wirksamkeit innerhalb der Kinderstube geweiht zu sein; denn hier finden sich in großer Zahl Votivbilder und sonstige Gegenstände, welche auf den Schutz hinweisen, dessen sich die Jugend seitens der Göttin erfreut, so Gitter, bestimmt, Kinder vor dem Hinabfallen zu bewahren, und kleine aus Ton gebildete Buddha-Figuren, versehen mit roten, um den Hals gebundenen Lätzchen, ähnlich jenen, deren man sich bei Kindern bedient, um Verunreinigung der Kleider beim Essen hintanzuhalten.

Die Reihe der Besichtigungen wurde heute mit jener des Tempels der buddhistischen Schin- oder Ikko-Sekte beschlossen, welche, von Schinran, dem Sprossen eines alten Adelsgeschlechtes, im Jahre 1213 gegründet, im Land über 10.000 Tempel besitzen soll und sich durch einen gewissen Rationalismus in ihrer Lehre sowie durch die Reinheit der Sitten ihrer Anhänger auszeichnet; der Glaube an Buddha, edles Denken und Handeln bilden die hauptsächlichsten Verpflichtungen der Bekenner, während Zölibat, Bußübungen, überhaupt jede Form der Askese, klösterliches Leben u. dgl. m. verworfen sind. Bemerkenswert ist, dass der Stifter der Sekte die Volkssprache in das Rituale eingeführt hat und der Priesterstand wie bei den Schintoisten erblich ist. Die Sekte, welche eine Reform des buddhistischen Glaubens durch Wiederbegründung seiner ursprünglichen Reinheit anstrebt und ihre Angehörigen auch in den europäischen Wissenschaften zu unterrichten bestrebt ist, hat nicht nur in Kioto, sondern auch fast in jeder anderen größeren Stadt zwei Tempel, den Nischi-(West-) und den Higaschi-(Ost-)hongwanschi.

Der erstere, im Jahre 1591 oder 1592 erbaut, ist ausgezeichnet durch die bedeutenden Dimensionen sowie durch den Reichtum der Verzierung und des Schmuckes, welcher offenbar mit der der Sekte eigentümlichen prunkvollen Ausstattung ihres Kultus zusammenhängt. Welch herrliche Stämme haben hier als Säulen und im Dachwerke Verwendung gefunden! Welch üppige und doch edel gehaltene Ornamentik bereitet hier wahrhaften Kunstgenuss! Der Haupteingang weist prachtvolle Schnitzereien, darstellend Blumen und Blätter von Chrysanthemen auf; ähnlicher Zierat schmückt die Friese und reicht bis hoch in das Dachgebälk empor. Einer der berühmtesten Holzschneider des Landes, der sich überdies nur des linken Armes zu bedienen vermochte, soll das starre Holz durch jene Meisterwerke belebt haben. Einem im Tempelhof wurzelnden, gewaltigen Baum wird die Kraft zugeschrieben, den Tempel vor Feuersbrunst zu bewahren. Der Innenraum, und zwar sowohl des Hauptschiffes als mehrerer seitlicher Kapellen, erglänzt bei gedämpftem, von einer Veranda einfallendem Licht in reicher Vergoldung, welche sowohl an den Wänden als an den Säulen allenthalben angebracht ist; zur Rechten und zur Linken liegt je ein kapellenartiger Raum, deren jeder große, fast zwei Jahrhunderte alte Kakemonos birgt, die auf dunkelblauem Grund in goldenen Lettern geschriebene Anrufungen der Gottheit und überdies Porträts von hervorragenden Bekennern der Sekte enthalten.

Der Schrein, welcher die etwa 60 cm hohe, den Stifter der Sekte in sitzender Stellung zeigende Statue umschließt, ist mit vergoldeten und bemalten Blumenornamenten überzogen, während der Altar an der Stirnseite in Felder mit Blumen und Vögeln in durchbrochener Arbeit geteilt ist, die sich vom vergoldeten Hintergrund abheben. Vor dem Bildnisse des Stifters prangt in einer Umrahmung dessen vom jetzt regierenden Mikado niedergeschriebener Name.

In einer schier endlosen Reihe von saalartigen Räumen anderer zu dem Tempel gehöriger Bauwerke, insbesondere in den Staatsgemächern, konnten wir die herrlichen Stickereien und Malereien bewundern, welche die Schiebewände bedecken; hier sind es allerlei Bäume und Sträucher, dort Chrysanthemen, dann wieder Gänse und Pfauen, die in anregendem Wechsel den Künstlern als Vorwürfe lebendiger und naturgetreuer Darstellung gedient haben. Alle diese Meisterwerke, welche geeignet sind, das Verständnis für das Wesen der altjapanischen Kunst in ganz anderer Art zu erschließen als die nach Europa gelangenden Erzeugnisse, sind auf langen, dem Künstler horizontal vorliegenden Papierrollen, die erst nach beendeter Arbeit an den Wänden aufgezogen werden, gemalt, wie es denn überhaupt in Japan aus älterer Zeit nur sehr wenige unmittelbar auf vertikalen Flächen hergestellte Gemälde gibt.

Durch einen labyrinthartig angelegten Garten wurde ich nach der Behausung des Oberpriesters geleitet, der uns in einem Gewand von violetter Farbe empfing, ähnlich jenem, welches bei dem katholischen Episkopat im Gebrauche steht. Dieser geistliche Funktionär ist einer der höchsten kirchlichen Würdenträger Japans, eine Folge des Ansehens, dessen die Sekte sich erfreut, sowie des Umstandes, dass der Nischi-hongwanschi in Kioto als der Haupttempel der Sekte gilt und die Vorsteher desselben die Angelegenheiten der Religionsgenossenschaft im ganzen Land leiten. Im Jahre 1876 hatte der jetzt regierende Mikado dem schon vor mehr als 600 Jahren verstorbenen Begründer der Schin-Lehre den Titel Kenschin-daischi, das ist Großer Meister, verliehen, was als eine hohe Auszeichnung und als Anerkennung der Richtung aufgefasst wurde, in der sich das reformatorische Streben dieser buddhistischen Sekte bewegt. Nachdem uns das würdige Oberhaupt der Schin mit schneeartig gestaltetem Fruchteis sowie mit überaus stark versüßten Leckereien, welche ich nur mit großer Überwindung hinabwürgte, bewirtet hatte, fuhren wir nach unserem Quartier in einer Dschinrickscha-Kolonne zurück, die um so länger geworden war, als sich den in dieselbe eingereihten, uns zugeteilten Dignitären und Polizeiorganen auch eine beträchtliche Anzahl von Reportern angeschlossen hatte, die, nach dem Eifer zu urteilen, mit dem sie ihrem Beruf oblagen, den europäischen Kollegen vollkommen ebenbürtig sind.

Der Nachmittag war Einkäufen gewidmet, wozu in Kioto reichliche Gelegenheit geboten ist. Allerdings sind die größeren und bekannteren Läden in ihren Preisen bereits in unliebsamer Weise auf den Verkehr mit Fremden eingerichtet, so dass ich meist jene Warenlager, welche sich durch die Aufschrift „Curio Shop“ als fortschrittliche ankündigten, mied und meine Schritte kleineren, in Seitengassen liegenden Stätten des Handels zuwandte, wo ich ebenso schöne Objekte, jedoch bedeutend wohlfeiler als in den hervorragenden Läden fand.

Die regelmäßige Anordnung der in unabsehbar langen Linien von Süden nach Norden, in kürzerer Ausdehnung von Osten nach Westen streichenden Straßen erleichtert die Orientierung wesentlich, was umso schätzbarer war, als wir sehr beträchtliche Entfernungen von einem Laden nach dem anderen zurückzulegen hatten. Nebenbei bemerkt, werden in Kioto die Entfernungen innerhalb der Stadt von der durch Taiko-sama erbauten Sanscho-Brücke aus berechnet. Allenthalben fallen die in der Öffentlichkeit herrschende Reinlichkeit sowie der Umstand auf, dass in Kioto für die Bespritzung der Straßen vor den Häusern besser vorgesorgt wird, als dies bei uns zu Hause seitens der immer übelgelaunten Hausmeister geschieht.

Während der Fahrt lernte ich auch eine kleine Fabrik kennen, in welcher in der hierzulande üblichen, sich noch wenig über den handwerksmäßigen Betrieb erhebenden Art und Weise recht hübsche Porzellanwaren erzeugt werden; die leichteren Arbeiten fallen Knaben und Frauen, die schwierigeren Männern zu. Im allgemeinen machte mir die Fabrikation, was den Vorgang und die zur Verwendung gelangenden Hilfsmittel anbelangt, einen primitiven Eindruck.

Gleichwohl ist die zum Teil durch weitgehende Arbeitsteilung erzielte Schnelligkeit in der Erzeugung eine erstaunliche; denn rasch wird die Form auf der Töpferscheibe gedreht, dann einem kurze Zeit währenden Trocknungsprozess unterworfen und hierauf bemalt. Zu letzterem Zweck skizziert ein Vorarbeiter die Umrisse des figuralen und sonstigen Schmuckes auf dem Objekt selbst, worauf dieses von Hand zu Hand geht, um in jeder durch einige Farben und einige Pinselstriche bereichert zu werden, bis das Kunstwerk soweit vollendet ist, dass es schließlich in den Ofen wandern kann.

Der Sitz der Tonwaren- und Porzellanindustrie ist in dem am linken Ufer des Kamo-gawa gelegenen Stadtteil Kijomitsu, den wir schon behufs Besichtigung des gleichnamigen Tempels durchfahren hatten. Hier werden vorzugsweise Waren für den inländischen Bedarf erzeugt und verkauft, doch hat seit einigen Jahren auch schon die Produktion für den fremdländischen Geschmack und für den Export begonnen, welch letzterer seit dem Jahre 1868 bedeutend gestiegen ist. Dass die Porzellanindustrie in Japan nicht autochthon, sondern der bleibende Erfolg jener Expedition ist, die Taikö-sama zur Eroberung Koreas und Chinas ausgerüstet hat, kann als erwiesen angenommen werden. Die Daimios von Satsuma, Hisen, Tschoschiu und mehrere andere brachten damals aus Korea Handwerker mit, welche die Begründer der japanischen Töpferindustrie wurden.

Abends besuchten wir eines der größten Teehäuser, in welchem Tänzerinnen ihre Kunst zeigten; doch konnte ich deren choreographischen Fertigkeiten ebenso wenig Beifall zollen als dem von Instrumentalmusik begleiteten Gesang. Der Reiz der Neuheit, welchen sowohl die Teehäuser als die in denselben üblichen Produktionen der Tänzerinnen und Sängerinnen anfänglich ausüben, vermag das Interesse gewiss in hohem Grad zu erwecken; allein das Entzücken der Europäer über jene Etablissements und über die Kunstleistungen der puppenhaften Schönen kann ich nicht teilen.

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  • Ort:  Kyoto, Japan
  • ANNO – am 08.08.1893 in Österreichs Presse.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater macht Sommerpause bis zum 15. September, während das k.u.k. Hof-Operntheater die Oper „Der Troubadour“ aufführt.

Kyoto, 8 August 1893

From Kobe to Osaka the Tokaido railway line to Tokyo is following the coast and then turns towards the interior in a North-western direction to Kyoto where we arrived at 1 o’clock in the night after with a considerable delay caused by the festive receptions. Here I entered a court carriage and rushed to Gosho, the Imperial Palace, followed by a long line of djinn rickshaws with my entourage. After a long drive through the straight streets that are laid out in a grid pattern. Disregarding the late hour, a packed crowd was lining the streets under and with lampions in our home colors.

The Imperial palace is surrounded by a garden and a high covered wall and makes an ugly impression which is not improved by the dark walls made out of wood from Hinoki, the Japanese cypress (Chamaecyparis obtusa) and the steeply sloping roofs covered with the bark of that tree. The rooms of the house assigned to us are decorated in a simple but tasteful way in the original Japanese art. We found here too sliding doors and the lightly colored mats. On the walls are artistic images on a golden background. A veranda encloses the building and leads directly into the garden where countless guardians of the law are fending off all potential dangers.

In consideration of the late hour we had gone to sleep I believed that I could escape out of the clutches of my entourage by leaving the palace early in the morning and visit the sights of Kyoto in an inconspicuous way. But my assumptions proved to be wrong as I had hardly been strolling half an hour through the city when the gentlemen of the Japanese entourage turned up, quite worried whether I would be angry about their delay.

My first visit was to the Catholic church, a friendly house of worship in Gothic style that has been built by a Japanese architect. French priests exercises with as much enthusiasm as the nuns nearby whose beneficial works have already borne fruits.

Kyoto, numbering 298.500 inhabitants, rose out of the fertile plain of the province Yamashiro — on of the five main provinces of Japan (Go-kinai) that provided the foundation of the empire and in which all Imperial residences were situated — between the rivers Kamo and Katsura. With the larger part on the right bank and the smaller one on the slopes of the wooded heights of the Higashiyama on the left bank of Kamogawa, at some distance also surrounded by wooded mountains in the North and West. Kyoto is well known for its scenic landscape, its regularity of the site and not the least by the cleanliness of its not especially wide streets.

In this city the blooming art industry was held in high esteem since ancient times, namely the silk, metal and ceramic industries. Honorable and very famous, Kyoto is the classic focus of the one thousand year old history of ancient Japan — the genie of the more recent history lies in Tokyo. In 794 the Mikado Kanmu, one of the most important princes of the country, changed his residence to the village of Uda by constructing a peace palace called Heian-kyo and thus set the foundations for the city of Kyoto whose name in Chinese language means „capital city“.

The year 1868 moved like so much else with an iron foot past Kyoto’s position — it was necessary to break with the great historical past and rooted traditions. The new ideas had to be given more favorable soil as a place of old memories. Thus the residence of the Mikado was moved to Tokyo and thus Kyoto’s hegemony was broken — the former city indicated the future, the latter the past of Japan. For a conservative Japanese, however, Kyoto is still, even though it has lost not only in political but also material relations in an unfavorable comparison with Tokyo, the center of history, of erudition and culture of Japan. And one other glory Kyoto has kept: It is the city of temples. In its surrounding area it is said that to be about 3000 temples. What is Rome for Catholics, Moscow for the Russians, Mecca for the Muslims, Kandy for the Buddhists, that is Kyoto for the Japanese even if a person might be a Buddhist or Shintoist.

Visiting all 3000 temples would be too much to ask so that we limited us to the most exceptional. We started with the main Buddhist temple of the Jodo sect called Chion-in, situated in the Eastern part of the city on a hill and looking similar to a fortress.

The Jodo sect whose priests strictly live celibate and abstain from eating meat proclaims that salvation is mainly due to observing pious customs and has been founded in 1173 by Honen Shonin and blossomed during the Tokugawa shogunate. An avenue bordered by cherry trees leads to the main entrance of the temple, a building two stories high that has been made out of heavy wood and has as original as elegant an architectural form. A steep stairs bordered by dark Japanese cedars leads to a great forecourt at whose end lies the main temple Hondo in a charming grove. In the forecourt stand multiple splendid bronze vessels out of which water is spilling, intended for the believers to clean their hands before entering the temple. For the same purpose apparently a number of obviously already used cloths are hanging there. The main building, a covered mighty hall of pillars is also built out of the universal material, wood, and thus has repeatedly become a victim of the flames. The last time in 1633, after which it had been rebuilt in its current form.

We had to take off our shoes and entered the room accessible to any visitor where multiple bonzes were murmuring prayers and beat on gongs. But their curiosity seemed to be greater than their piety as the priests looked at us and lost their rhythm of ringing bells. Sannomiya, who had been a temple priest in his younger days, called his former colleagues and ordered them to guide us through all rooms of the temple. The bonzes whose shaved heads were covered with strange net-like caps wore a kind of stole slung around the neck and were noticeable by the splendor of their dresses even though they should have been joined together out of small patches according to the strict doctrines in order to show that the priests once walked in rags. The idol servants not only perform the prescribed prayers and ceremonies but also engage in a roaring trade with amulets and write passe-partouts to heaven for the believers in exchange for a commensurate tip.

In the main temple itself, one of the largest of such buildings in Kyoto, rises a splendidly gilded shrine on a table-like alter contained within an area delimited by four pillars. The shrine contains the statue of the sect’s founder. It is usually only shown once a year during the commemoration ceremony about the founding of the doctrine. In my honor, they made an exception and I could take a look at the sanctuary for which a bonze opened the shrine by bowing down numerous times to his knees. The statue shows a small corpulent man with a smiling physiognomy who is comfortably ably resting on a pillow and in his external expression reminds more of a jovial dandy than a strict religious reformer. The altar that holds this sanctuary is notable for its splendid lacquer and bronze works that produce a rare artistic effect by their harmonious blend. The surrounding wooden pillars are richly gilded,  their capitals and the freezes and ceiling fields are decorated with artistic carvings, fantastic animals and all kinds of symbols.

In front of the facing pillars rise mighty bronze vases, carrying metal lotus flowers, that reach up to nearly half the temple. Numerous lamps, incense burners and bronze displays form a peculiar valuable decoration and show all kinds of thinkable variations in terms of their sizes as besides the lamps there are other metal objects multiple meters high as well as objects in the most minimal dimensions such as lamps that barely manage to hold a miniature flame. Whatever we look at is contained in the most noble forms and shows the noble sensitive taste of the artists that created these master works.

On the side of the main altars stands the altar of Buddha, a peculiarity that is connected with the fact that the temple had been dedicated to the sect’s founder. In multiple gilded shrines lay tablets on small pedestals to commemorate various persons for their pious contributions and dedications to the temple. These tablets of which there was a considerable number gave in their formation the impression of the model of a cemetery.

The main temple is followed by a number of buildings of all kinds and various purposes, thus a conference hall and a library that contains a collection of all Buddhist prescriptions and multiple Buddha altars that each carry a richly gilded statue that represent the god with a halo sitting under or on an opened lotus flower. The close environment of the altars show signs of the frequent visits of the believers as the gilding is often enough rubbed off in some places which can easily be explained that the pious pilgrims who desire the ease from bodily pain or the end of an infirmity from the divine power by brushing the affected body part against the respective part of the statue — a form of activity of religious conviction that leaves nothing to be desired in its drastic comic relief.

A further building next to the temple is the palace built by the shogun Iyemizu, who ruled from 1623 to 1651 and had been conspicuous by his activity. That palace contains a real labyrinth of rooms that in earlier times were intended in part for the Mikado in part for his Imperial prince acting in his capacity as high priest but now serves as a residence for the bonzes or are unoccupied. These rooms are exceptional by their paintings that cover the moving walls. We saw here old very famous works by important masters whose impressions of all kinds of animals and plants and activities of daily life have entered them into an eternal commemoration. Some of these rooms show admirable images of spruce, bamboo and peach trees, chrysanthemums, willows and winter landscapes etc. An especially well reputed image shows a cat that seems to turn its head always towards the spectator irrespective of the position of the spectator in the room. Furthermore an image of a spruce and that of a sparrow whose realism is characterized by an anecdote that the painted trees have sweated resin but the sparrow had started to fly just having been finished. In view of these artworks the gimmick of placing a board into the veranda floor that emits a sound reminding one of a tweeting bird when one steps on the board.

Below the front gallery of the temple a gilded withered umbrella is stuck into the woodwork that according to a myth had flown in ancient times out of the hands of a boy who had changed into the form of the god Inari and provided protection against fire. In this function the magic umbrella does not seem to have performed well given the repeated destruction of the temple buildings in fires. The believers use the umbrella to gain a view into the future. Who has a desire in his heart and wants to be informed about its fulfilment throws small balls made out of clay or chewed paper on the umbrella. If the projectiles stick, this is considered a good omen, as a blessing by the god asked in this strange way. Given the numerous bought requests to learn about the future that are attached to the woodwork and sully the room, the number of believers who have wishes and desire to know the future are very large indeed.

Inari is the harvest and rice god which Kitsune, the Japanese fox, has selected as his servant. The fox has been selected due to its cunning as a temple guard and has this function at the entrance of many temples, made out of various materials. Beside the fox, the crane and also the freshwater turtle are especially venerated and both as symbols of luck, the latter one also as a symbol for a long life and peaceful dotage, one of the seven felicities. Thus too the preference for the display of these animals in bronze, in porcelain or in lacquerware and also using such objects as birthday presents to express the desire of a long life for the recipient.

On a small hill between the trees stands the tower completed in 1618 that has a giant bell of over 3 m and a nearly as large diameter at the base and of a respective thickness. This bell had been cast in 1633 and has considerable quantities of gold added to improve the purity of its sound. A tree trunk fixed to the exterior of the tower serves as a ram-like bobbin.

In djinn rickshaws we drove through multiple clean and especially cute streets to the temple  Gion-jajira that lies close to the one just visited and is dedicated to the Shinto cult. This is very simple to detect even for a stranger by the gates already familiar from Mijajima. In general it its easier for foreigners to gain entrance into a Buddhist temple than a Shinto one but we did not have any troubles today. In the forecourt were numerous votive tablets covered with long sayings and lamps. In the interior rooms we found the mirror and the Gohei as a symbol, guarded by two grotesque figures, a unicorn and a tiger. In front of an alter stood on clean small tables food and drink offerings, mostly rice, fish and sake that the believers have given in large quantities and which are received by the priests as a welcome offering.

A stark test to our rickshaw runners was posed by the road ascending steeply through a row of small alleys in whose shops porcelain and namely puppets of all kind were sold that led to the Buddhist temple of Kijomitsu. This is very popular in Japan for being dedicated to the goddess of mercy called Kwan-on, who listening to the prayers of the humans may safe them out of calamities and in apparent symbols of this power is shown with multiple faces, 40 arms and a 1000 hands. The history of the foundation of this sanctuary is a myth and lost in ancient times. In any case the temple is said to be among the oldest buildings in Kyoto. Here too a row of steeply ascending steps leads to a path to the two story high gate.

A bit higher lies a pagoda of three stories that is distinguished by its richly carved ornaments ad takes up a dominant position. In its proximity are some smaller chapels. Approaching through a path of pillars upwards the visitor finally stands in front of the main temple itself that has a strange effect caused by its ornamented raw pillars. The not really comfortable ascent is much eased by the number of interesting objects that make us rest at any moment to look at them and admire them. Votive tablets, bronze vases in colossal dimensions, gorgeous fountains with artistically formed dragon figures etc. catch the attention and slow down the steps.

The main temple contains in a shrine a 1,5 m tall image of the sitting „Goddess of Mercy with 1000 Hands“, also called Kwan-on, at whose sides are a row of figures of gods. The shrine is only opened every 33 years so that the people are granted viewing the the image of mercy. The decoration of the altar is a wild mix of living plants, artificial flowers, vases, candleholders, incense burners and offering vessels. The believers can work into motion large bells  with intertwined white-red ropes and thus assure consideration from the goddess for especially important pleas. Eternal lights are burning in the temple that is visited day and night by believers seeking mercy and aid.

On the frontside of the temple is a wooden platform called Butai, that is a dancing scene, with two wings for the orchestra, built apparently for special ceremonies on important holy days. A hall connected to this platform is filled with votive images that contain in part very interesting representations of events and actions n which the goddess has helped the donor. Besides the presence of symbols of various kinds such as the holy temple horses in all kinds of potential poses and gaits, one can see human fates in a colorful alternation, important events next to minor ones, heated cavalry battles and fights with giants and monsters next to the discomforts of daily life are preserved for eternity —  all in commemoration of the goddess with her thousand hands who had provided help.

The strange impression that the total site of the temple and the local situation makes on the spectator is still increased by the fact that the hill that carries the main temple is separated by a gorge from another sanctuary also dedicated to the goddess Kwan-on.

This building stands on poles rises above the hill and offers a splendid view of Kyoto and its picturesque surroundings for visitors from the veranda. Countless votive images provide here too testimony about the goddess‘ helping power whose wooden bust has been worn away by the frequent touches from the body parts of the believers in need. Among the votive images the representation of a steam boat deserves to be mentioned which is just experiencing the explosion of its boiler. A number of people on the ship, however, are saved from the impending drowning by the majestic goddess in the clouds.

From the platform of the veranda, fanatics jumped not rarely down over the rocks into a depth of 30 m holding but an opened umbrella in their hands to test whether the eternal protection of heaven was theirs which would be shown by the audacious jumpers surviving the fall intact while broken bones were seen as a quite sensitive refusal of divine protection. Often the dangerous jump was made to get a judgement of god. Killing oneself to enter into the nirvana close to the temple suggests itself. Finally the newly organized police had a lattice built around the platform and thus terminated the various aspirations of the jumpers.

Another smaller temple seems to be dedicated to a goddess for her effectiveness in protecting children. Here are found all kinds of votive images and other objects that are related to such protection of youth by the goddess, thus lattices that prevent children from falling down and small clay Buddha statues equipped with red bibs tied around the neck similar in the way one uses them to prevent kids to soil their clothes during a meal.

The number of visits today was concluded with one to the temple of the Buddhist Shin or Ikko sect that had been founded by Shinran, a descendant of an ancient noble family, in the year 1213 and is said to have over 10.000 temples in the country and said to distinguish itself by a certain level of rationality in its teachings as well as the purity of the behavior of its adherents. The belief in Buddha, noble thoughts and acts are the main demands for the believer whereas the celibacy, penitence and all kinds of asceticism or monastic life etc. are repudiated. Especially remarkable is that the founder of the sect has introduced the local language into the rituals and that the priesthood is inherited as it is among the Shintoists. The sect which intends a reform of Buddhist beliefs by the re-foundation of its original purity and is eager to teach its adherents also in the European sciences has not only in Kyoto but in every larger city two temples. Nishi (West) and Higashi (East) honganji.

The former, built in 1591 or 1592, is remarkable by its important dimensions as well as the richness of its decorations and the ornaments which are apparently connected with the cult of the especially splendid decoration by the sect. What gorgeous trunks have been used here as pillars and in the woodwork! What luxurious and still noble ornaments provide such true artistic enjoyment! The main entrance is covered with splendid carvings that represent flowers and leaves of chrysanthemums. Similar decorations are found on the friezes and extends up into the woodwork of the ceiling.

One of the most famous woodcutters of the country who could only use his left arm is said to have enlivened the rigid wood by those master works. A mighty tree growing in the temple courtyard is said to have the power to protect the temple from fire. The interior room, and namely both the nave and the two side chapels, richly light up thanks to the gilded areas on the walls and also the pillars when light enters from the veranda. To the right and left are chapel-like rooms that contain almost two hundred year old Kakemonos with golden letters on a dark-blue background proclaiming the god and furthermore the portraits of important believers of the sect.

The shrine of a height of about 60 cm encloses a statue showing the sect’s founder in a sitting position and is covered with gilded and painted flower ornaments while the altar on its front side is divided into individual fields with flowers and birds that are in contrast to the gilded background. In front of the image of the founder hangs a frame that holds the name of the currently ruling Mikado.

In an almost endless row of hall-like rooms of other buildings belonging to the temple, especially the government rooms we could admire gorgeous stitchings and paintings that covered the movable walls. Here there are all kinds of trees and bushes, there  chrysanthemums, then again geese and peacocks that have inspired and served the artists as models of living and natural beings. All these master works that are able to improve the understanding of the ancient Japanese art in a much different way than the goods that reach Europe are painted on long paper rolls that first lay horizontally in front of the artist and only after the completion are mounted on the walls. In general there are very few paintings from ancient Japan that are painted directly on vertical areas.

Through a labyrinth-like garden I was led to the home of the high priest who received us in a purple dress similar to those used by the Catholic bishops. This religious official is one of the highest religious dignitaries of Japan, a consequence of the respect awarded to the the sect as well as the circumstance that the Niji-hongwanji in Kyoto is seen as the main temple of the sect and its priests provide leadership in matters for the religious community in the whole country.

In 1876 the now ruling Mikado has awarded the title of Kenshin-daishi, that is Great Master, to the founder of the Shin doctrine who died 600 years ago which was a high honor and a recognition for the direction into which the reforming spirit of this Buddhist sect is moving. After the dignified leader of the Shin had offered us snow-like shaped fruit ice as well as very heavily sweetened treats that I could only force down with great effort, we drove to our residence in a djinn rickshaw column that had become all the longer as the assigned dignitaries and policemen were joined by a considerable number of reporters who were the complete equal of their European colleagues as far as their zealousness to their profession was concerned.

The afternoon was devoted to shopping for which Kyoto offers great opportunities. However the prices in the larger and better known shops are already set for trading with foreigners that I mostly avoided those progressive shops that carried the sign „Curio Shop“ and directed my steps to trading shops in the side alleys where I found also beautiful objects but at considerably less expensive prices as it the most prominent shops.

The regular layout of the streets in endless long lines from South to North and in a shorter extent from East to West makes the orientation much easier which is all the more helpful as we had to cover considerable distances between one shop and the next. As an aside, the distances in the city in Kyoto are calculated from the point of the Sanjo bridge built by the Taiko-sama. Everywhere one notices the cleanliness in the public areas as well as the fact that in Kyoto the sprinkling of the streets in front of the houses works much better than this is the case at home where it is the duty of the caretakers with their perennial bad moods.

During the drive I saw also a small factory in which the very common and quite pretty porcelain wares are produced in a process that is still not much removed from the artisanal method. The easier tasks are done by boys and women, the more difficult ones by men. In general the fabrication process, as far as the process and the tools used for it are concerned, looks still primitive.

Still the production speed achieved in part by the large division of labor is astonishing. As the form is quickly created on the potter’s wheel, then dried for a short time and afterwards painted. For the latter purpose a foreman sketches the outline of the figure or other decoration on the object itself which then wanders from hand to hand that add each some colors or some brush strokes until the artwork is ready to go into the oven for the final burning.

The location of the earthenware and porcelain industry is on the left bank of the Kamo-gawa in the quarter of Kiyomizu  which we had already crossed on our way to the visit to the temple of the same name. Here they produce and sell primarily goods for the home market, but for some years there exists also a production dedicated to foreign taste and export which has increased considerably since 1868. That the porcelain industry is not native in Japan but the permanent success of the expedition in which Taiko-sama set out to conquer Korea and China can be assumed as correct. The daimyos of Satsuma, Hisen, Choshu and multiple other brought home artisans from Korea who became the founders of the Japanese pottery industry.

In the evening we visited one of the largest tea houses in which female dancers put their art on display. But I could not applaud their choreographic skills nor their singing to the accompanying instruments. The allure for novelties which both in tea houses and the productions of dancers and singers performed in them at first exert is likely to certainly catch the interest to a high degree. Still I can not share the delight of the Europeans for these establishments and about the artistic skills of the puppet-like beauties.

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  • Location: Kyoto, Japan
  • ANNO – on 08.08.1893 in Austria’s newspapers.
  • The k.u.k. Hof-Burgtheater is closed for summer until 15 September. The k.u.k. Hof-Operntheater is performing the opera „Der Troubadour“.

Mija-schima — Kioto, 7. Aug. 1893

Bei Sonnenaufgang eilte ich rasch zum Schinto-Tempel, um diesen auch bei Tageslicht in Augenschein zu nehmen und nochmals die Galerie der Votivbilder zu durchwandern. Dann schifften wir uns wieder auf dem „Jajejama“ ein und verließen, mit Geschütz- und Raaensalut der beiden zurückbleibenden Kriegsschiffe begrüßt, Mija-schima, welchem Eiland die Erinnerung als an einen der hervorragendsten Punkte der bisherigen Reise gesichert bleibt.

Das Wetter begünstigte uns sichtlich; der Tag war herrlich, und wir konnten uns gänzlich dem Genuss der landschaftlichen Eindrücke hingeben, die uns das Binnenmeer mit seiner Welt von Inseln bot. Zahllos bedeckten auch heute Fischerboote aller Art die See, schienen jedoch vorsichtiger zu sein als die Fahrzeuge, welchen wir gestern begegnet waren; denn sie wichen dem „Jajejama“ schon in großer Entfernung aus, sobald dessen Dampfpfeife ihren schrillen Ton hören ließ.

Die Küste der Provinz Aki und die Eilande, zwischen denen wir uns hindurchwanden, zeigten während der ersten zwei Stunden unserer Fahrt ganz das gleiche Gepräge wie das Festland und die Inseln, die wir tags vorher passiert hatten; grünende Berge und felsige Formationen origineller Natur bilden auch hier den Grundton der Szenerie. Allmählich gewinnen jedoch die Höhen und Abhänge einen anderen Charakter, da sie immer kahler werden und die Vegetation zurücktritt, um durch gelbes Gestein ersetzt zu werden, dessen weithin leuchtender Glanz der Landschaft eine eigentümliche Färbung verleiht. Es ist, als ob die Eingeweide der Berge und Hügel zutage träten — wahrscheinlich die traurige Folge maßlosen Holzabtriebes, dessen Nachteile zu spät erkannt wurden, wie sich aus den Versuchen entnehmen lässt, den unproduktiv gewordenen Boden durch Aufforstungen wieder ertragreich zu gestalten. Vom Deck aus konnten wir die regelmäßigen Linien der jungen Kulturen wahrnehmen, die aber noch keinen Erfolg, sondern eben nur den ersten Schritt zur Behebung des Schadens bedeuten. An vielen Stellen sind Kalksteinbrüche sichtbar, welche geschätztes Baumaterial liefern.

Der „Jajejama“ hatte noch manche enge Passage zu durchfahren, bis wir vor Mihara in der Provinz Bingo landeten, wo wir uns ausschifften, um nach Verabschiedung von den Schiffsstäben — auch vor Mihara lagen zwei große japanische Kriegsfahrzeuge — zur Bahnstation zu eilen.

Mihara bildet den dermaligen Endpunkt der Sanjo-Eisenbahn, welche jedoch in einiger Zeit die Nordküste der Inland-See entlang bis nach Shimonoseki geführt und mittels eines Dampftrajektes an die Bahnstrecke Modschi-Kumamoto angeschlossen werden soll. Die von der Eisenbahnstrecke durchzogene Landschaft trägt anfänglich denselben Grundzug, den wir an der Küste schon vom Schiff aus wahrgenommen; doch entschädigen für die weniger erfreulichen Spuren der Holzdevastation die oftmals sich darbietenden Ausblicke auf die See und auf malerische Buchten. Ganze Reihen von Salinenanlagen sind längs der Meeresküste bemerkbar; der größte Teil der Ebenen ist der Reiskultur gewidmet; auch hier wurde mit der Aufforstung der kahlen Lehnen, welche schon mit einem grünen Anflug überzogen sind, begonnen, doch leiden die Kulturen sehr durch die Trockenheit — ein Schmerzensschrei widerhallt im ganzen Land ob der Dürre, welche sogar die Austrocknung größerer Flussbette nach sich gezogen hat. Allmählich nimmt die Gegend freundlichere Formen an, die Hügel sind bewaldet, Cryptomerien, Fichten und Bambus winken uns entgegen, und endlich eilen wir wieder in der uns bereits lieb gewordenen Landschaft echt japanischen Charakters dahin.

In der reichen Handels- und Hafenstadt Onomitschi sowie in kleineren an der Bahn liegenden Ortschaften ist der Schienenstrang mitten durch die Stadt, um nicht zu sagen durch die Häuser gezogen; letztere treten so nahe an die Bahn heran, dass man von den Coupefenstern aus mit den Wohnungsinsassen, die sich in ihrem Tagwerk durch den brausenden Zug gar nicht stören lassen, ohne Schwierigkeit konversieren könnte. Selbstverständlich stand ich am Fenster und konnte so manche heitere, ja komisch wirkende Familienszene beobachten. Unweit Onomitschi liegt ein Tempel, Senkoschi genannt, in ganz Japan berühmt durch die prächtige Fernsicht, welche er bietet. Schade, dass uns dieser Genuss versagt blieb!

Vor der Station Fukujama, der Hauptstadt der Provinz Bingo, erblickten wir das auf einem Hügel errichtete, im Pagodenstil erbaute Schloss der früheren Daimios, der jetzigen Grafen von Abe, welches sich, wie es den Anschein hat, eines ungewöhnlich guten Erhaltungszustandes erfreut. Ein ähnliches Castell liegt in Okojama und wurde den vormaligen Daimios, den nunmehrigen Viscounts von lkeda, wieder zurückgestellt. Nach dem ursprünglich festgesetzten Programme hätten wir in Okojama bleiben und übernachten sollen, ich zog jedoch vor, ohne Unterbrechung bis Kioto zu fahren, um an diesem Ort länger verweilen zu können; gleichwohl prangte die ganze Stadt in festlichem Flaggenschmuck und eine tausendköpfige Menge drängte sich in der Nähe des Bahnhofes, auf dem sich Würdenträger und Deputationen in großer Zahl versammelt hatten. Der Bürgermeister von Okojama begrüßte mich in einer längeren Ansprache und überreichte mir eine Sammlung schöner Photographien, welche die Stadt, einzelne Punkte der Umgebung, allerlei Szenen aus dem Leben und Typen darstellten.

Übrigens waren auch in allen anderen Stationen, in welchen wir halt machten, die Lokalbehörden, die Schuljugend und die Feuerwehr, wo Garnison lag, auch das Offizierskorps zur Begrüßung erschienen, so dass ich angesichts dieses ehrenvollen Empfanges mich hätte für einen Potentaten halten können, der sein Land bereist. Von dem Wunsch geleitet, dem Hof und der Regierung die Pflichten der Courtoisie und der Gastfreundschaft möglichst zu erleichtern, hatte ich, wie bereits erwähnt, schon früher das Ersuchen gestellt, die Fahrt bis Jokohama in eine Incognitoreise zu verwandeln oder doch die Empfangsfeierlichkeiten auf das Maß des für unumgänglich nötig Erachteten einzuschränken; doch wurde augenscheinlich Gewicht darauf gelegt, mich mit dem größten Zeremoniell durch das Land zu geleiten.

Als die Ermüdung endlich anfing, ihre Rechte geltend zu machen, begab ich mich zur Ruhe und sank bald in Schlaf, so dass ich um 11 Uhr nachts einen glänzenden, durch ein Feuerwerk bereicherten Empfang in Kobe versäumte, zu welchem sich auch die Stäbe der hier ankernden Schiffe eingefunden hatten.

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  • Ort:  Kyoto, Japan
  • ANNO – am 07.08.1893 in Österreichs Presse.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater macht Sommerpause bis zum 15. September, während das k.u.k. Hof-Operntheater die Oper „Margarethe (Faust)“ aufführt.

Mijajima to Kyoto, 7 August 1893

At dawn I rushed quickly to the Shinto temple to see it also in daylight and visit again the gallery of votive images. Then we embarked again on „Yaeyama“ and left Mijajima to the sound of the gun and board salutes of the two warships remaining behind. The island of Mijajima will have a safe place in my memories among the highlights of the journey up to now.

The weather clearly favored us. The day was gorgeous and we could fully dedicate ourselves to enjoying the scenic impressions presented by the inland sea with its world of islands. Innumerable today too, fishing boats covered the sea but they were more prudent than the vehicles we had met yesterday. They moved out of the way of „Yaeyama“ already at great distance as soon as they heard the shrill sound of its steam whistle.

The coast of the province of Aki and the islands between which we had been squeezing us through displayed during the first two hours of our journey the same imprint as the mainland and the islands we had passed the day before. Green mountains and rocky formations of original nature formed here too the foundation of the scenery. In time, however, the heights and slopes change in character as they become more and more bare and the vegetation retreats and is replaced by yellow stone whose bright shine gives the landscape a peculiar coloring. It is as if the entrails of the mountains and hills became visible — probably a sad consequence of the excessive deforestation whose disadvantages had been recognized too late as one could see from the attempts made at reforestation of the soil that had become unproductive instead of profitable. From deck we could perceive the regular lines of young plants that had not yet succeeded but only are a first step towards reverting the damage. In many places there are lime rock quarries that provide valued building material.

„Yaeyama“ had to cross many narrow passages until we landed in front of Mihara in the province Bingo where we disembarked and, having said good-bye to the ships‘ staffs — at Mihara lay two large Japanese warships —,  rushed to the train station.

Mihara forms the current terminal station of the Sanyo railway line which would in the near future be extended along the Northern coast of the inland sea to Shimonoseki and  connected by a steam traject to the Moji-Kumamoto line. The landscape passed by the railway has at first the same characteristics we had seen already from the ship looking at the coast. The rather less pleasant views of the deforestations were compensated by the spectacle offered by the sea and its picturesque bays.

Full rows of salt works along the sea cost can be seen. The biggest part of the plain is devoted to rice cultivation. Here too the reforestation of the bare ledges has been started and they already have a slim green layer but unfortunately the plants suffer from the dryness — a cry of agony is heard all over the country about the drought which caused even larger river beds to dry up. In time the landscape appears in friendlier forms, the hills are covered with woods, Japanese cedars, spruces and bamboo were waving to us and finally we entered a landscape which we had grown fond of in its real Japanese qualities.

In the rich trade and port city of Onomichi as well as the smaller villages alongside the railway line, the tracks lead straight through the middle of the city if not ot say through the houses. The houses stand so close to the railway that one could speak with the inhabitants without problem out of the compartment windows. The inhabitants, however, do not let themselves be disturbed by the thundering train in their daily activities. Naturally I stood at the window and could observe thus many funny and even comical family scene. Close to Onomichi lies the temple of Senkō-ji, famous in all of Japan for its panoramic view over a great distance. It is a pity that we could not enjoy these sights!

In front of the station of Fukuyama, the capital of the province Bingo, we saw on a hill a castle built in pagoda style of the former daimyo, the current count of Abe, which looks like it was in an exceptionally well preserved condition. A similar castle is situated in Okayama and has been restored to the former daimyo, the current viscount of lkeda. According to the original program we would have stayed overnight in Okayama, but I preferred to continue without break on to Kyoto to stay longer there. Still the whole city was decorated with festive flags and a crowd of thousands thronged around the station where the dignitaries and delegations in large numbers had assembled. The mayor of Okayama greeted me with a longer speech and presented me with a collection of beautiful photographs that showed the city, individual spots in the surrounding areas, all kinds of scenes of daily activities and types.

At all the other stations we stopped, by the way, the local administration, the school youth and the fire brigade as well as the officer corps where a garrison existed made an appearance to greet me so that I could have imagined myself to be a mighty ruler who is travelling in his own country in view of all this honorable receptions. Driven by the desire to ease the burden of courtesy and hospitality as much as possible, I had made a request, as stated, to make the journey up to Yokohama as an incognito or at least reduce the festive receptions to a level of what is minimally necessary. But it was evidently regarded as very important to escort me with the biggest ceremonial pomp across the country.

When my tiredness finally began to claim its rights, I went to bed and soon slept deeply so that I missed the splendid reception in Kobe enriched by a firework at 11 o’clock to which also the staff of the ships anchoring here had been invited.

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  • Location: Kyoto, Japan
  • ANNO – on 07.08.1893 in Austria’s newspapers.
  • The k.u.k. Hof-Burgtheater is closed for summer until 15 September. The k.u.k. Hof-Operntheater is performing the opera „Margarethe (Faust)“.

Schimonoseki — Mija-schima, 6. Aug. 1893

Vor der Einschiffung auf dem „Jajejama“ fand ich Gelegenheit, den japanischen Ministerpräsidenten, den vielgenannten Grafen Ito Hirobumi, kennen zu lernen und ihm gleichzeitig meine lebhafteste Teilnahme auszudrücken; denn er war nachts angekommen, um seinen Sohn zu besuchen, der an den Folgen eines schweren Sturzes darniederlag. Des Grafen Sohn war mir gleichfalls zugeteilt worden, hatte jedoch, als er uns entgegenfuhr, das Unglück gehabt, von einer Fallreeptreppe herabzustürzen und hiebei so bedeutende innere Beschädigungen zu erleiden, dass auch unser Arzt, welcher den Verletzten untersuchte, nur wenig Aussicht auf Wiederherstellung eröffnete.

Unter dem donnernden Salut sämtlicher Kriegsschiffe nahmen wir Abschied von Schimonoseki, während sich unser langer Kreuzer herumdrehte, um ostwärts gewendet in die vielgepriesene Inland-See zu steuern. Das japanische Binnenmeer, Seto-no-utschi-umi, das heißt das Meer zwischen den Straßen, wird im Süden von den Inseln Kiuschiu und Schikoku, im Norden aber von der Hauptinsel Hondo eingeschlossen und steht mit dem Ozean durch die Van der Capellen-, die Bungo- und die Linschoten-Straße in Verbindung; Flut und Ebbe wechseln in der Inland-See wie im Ozean ab, doch ist die Tiefe dieses Binnenmeeres eine geringe und beträgt häutig kaum 20 Faden. Von Schimonoseki im Westen, bis Osaka im Osten sich hinziehend, ist das Binnenmeer namentlich in seinem mittleren Teil von Inseln vulkanischen Ursprungs bedeckt, deren Zahl von japanischen Quellen auf mehrere Tausend angegeben wird.

Unmittelbar nachdem wir aus der schmalen Passage von Schimonoseki herausgefahren waren, verließen uns die Küsten der Inseln Kiuschiu und Hondo, welche hier scharf zurücktreten und den nach der Provinz Suwo benannten Teil des Binnenmeeres in weitem Bogen umfassen.

Der heutige Tag war ganz darnach angetan, uns alles im günstigsten Licht erscheinen zu lassen; denn wolkenlos lachte der Himmel in freundlichem Blau auf uns herab, und eine frische Brise brachte angenehme Kühlung. Die leicht bewegte See war durch zahllose Fahrzeuge belebt, welche, in den abenteuerlichsten Formen gebaut und mit den absonderlichsten Segeln versehen, auf den Fischfang ausgezogen waren, der eine bedeutende Rolle in der Ernährung von Japans Bevölkerung spielt, da Fische die hauptsächlichste Fleischnahrung darstellen. Nach dem hier geltenden Reglement haben Dampfschiffe den sich umhertummelnden Booten nicht auszuweichen, welch letztere vielmehr gehalten sind, den Dampfern freie Fahrt zu ermöglichen; doch geschieht dies mit einer gewissen Sorglosigkeit, so dass wir trotz häufiger Anwendung der Dampfpfeife nicht selten in bedenkliche Nähe einzelner Dschunken gerieten, bis schließlich eine derselben gerammt wurde, jedoch krachend an unserer Bordwand weiterglitt und mit Havarien am Steuer und an den Masten davonkam — eine Kollision, welche ohne Eindruck auf unseren Kommandanten blieb, der lächelnd weiterfuhr, als ob nichts vorgefallen wäre.

Nach etwa drei Stunden wechselten wir Kurs und steuerten nach Nordosten, um auf dieser Route in ein wahres Labyrinth von Inseln zu geraten. Die Fahrt durch dieses Gewirre von Eilanden ist wahrhaft entzückend, und ich kann aus eigener Anschauung bestätigen, dass die begeisterten, in Reiseberichten gegebenen Schilderungen der Naturschönheiten der Inland-See nicht übertrieben sind. Die größeren Inseln machen mit ihren mächtigen Bergen, die teilweise waldlos sind, aber gleichwohl einen äußerst wirksamen Hintergrund bilden, imposanten Eindruck; von den kleineren Eilanden, die überaus phantastische Formen zeigen, bestehen nicht wenige nur aus einem gigantischen Felsblocke, welcher dem Meer entstrebt, andere sind mit Hügeln und spitzen Kegeln bedeckt. Beinahe alle größeren Inseln sind besiedelt; an den Küsten reiht sich Ortschaft an Ortschaft, ein Fischerdorf an das andere; allenthalben tritt zutage, dass die Bewohner dem Landbau oder dem Fischfang obliegen; an den Abhängen der Hügel ziehen sich wohlbebaute Felder empor, und auf der leicht gekräuselten Oberfläche der See tanzen ganze Flotten von Booten. Auch eine kühn fliegende Einbildungskraft dürfte Mühe haben, eine landschaftliche Szenerie zu dichten, welche an Mannigfaltigkeit und an Bewegtheit, an Großartigkeit des Eindruckes und an Intimität des Reizes jene übertrifft, die sich hier vor dem Blick entrollt.

Obschon unsere Aufmerksamkeit vollständig in Anspruch genommen war, ließ der Kommandant des „Jajejama“ exerzieren, was mit den 12 cm Armstrong-Geschützen trotz der langen, schier endlos scheinenden japanischen Kommandos recht präzis und flott von Statten ging. Von Zeit zu Zeit spielte die Bordkapelle einige Musikstücke, so die unvermeidliche Ouverture aus „Tell“, ein Potpourri aus „Mignon“ und verschiedene heimatliche Tanzweisen. Bei aller Anerkennung, welche ich bereit bin, den Japanern nach dem, was ich bisher gesehen und gehört, zu zollen, kann ich nicht verschweigen, dass ich mich schon größerer Genüsse erfreut habe als des uns bereiteten Ohrenschmauses; einzelne der zum Vortrag gebrachten Piecen waren in der hier üblichen Auffassung nicht recht zu erkennen, und auch die Programme konnten auf Verlässlichkeit wenig Anspruch erheben, da sie beispielsweise die Oper „Carmen“ als Werk unseres Walzerkönigs Strauß bezeichneten.

Als wir den Kurs abermals wechselten, um nordwärts zu steuern, lag die bergige Küste der Provinz Suwo nur wenige Meilen backbord; diese Küste und später jene der Provinz Aki entlang dampften wir weiter, bis wir die Insel Mija sichteten — unser heutiges Reiseziel. Nachdem wir noch eine sehr enge Passage mit möglichster Gefährdung einiger Fischerboote, jedoch ohne Unfall durchmessen hatten, liefen wir in die Bucht Mija-schimas ein, woselbst zwei japanische Kriegsschiffe, der Kreuzer „Tschijoda“ und die Corvette „Tenriu“, die Ankunft des „Jajejama“ donnernd begrüßten. Zu meiner nicht eben angenehmen Überraschung gewahrte ich schon aus der Ferne sowohl auf dem Land als in Booten die an ihren weißen Uniformen kenntlichen, übereifrigen Polizisten.

Mija-schima, die Tempelinsel, zeichnet sich vor anderen Eilanden dieses Archipels in vorteilhafter Weise dadurch aus, dass die bis zu 457 m aufsteigenden Höhen mit prächtigem, geschlossenem Walde bedeckt sind; der Boden der Insel ist eben heilig, weshalb die Hand des Menschen sich nicht an die Bäume wagen darf und auch Wild sich hier ungestörten Daseins erfreut, so Hirsche, welche ganz zahm sind, mitten unter den Fußgängern umherlaufen und aus der Hand der Vorübergehenden fressen. Der religiösen Weihe ungeachtet, welche die Insel auszeichnet, bildet diese einen im Sommer viel besuchten Ausflugsort; denn reizende, gegen die See zu sich öffnende Täler, von zahlreichen angenehmen Pfaden durchzogen, eine nie zu hoch ansteigende Temperatur sowie erquickende See- und Süßwasserbäder bedeuten ebensoviele anziehende Momente. Die Insel ist von etwa 3003 Menschen — Priestern, Gastwirten, Fischern und Bilderschnitzern — bewohnt, deren Behausungen in reizender Verborgenheit entlang der Bucht zu Füßen eines grünenden Hügels liegen, von dem uns prächtige Nadelhölzer grüßen. Einen interessanten Gegensatz hiezu bildet der gegenüberliegende Küstenstrich der Provinz Aki; denn die scharf abfallenden Bergabhänge sind kahl und das lichtgefärbte, fast weiß schimmernde Gestein und Geröll tritt zutage, so dass es scheint, als seien die Berge mit Schnee bedeckt.

Auch auf Mija-schima musste ich eine Entree glorieuse feiern, eine Einführung, von welcher ich mich gerne entbunden gesehen hätte, die aber unausweichlich war, da die Japaner offenbar entscheidenden Wert darauf legten, bei jeder Gelegenheit die größte Feierlichkeit und den höchsten Pomp zu entfalten. An der Landungsbrücke standen in großer Anzahl hohe Würdenträger und Honoratioren, welche mir vorgestellt wurden und sich tief verneigten, als ich an ihnen vorbeikam. An diese schloss sich ein Spalier von Wächtern des Gesetzes, hinter denen sich eine Menge Volkes drängte, neugierig, den fremden Prinzen zu sehen, der, gefolgt von der heimatlichen und der japanischen Suite, zwischen dem Leibjäger in grüner Livree und dem Türsteher mit dem Schwert einherschritt. Ich gestattete mir jedoch eine kleine Abweichung vom Programm; denn als ich sah, dass die Wegstrecke bis zu unserer Behausung sich ziemlich lang hindehnte und deren Zurücklegung in dem Tempo des feierlichen Aufzuges bei der hohen Temperatur sowie bei dem Umstand, dass unser Pfad zwar nicht mit Rosen, wohl aber mit einer hohen Lage feinen Sandes bestreut war, nicht eben angenehm zu werden versprach, schlug ich eine Art Laufschritt an, der mich bald ans Ziel, das Gefolge jedoch zu allgemeiner Heiterkeit etwas außer Atem brachte.

Hatten schon die uns bisher auf japanischem Boden eingeräumten Quartiere unsere Bewunderung erregt, so wurden sie doch durch die landschaftliche Umrahmung, die Originalität der Anlage und die entzückenden Details der Wohnstätte weit übertroffen, welche hier für uns vorbereitet war. Der Weg hatte uns bis in eine enge Waldschlucht geführt; vielhundertjährige Bäume spenden hier angenehmen Schatten; in der Sohle der Schlucht rieselt ein kristallklares Bächlein dahin, von munter umherschwimmenden Gold- und anderen Fischchen belebt; zwischen den Bäumen ragen Felsen empor, auf welchen sich, scheinbar regellos verteilt und nur Launen des Geschmackes die Entstehung verdankend, allerliebste, kleine Häuser befinden, deren je eines für jeden von uns bestimmt ist.

An einigen Stellen seines Laufes ist das plätschernde Wässerchen zu Miniaturteichen gestaut, in deren Mitte auf Piloten sich offene Kioske mit Veranden erheben; in diesen laden Matten sowie schwellende Kissen zur Ruhe und zum Träumen bei dem Gemurmel des Baches ein. Alle die anmuthigen Bauwerke stehen mittels zierlicher Wege, Treppen, Stege und Brücken in Verbindung. Bald da, bald dort sprudelt eine Quelle zwischen dem Gesteine hervor, zischt und braust ein Springbrunnen empor, dessen Wasserstrahlen in muldenförmig ausgehöhlte Steine zurückfallen, die malerisch von allerlei Wasser- und Schlingpflanzen umrahmt und umrankt sind; allenthalben finden sich — ähnlich den Kapellen und Heiligensäulen, welche bei uns an Landwegen stehen — kleine, steinerne, mit Moos bewachsene Tempelchen, die bestimmt sind, des Abends ein Licht aufzunehmen, um auf diese Weise, ebenso wie in die Felsen gemeißelte Nischen, Beleuchtungszwecken zu dienen. Die Herrlichkeiten, welche uns hier umgeben, sind von wahren Künstlern geschaffen, deren rege Phantasie mit feiner Empfindung für die Schönheiten der Natur, mit gemütvoller Poesie gepaart ist. Unserem Erstaunen über die idyllische Waldniederlassung lauten Ausdruck gebend, eilten wir überall umher, das Zaubernest in jeglichem Detail in Augenschein zu nehmen.

Die einzelnen Behausungen wiesen bunte Mannigfaltigkeit in der Anlage und Ausführung auf, so dass wir über die reiche Gestaltungskraft der japanischen Baukünstler nicht genug staunen konnten; und doch trug jedes der kleinen Meisterwerke den einheitlichen Charakterzug der Niedlichkeit. Auch hier hatten als Baumaterial nur Holz, namentlich Bambus, Strohmatten und Papier Verwendung gefunden, allerdings nicht ohne dass die Werkleute ihr seltenes Geschick in hervorragender Weise bekundet hätten, mit den einfachsten Mitteln dem Auge wohltuende Wirkungen hervorzubringen; selbst die Ausstattung der Wohnräume war malerisch, den Gesetzen der Schönheit entsprechend. Während die decorative Kunst der stammverwandten Chinesen sich durch einen ins Bunte und Auffallende, ja zuweilen ins Schreiende
gehenden Zug charakterisiert, zeichnet sich jene der Japaner, ungeachtet aller Farbenfreudigkeit, durch künstlerisches Maßhalten, durch vollendete Harmonie und durch anheimelnde Intimität sowie durch zartes Verständnis dafür aus, das Leben mittels entsprechenden Komforts so angenehm als möglich zu gestalten. Die Grundzüge des japanischen Wesens, lebensfrohe Heiterkeit, ansprechende Sinnlichkeit und ausgeprägtes Schönheitsgefühl treten auf allen Gebieten des Volkslebens zutage und machen, in innig verwobener Wechselbeziehung mit der herrlichen Natur, jedem Fremden, der Japans Boden betritt, Land und Leute gleich sympathisch.

Nachdem ich mich von den Würdenträgern und Honoratioren, welche uns das Geleit gegeben, verabschiedet und von meinem Häuschen Besitz ergriffen hatte, begann ich die Nachbarschaft unseres Quartieres zu durchwandern.

Mija-schima ist seines berühmten Tempels wegen ein Hauptwallfahrtsort, eine Art Mariazell des südlichen Japans; wie in der Nähe unserer Gnadenkirchen gibt es auch hier im Bereiche des Tempels eine Unzahl von Kaufläden und Buden, in welchen die Pilger neben manch anderem auch Gegenstände der Erinnerung an die heilige Insel kaufen. Diese Objecte sind zumeist ganz vorzüglich geschnitzte oder bildliche Darstellungen der Niederlassung auf der Insel, des Tempels, der Hirsche u. dgl. m. und um geradezu lächerlich billige Preise erhältlich, ein Umstand, welcher wohl darthut, dass die Insel noch abseits von der großen Route der Touristen liegt und deren Bewohner durch reisende Engländer und Amerikaner noch nicht verwöhnt sind. In diesen Buden erwarb ich ganze Wagenladungen hübscher Gegenstände, insbesondere Tischchen, Vasen, allerlei Nachbildungen aus verkrüppeltem Holze, Kinderspielzeug und hundert andere Dinge.

Die Regierung hatte übrigens auch hier getrachtet, mir die Bereicherung meiner Sammlung so leicht als möglich zu machen; denn in einem Gebäude, dessen Räume sonst pädagogischen Zwecken dienen, waren Erzeugnisse der japanischen Kunstindustrie zu einer förmlichen Ausstellung arrangiert worden, welche im wesentlichen die in den Buden feilgebotenen Objekte enthielt, die aber, dem offiziellen Eingreifen entsprechend, das Dreifache der in den Läden verlangten Preise kosteten. Ich beschränkte mich daher auf die Erwerbung einer alten japanischen Rüstung nebst der dazugehörigen, durch einen martialischen Schnurrbart ausgezeichneten Fratzenmaske.

Weiterhin gelangte ich, eine steile Treppe emporklimmend, zu einer großen aus Holz erbauten, tempelartigen Halle, welche auf einem Hügel liegt und von Taiko-sama, dem Marschall und Regenten des Reiches, der seine Laufbahn als Stallbursche begonnen hatte, an der Stelle erbaut worden war, wo er im Jahre 1591 vor dem Auszug der japanischen Heere unter den Generalen Konischi Jukinaga und Kato Kijomasa zur Eroberung Koreas seine Befehle ertheilt hatte. Diese Halle, in der Taiko-sama auch große Festgelage abgehalten haben soll, ist durch zahlreiche an den Wänden hängende Votivbilder geschmückt; das Holzwerk einer unweit der Halle errichteten Pagode zeigt wie jene die ehrwürdigen Spuren des hohen Alters. Wenige Schritte oberhalb dieser Bauten und unweit eines gefallenen Kriegern zu Ehren errichteten Denkmales erfreute ich mich von einem dominierenden Punkte aus des reizenden Ausblickes auf das liebliche Mija-schima.

Das Diner nahmen wir unter den Klängen zweier Musikkapellen in einem der Teichkioske ein; in dieser uns ungewohnten Speisehalle herrschte eine äußerst wohlthuende Temperatur, so dass es nur wünschenswert wäre, wenn auch in der Heimat während der Sommerszeit ähnlich gestaltete und situierte Räumlichkeiten zu dem gleichen Zwecke verwendet würden, vorausgesetzt, dass die Gelsen dies gestatten, die auf Mija-schima das gemütliche Diner einigermaßen störten. Dem Mahl wohnte unter anderen Persönlichkeiten auch der sich eines sehr lebhaften und heiteren Temperamentes erfreuende Divisionscommandant von Hiroschima sowie ein Admiral bei, welcher aus der Hafenstadt Kure gekommen war — zwei Herren, mit welchen ich eine anregende Konversation unterhielt; die Mitteilungen des Admirals bestärkten mich in der Überzeugung, dass die Japaner auf die Ausgestaltung ihrer Kriegsmarine sorgfältig bedacht sind, ein Umstand, der nicht zum wenigsten durch die trefflichen Leistungen des kaiserlichen Seekadetten-Institutes dargetan wird, das auf der unweit Kure gelegenen Insel Eta errichtet worden ist.

Dem berühmten Tempel der Insel, einem Schinto-Heiligtum, galt ein abendlicher Besuch. Der Schintoismus und der Buddhaismus sind die beiden heidnischen Religionssysteme, welchen Japans Bevölkerung anhängt, und zwar bildet der Buddhaismus, gegenwärtig in sieben Hauptsekten gespalten und dem krassesten Götzendienst ergeben, die eigentliche Volksreligion, während die höheren Schichten der Gesellschaft jetzt zumeist der religiösen Indifferenz oder dem Atheismus verfallen sind. Neben den beiden genannten Religionen hat auch die Lehre des Konfuzius Aufnahme gefunden; sie ist zwar nicht sehr tief eingedrungen, hat aber doch auf die gebildeteren Stände und namentlich in früherer Zeit auf die Samurais großen Einfiuss ausgeübt.

Der Schintoismus bezweckt die Glückseligkeit des irdischen Lebens und geht von der Annahme aus, dass die Geister der Abgeschiedenen bei der Erreichung dieses Zieles behilflich sind, weshalb sie denn auch, wenn ein Gläubiger ihrer bedarf, durch Händeklatschen, Läuten u. dgl. gerufen werden. Charakteristisch ist für den Schintoismus oder die Kami-Lehre die göttliche Verehrung berühmter Männer neben jener einer angeblich nach Millionen zählenden Götterschar, deren Reigen von der Sonnenkönigin Amaterasu geführt wird. Der letzteren angeblicher Abstämmling, Dschimmu-Tenno (660 bis 585 v. Chr.), ist der Begründer des japanischen Reiches und Ahnherr des kaiserlichen Hauses, so dass der jeweilige Kaiser Japans als Sprosse des Himmels und daher als Gottheit verehrt wird. Dem Schintoismus sind eigentliche dogmatische und ethische Grundsätze fremd, wohl aber ein ausgebildetes Ritual und eine entwickelte Liturgie eigen. So wenig wie der Buddhaismus hat der Schintoismus sich in ursprünglicher Reinheit zu erhalten vermocht, sondern ist vielmehr in mannigfacher Beziehung von jenem beeinflusst worden.

Interessant ist, dass nach Beginn der neuen Ära im Jahre 1868 von der Regierung der Versuch gemacht wurde, den Buddhaismus zugunsten des Schintoismus zu verdrängen. Dieses Bestreben erklärt sich aus dem begreiflichen Interesse, das der Kaiser, oder, wie der übliche Titel lautet, der Mikado, an der Religion hat, welche ihn mit dem Begründer des Reiches sowie mit dem Himmel in Verbindung bringt und ganz geeignet erscheinen musste, zur Festigung der durch die großartige Reformbewegung wieder hergestellten kaiserlichen Macht beizutragen. Im Jahre 1876 wurde übrigens Religionsfreiheit proklamiert, und von diesem Grundsatze hat auch das Christentum Vorteil ziehen können; wenigstens sind bereits vor einigen Jahren römisch-katholische Bischofssitze in Tokio, Nagasaki, Kioto und in Sandani errichtet worden.
Der angeblich schon im 6. oder 7. Jahrhundert erbaute und drei Göttinnen geweihte Tempel der Insel erhielt durch Kijomori im 12. Jahrhunderte jene Gestalt, welche ihn als Bauwerk des westlichen Japans berühmt gemacht hat. Als Schinto-Heiligtum ist der Tempel, welchen die Kannuschis, die Schinto-Priester, uns zu Ehren, wenn auch spärlich beleuchtet hatten, gekennzeichnet durch die hohen galgenförmigen Portale, die Torii, welche, hier auf Piloten stehend, in die See hineingebaut sind; er umfasst ein Gewirr von Räumlichkeiten, welche die Heiligtümer bergen, und von Verbindungsgängen.

Der Eintritt in die eigentlichen Tempelräume blieb uns versagt; doch durften wir wenigstens einen Blick hineinwerfen, ohne jedoch außer Leuchtern und Bildern viel Bemerkenswertes wahrnehmen zu können. In der Mitte des Haupttempels sieht man eine Art Podium, welches für festliche Aufzüge an hohen Feiertagen bestimmt und von zwei Drachen aus Bronze, wahren Kunstwerken der Metallarbeit, flankiert ist; eigentümlich geformte, hohe Bronzevasen hatte ich schon am Tempeleingang bemerkt.

Die Priester, welche, mit weißen Seidengewändern angetan und versehen mit den eigentümlichen, an Bischofsmützen gemahnenden Kopfbedeckungen, uns das Geleit gaben, wiesen in zwei Kammern all die Gegenstände und Gerätschaften vor, die bei gottesdienstlichen Handlungen verwendet werden, und unter vielen anderen Dingen auch prachtvolle Stoffe, geeignet, den Neid mancher unserer Damen zu erwecken, ferner fratzenhafte Masken und verschiedene Schwerter, deren einige die unförmliche Länge von 4,5 m aufwiesen und offenbar nur als Schaustücke bei bestimmten Zeremonien verwendet werden.

Der Tempel auf Mija-schima zeigt in seiner prunkvollen Ausstattung deutlich die Folgen des weitgehenden buddhistischen Einflusses; denn der reine Schinto-Tempel zeichnet sich durch Einfachheit und insbesondere durch den Mangel von Metallzierat oder Lackschmuck aus. Auch sollen die Symbole beschränkt sein auf einen runden Metallspiegel als Sinnbild des göttlichen Glanzes, auf das Gohei, ein an einem Holzstäbchen befestigtes Papier, von dem angenommen wird, dass der Geist des Gottes sich darauf niederlasse, und auf einen Edelstein oder eine Kugel aus Bergkristall als Zeichen der Reinheit und Macht des Gottes.

Bemerkenswert ist die große Zahl der in einer Galerie des Tempels aufgehängten Votivbilder, welche zum Teil bedeutenden künstlerischen Wert haben und sich durch hohes Alter auszeichnen; einige derselben sind aus den Händen berühmter Meister hervorgegangen. Wir begegneten hier den denkbar mannigfaltigsten Darstellungen, da allerlei gute und böse Götter und Geister, mitunter mit greulichen Fratzen versehen, Affen, Hirsche sowie anderes Getier und in bunter Abwechslung Szenen aus dem Leben teils gemalt, teils geschnitzt, teils in eingelegter Arbeit vorgeführt sind.

Obschon die Nacht bereits ziemlich weit vorgerückt war, ließen wir uns noch, in Kimonos gehüllt, in einem der Teichkioske nieder, um, rauchend und plaudernd sowie Champagner schlürfend, im Genuss der uns umgebenden Natur zu schwelgen, deren Reize uns allen Ausrufe des lauten Bedauerns ob der programmäßigen Kürze des Aufenthaltes auf Mija-schima entlockten.

Schließlich nahmen wir noch ein kühlendes Bad in den Wellen des Baches, indem wir geradeaus von der Veranda des Kioskes in die Fluten sprangen und uns beim Schein roter Lampions darin fröhlich tummelten.

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  • Ort:  Mijaschima, Japan
  • ANNO – am 06.08.1893 in Österreichs Presse.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater macht Sommerpause bis zum 15. September, während das k.u.k. Hof-Operntheater die Oper „Cavalleria rusticana“ aufführt.

Shimonoseki to Miyajima, 6 August 1893

Prior to embarking on „Yaeyama“ I had the opportunity to meet the Japanese prime minister, the often mentioned Count Ito Hirobumi, and express my most vivid sympathies as he had arrived during the night to visit his son who was ailing due to a heavy fall. The son of the count had also been assigned to my entourage but had had the misfortune during the trip to meet us to fall down from the gangway and sustain so heavy internal injuries that our doctor who had examined the patient declared that there was only a minor chance of recovery.

To the thundering salute of all warships we took leave from Shimonoseki, while our cruiser was slowly turning until it steered Eastwards into the much praised inland sea. The Japanese inland sea, Seto-no-uji-umi, that is the sea between the straits is enclosed in the South by the islands of Kyushu ans Shikoku, in the North by the main island of Hondo and is connected to the ocean by the strait of Van der Capellen, Bungo and Linschoten. High and low tide alternate in the inland sea just like in the ocean, but the depth of the inland sea is low and often barely 20 fathoms. Extending from Shimonoseki in the West to Osaka in the East, the inland sea is namely in the middle parts covered with volcanic islands whose number is given according to Japanese sources as being in the multiple thousands.

Just after we had exited through the narrow passage of Shimonoseki, the coasts of the islands of Kyushu and Hondo left us as they retreat here sharply an surround this part of the inland sea named after the province Suwo in a wide arc.

This day displayed an inclination to show everything in the best light. Without clouds the sky was smiling upon us in a friendly blue and a fresh wind brought agreeable cool air. The slightly moving sea was enlivened by countless vehicles built in the most adventurous forms and equipped with the strangest sails out to go fishing, as fish play an important role in the diet of the Japanese people as fish composes their main meat component. After the current regulations steamships do not have to evade the surrounding boats. It is upon the latter to make way for the steamships. But this is accorded with a certain carelessness, so that we had come all too close to some junks despite the frequent use of the steam whistle until we finally rammed one which however slid alongside our board wall with crunching sounds and survived with damages to its steering and masts — a collision that made no impression on our commander who continued his journey with a smile as if nothing had happened.

After about three hours we changed course and steered towards North-east to enter into a real labyrinth of islands on this course. Driving through this jumble of islands was truly enchanting and I can confirm with my own experience that the enthusiastic reports given in travel descriptions about the natural beauties of the island sea are not exaggerated.  The larger islands with their mighty mountains that are partly bereft of woods but still form a very effective background make a very imposing impression. Many of the smaller islands that are in very fantastic forms consist of only a single gigantic rock emerging out of the sea, others are covered with hills and pointy cones. Nearly all larger islands are inhabited. At the coasts village is followed by village, one fishing village after another. Everywhere it is apparent that the inhabitants rely either on agriculture or fishing for their living. On the slopes of the hills extend well cultivated fields and on the lightly curled surface of the sea danced complete fleets of boats. Even somebody with a very audacious imagination might have trouble inventing such a scenery that surpasses in diversity, movement and impressive greatness as well as charming intimacy  what is revealed in front of our eyes here.

Even though our full attention was already taken care of, the commander of „Yaeyama“ arranged exercises that happened quite precisely and quickly with the 12 cm Armstrong guns despite the long nearly endless Japanese orders. From time to time the ship band played some music pieces, among them the inescapable overture of „Tell„, a pot-pourri from „Mignon“ and various dances from home. For all the appreciation that I am read to accord the Japanese after all that I have heard and seen, I can not keep quiet about the fact that I have enjoyed much better performances than what was produced for our ears here. Some of the presented pieces could hardly be recognized in the manner played here and the programs too had no claim to reliability as they for instance declared the opera „Carmen“ to be a creation of our waltz king Strauß.

When we changed course again to steer northwards the mountainous coast of the province Suwo lay only a few miles away on port. Following this coast and later that of the province Aki we steamed until we came into sight of the island of Miya — our destination for today. After we still crossed a very narrow passage putting some fishing boats in danger but exited without accident, we entered into the bay of Miyajima where two warships, the cruiser „Chiyoda“ and the corvette „Tenriu“, greeted the arrival of „Yaeyama“ with thunder. To my not especially pleasing surprise we could already see from afar both on land and in boat the white uniforms of the overeager policemen.

The temple island Miyajima is remarkable in comparison to the other islands of this archipelago that its up to 457 m rising heights covered with splendid closed woods. The ground of the island is holy. That is why the humans are not allowed to lay hand on the trees and also the deer enjoy an undisturbed existence, so fully tame dear run around in the midst of pedestrians and eat out of the hands of a passer-by. Despite the religious dedication that distinguishes the island it is a much visited excursion place during the summer as the charming valleys that open up towards the sea are criss-crossed by numerous pleasant trails. A never too hot temperature as well as refreshing sea and freshwater baths are other attractive reasons for a visit. The island is inhabited by about 3003 people — priests, innkeepers, fishermen and wood cutters — whose houses are situated in charming seclusion along the bay at the foot of the green hills from which splendid conifers were greeting us. A very interesting contrast to this was formed by the province Aki on the opposite shore, as the sharply falling slopes of the mountains were bare and the light colored almost gleaming white stone and debris made it seem as if the mountains were covered by snow.

Also on Miyajima I had to undergo an entrée glorieuse, an introduction I would have gladly been spared but which was inescapable as the Japanese were very keen on creating the greatest ceremonies and the fullest pomp at any opportunity. At the landing bridge the high dignitaries and notables stood in great numbers. They were presented to me and bowed deeply when I passed them Then followed a cordon of the guardians of the law, behind them there was a crowd of the people curious to see the foreign prince who, followed by his own and the Japanese entourage, walked between the lifeguard in a green uniform and the doorman with the sword. I permitted myself a small deviation from the program.  When I noticed that the distance to our residence would be quite far away and covering it at the speed of a festive procession in the high temperature as well as the fact that the path was not covered with roses but a layer of fine sand not especially agreeable I started to walk at a double quick that soon brought me to my destination but the entourage was left breathless causing general hilarity.

While the residences on Japanese soil had already found our admiration, this was by far surpassed by the charming details of this residence prepared for us here as well as its scenic surrounding, the originality of the site. The path had led us through a narrow wooded gorge. Trees many hundred years old provided agreeable shade. In the base of the gorge a small crystal clear stream was flowing, enlivened by jolly goldfish and other species of fish swimming around.  Between the trees rose rocks on which there were very charming small houses distributed apparently randomly and only owe their existence to the fancy of good taste. Each of us was assigned to his own house.

At a few spots the ripply stream has been dammed to create a miniature pond in whose midst open kiosks with verandas stand on poles. In these mats as well as plushy pillows invite to rest and dream to the murmurs of the stream. All these enchanting buildings are connected with delicate paths, stairs, runways or bridges. Here and there a bubbling source splashes between the rocks, whizzes and sprays a water fountain whose jets fall back into the caves of the hollowed out stones that are surrounded by all kinds of water and climbing plants. Everywhere there are small stone temples covered in moss — similar to the chapels and votive pillars that stand on our country roads — that are intended to hold a light in the evening in order to provide illumination like niches cut into the rock. The wonders surrounding us here have been created by true artists whose brisk fantasies have been combined with a fine sensory for the beauty of nature and emotional poetry. Our astonishment about this idyllic retreat in the woods was loudly proclaimed and we rushed around everywhere closely discovering the magic place in all its details.

The individual houses were of a colorful diversity in their site and execution so that we could not cease to be amazed about the creativity of the Japanese builders. Still each of these small master works shared a common quality of cuteness. Here too the building material was only wood, namely bamboo, straw mats and paper but the artisans had shown their rare skills in such an excellent way that the most simple means created wholesome effects for the eye. Even the furniture of the living rooms was picturesque, consistent with the laws of beauty. While the decorative art of the related tribe of the Chinese is characterised by a preference for the colorful and flashy and sometimes even blatant, the Japanese, despite all variety of colors, are distinguished by their artistic moderation, the perfect harmony and the cosy intimacy as well as a tender understanding to create life as comfortable as possible. The principles of the Japanese character, the vivid hilarity, the attractive sensuality and notable sense for beauty are displayed in all areas of life of the people and make the people and the country equally sympathetic to any stranger who sets foot on Japanese soil.

After I had said good-bye to the dignitaries and notables who had escorted me and taken possession of our small house, I took a stroll in the neighborhood of my residence.

Miyajima is thanks to its famous temple a place of pilgrimage, a sort of Mariazell of Southern Japan; like in the proximity of our church of mercy there are in the area of the temple countless shops and stalls that sell souvenirs about the holy island to the pilgrims. These objects are mostly expert carvings or pictures of the settlement on the island, the temple, the deer etc. available for an almost ridiculous low price, a circumstance which might be explained that the island is still outside of the great tourist routes and the inhabitants are not yet spoiled by visiting Englishmen and Americans. In these shops I bought whole wagon loads of pretty objects especially small tables, vases and all kinds of copies of crippled wood, toys and hundreds of other things.

The government had also, by the way, made great efforts to make the enlargement of my collection as easy as possible. In one building whose rooms otherwise are used for pedagogical purposes they had arranged a formal display of the products of Japanese art industry which overall contained about the same objects sold in the shops but cost three times the price thanks to the official intervention. I limited my purchases there to an ancient Japanese suit of armor besides the matching grotesque mask with its martial moustache.

Climbing a steep stairs I arrived in a large temple-like hall built out of wood which is situated on a hill and had been constructed by Taiko-sama, the marshal and regent of the empire who had started out as a groom, in the spot where he had given orders in 1591 before the departure of the Japanese army under the generals Konishi Jukinaga and Kato Kiyomasa to the conquest of Korea. This hall in which the Taiko-sama is said to have held great festive banquets is decorated with large votive pictures hanging on the walls. The wood carvings on a pagoda constructed not far from the hall shows the honorable signs of old age.  A few steps above these buildings and near of a monument dedicated to a fallen soldier, on the dominant point of the island, I enjoyed the attractive panoramic view of the lovely Miyajima.

Dinner we ate to the sounds of two music bands in one of the pond kiosks. In that unusual dinning room there was very agreeable temperature so that it would be desirable that also in our country similarly built and situated rooms could be used for the same purpose during the summer months  if the mosquitoes permit this as they were noticeably disturbing the comfortable dinner at Miyajima. The dinner was attended, among other personalities, by the division commander of Hiroshima with a very vivid and jovial temperament as well as an admiral who had come from the port city of Kure — two gentlemen with whom I had a very inspiring conversation. The messages of the admiral strengthened my conclusion that the Japanese were carefully planning to expand their navy, a circumstance that not the least is shown by the excellent performance of the Imperial navy cadet school that had been set up on the island of Eta close to Kure.

The famous temple of the island, a Shinto shrine, we visited during the evening. Shintoism and Buddhism are both heathen religious systems practised by the Japanese population. Buddhism, currently split into seven main sects and devoted to the most crass idol veneration, is the actual religion of the people while the upper classes of society now are mostly religiously indifferent or lapsed into atheism. Beside the two religions noted the doctrine of Confucius has also taken hold. It has not penetrated very deeply but it has influenced many of the better educated classes and greatly namely the samurai of earlier times.

The Shintoism intends felicity during the mundane life and presumes that the spirits of the deceased assist in the achievement of this goal. That is way the believer clamp their hands and ring to call them. Characteristic for Shintoism or the Kami doctrine are the adoration of famous men as gods besides a multitude of gods apparently in the millions who are led by the sun queen Amaterasu. An apparent descendant of the latter, the Jimmu Tenno (660 to 585 BC), is the founder of the Japanese Empire and the ancestor of the Imperial House so that the respective Emperor of Japan is venerated as a son of heaven and thus as a god. To Shintoism actual dogmatic and ethical principles are alien but a well established ritual and a developed liturgy exist. Like Buddhism, Shintoism could not keep its original purity but has been influenced by the former in many ways.

It is interesting to note that at the beginning of the new era in 1868, the government tried to displace Buddhism in favor of Shintoism. This effort is explained by the understandable interest that the Emperor, or to use the more common title, the Mikado, has in this religion that connects him with the founder of the Empire as well as Heaven and thus must have been seen as suitable to strengthen the Imperial power restored by the great reform movement. In the year 1876, by the way, freedom of religion was declared and from this principle Christendom has profited too. At least Roman-Catholic bishops have been installed in Tokyo, Nagasaki, Kyoto and in Sandani a few years ago.

The temple on the island apparently built already in the 6th or 7th century and dedicated to received its form in the 12th century by Kiyomori which made it famous as a building in Western Japan. As a Shinto shrine the temple, that the Kannuschi, that is the Shinto priests, had illuminated in our honor even if only sparsely, is characterised by tall gallows-like portals called Torii that stand on poles and are attached to the sides.  The temple contains a multitude of rooms for the sanctuaries and connecting paths.

We were not allowed to enter into the actual temple rooms but we could at least take a look without seeing much that was remarkable beyond candle holders and images. In the center of the main temple one could see some kind of pedestal which was intended for festive processions on high holy days and flanked by two bronze dragons, true  metal master works. Strangely formed tall bronze vases I had noticed already at the temple entrance.

The priests clad in white silk clothes and equipped with strange headdresses reminding of a bishop’s escorted us and showed us in two chambers all the objects instruments used for their divine services, and among many other things also splendid cloth that would make many of our ladies envious, furthermore grotesque masks and various swords some of which of a bulky length of 4,5 m and probably are only demonstration objects for certain ceremonies.

The temple on Miyajima shows in its sumptuous decoration already the consequence of an important Buddhist influence, as a pure Shinto temple is distinguished by its simplicity and especially by its absence of metal decorations or lacquer ornaments. Also its symbols are restricted to a round metal mirror as an image of god’s splendor, the Gohei, a paper affixed to a small wooden stick of which it is assumed that the spirit of the god will sit down and a gemstone or crystal ball as a sign of purity and power of god.

The large number of hanging votive pictures, some of which have considerable artistic merit and are very old, in a gallery of the temple is remarkable. Some of those have been created by the hands of famous masters. We met here a great variety of illustrations with all kinds of good and bad gods and spirits,  some of which with grotesque faces, monkeys, deer as well as other animals and in a colorful mix scenes from life, partly painted, partly carved, partly in-laid.

Even though it had already been considerably late at night, we still were sitting around, clad in Kimonos, at one of the pond kiosks, smoking, chatting and sipping champaign enjoying the surrounding nature whose charms caused us to loudly lament the shortness of the stay in Miyajima allocated by the program.

Finally we took a cooling bath in the waves of the stream by jumping straight from the veranda of the kiosk into the water and happily splashed around in it under the shine of red lampions.

Links

  • Location: Miyajima, Japan
  • ANNO – on 06.08.1893 in Austria’s newspapers.
  • The k.u.k. Hof-Burgtheater is closed for summer until 15 September. The k.u.k. Hof-Operntheater is performing the opera „Cavalleria rusticana“.