Kategorie-Archiv: diary

diary entries of Franz Ferdinand

In See nach Vancouver, 25. Aug. 1893

Morgens erschienen, um mich zu begrüßen, Baron Biegeleben an der Spitze des Gesandtschaftspersonales und Generalkonsul Kreitner sowie die Herren der japanischen Suite, deren Zuvorkommenheit und unermüdlichem Eifer ich alle Anerkennung zolle. Auch die uns zugeteilten Beamten und Diener des Hofes, unter ihnen mein Freund der Leibjäger und der Mann mit dem stets gezückten Schwert, welcher von uns mit dem Spitznamen „der Scharfrichter“ bedacht worden war, fanden sich ein, um für die ihnen verliehenen Dekorationen den Dank abzustatten.

Zur dauernden Erinnerung an die gemeinsame Fahrt ließ ich mich noch mit allen Herren des Stabes photographieren; dann wurde auf Deck ein feierlicher Gottesdienst abgehalten.

Endlich war der schwere Augenblick gekommen, jener, in dem ich Abschied nehmen musste von unserem braven Schiff, von den Herren des Stabes, die ich alle so schätzen gelernt hatte und die stets bestrebt gewesen waren, mir das Leben an Bord so angenehm als möglich zu gestalten, von der wackeren Mannschaft. Die „Elisabeth“ war mir in der achtmonatlichen Frist, während der sie uns so treu durch ferne Meere getragen, zur Heimat geworden; hier habe ich mich zufrieden, glücklich gefühlt, und mit jener Empfindung der Freude, welche den Reisenden beseelt, wenn er, aus der Fremde kommend, vaterländischen Boden betritt, bin ich nach jedem längeren Aufenthalt auf dem Land immer wieder an Bord zurückgekehrt.

Hier habe ich den guten militärischen Geist, den vortrefflichen kameradschaftlichen Sinn kennen gelernt, welcher in unserem Seeoffizierskorps herrscht. Dank der Umsicht und Fürsorge des mir so lieb gewordenen Kommandanten, der weder Mühe noch Anstrengung gescheut hat und bei Tag und bei Nacht auf seinem Posten war, um in jedem Augenblick seiner ehrenvollen, aber auch schwierigen Aufgabe gerecht zu werden, dank der trefflichen Führung des Dienstes durch unseren Gesamt-Detailoffizier, dank der Tüchtigkeit sowie Gewissenhaftigkeit des Navigationsoffiziers, dank endlich dem Pflichteifer des gesamten Stabes ist zum Stolz und zur freudigen Genugtuung aller das Ziel der gemeinsamen Fahrt glücklich erreicht worden. Der rasche Verlauf der immer unter Dampf zurückgelegten Reise in Verbindung mit dem verhältnismäßig kurzen Aufenthalt in den verschiedenen Häfen hat insbesondere an das Maschinenpersonal ganz außergewöhnliche Anforderungen gestellt, denen dasselbe in jeder Beziehung entsprochen hat.

Mit hoher Befriedigung muss ich des geradezu musterhaften Verhaltens der Mannschaft gedenken, welche unentwegt in treuer Pflichterfüllung ausgeharrt hat, selbst unter den schwierigsten Verhältnissen, so namentlich in den tropischen Klimaten, ohne sich der erleichternden Annehmlichkeiten zu erfreuen, welche uns zugebote gestanden. Nachdrückliche Hervorhebung verdient endlich der Umstand, dass unsere Mannschaft sich auch auf dem Land, trotz des nicht immer guten Beispieles, welches ihr durch amerikanische und englische Matrosen gegeben wurde, ganz tadellos benommen hat und dass ungeachtet der verlockendsten Anträge nicht ein Fall von Desertion vorgekommen ist.

Unsere Kriegsmarine hat sich wieder in einer die hochgespannten Erwartungen rechtfertigenden Weise bewährt, indem sie unsere Flagge stolz durch den weiten Ozean in ferne Länder geführt. Die Vorsehung hat über dem Schiff, welches sich zum ersten Mal zu erproben hatte, gewacht, ein günstiger Stern über demselben geleuchtet; denn keine ernste Gefahr hat der „Elisabeth“ gedroht, kein Unfall diese betroffen; in der Zahl jener, die auf ihren Planken sich zusammengefunden, hat der Tod sich keine Opfer gesucht, keine schwerere Erkrankung hat uns heimgesucht.

Ich schritt noch die Front der Mannschaft ab, welche auf Deck in Parade ausgerückt war, sagte allen Herren des Stabes ein herzliches Lebewohl und bestieg mit dem Kommandanten das Galaboot. Als dann der Stab auf die Brücke eilte, die Mannschaft an die Salutstationen trat und unter den Klängen der Volkshymne ein dreifaches donnerndes Hurrah ertönte, da liefen mir— ich schäme mich nicht, es einzugestehen — die Tränen über die Wangen. Die Erinnerung an die Zeit, welche ich auf der „Elisabeth“ verbracht habe, gehört zu den wertvollsten meines Lebens und wird mir dauernd eingeprägt bleiben.

Die „Empress of China“ lag bereit, in See zu gehen, beim Fallreep aber herrschte lebhafte Bewegung; die Herren der Gesandtschaft und des Konsulates mit ihren Damen waren nochmals erschienen, uns zu begrüßen, Verwandte und Freunde anderer Passagiere hatten sich eingefunden, Abschied zu nehmen. Wir tauschten noch einen letzten Händedruck mit Becker und Jedina, die Maschine der „Empress of China“ begann zu arbeiten und das Riesenschiff wendete sich dem Hafenausgang zu. Von den japanischen Kriegsschiffen und von der „Elisabeth“ ertönte Hurrahrufen, die Musikkapelle der letzteren spielte unsere Volkshymne und „O, du mein Österreich“; nächst der Ausfahrt wechselten wir noch Grüße durch Signale und winkten den treuen Genossen unserer Reise so lange zu, bis die „Elisabeth“ nur mehr als kleiner, weißer Fleck erschien und auch Jokohama langsam unseren Blicken entschwand.

An Bord der „Empress“ fängt für mich ein ganz neues Leben an; ich kann mich nicht so frei bewegen wie auf der „Elisabeth“ und bin auf das sogenannte Promenadedeck angewiesen; die Kommandobrücke stellt ein Heiligtum dar, das nicht betreten werden darf. Wir vermissen die militärischen Signale, Kommandos und Rufe, die schrille Pfeife des Bootsmannes, mit einem Wort alles, was den Soldaten auf einem Kriegsschiff anheimelt; statt unserer flinken Matrosen sehen wir steife Engländer, mürrische Amerikaner sowie schlitzäugige Chinesen; statt deutscher, italienischer und kroatischer Laute hören wir nur englisch und immer wieder englisch reden; weder Reveille noch Retraite ertönen, bloß der dumpfe Klang des Gongs ruft zum Breakfast, Lunch und Dinner. Die Musikkapelle, die uns täglich zweimal mit heimatlichen Weisen erfreut hatte, wird hier durch einen enragierten Wagnerianer ersetzt, welcher ein bedauernswertes Klavier vom frühen Morgen bis zum späten Abend quält, so dass man rasend werden könnte und einem Klavierschutzvereine beitreten möchte.

Die „Empress of China“, im Jahre 1891 in London erbaut, ist ein schönes, großes Schiff, welches der Canadian Pacific Railway Company gehört; diese Eisenbahngesellschaft lässt drei solcher Dampfer zwischen Hongkong und Vancouver verkehren, um auf diese Weise Passagiere für ihre Kanada durchquerende Linie zu werben. Ob hiebei die Kosten gedeckt werden, weiß ich nicht, da die Betriebsauslagen ungeheuere sind und die Anzahl der Passagiere meist eine kleine ist.

Die hauptsächlichsten Dimensionen des Schiffes sind: 139 m Länge, 15,5 m Breite und im Tiefgang. Das Deplacement beträgt 5904 t, die Ladefähigkeit 3008 t; die direkt wirkende Dreifach-Expansionsmaschine hat 10.000 indizierte Pferdekräfte und verleiht dem Dampfer eine Maximalfahrgeschwindigkeit von 18 Knoten in der Stunde; der Kohlenverbrauch beläuft sich bei ganzer Kraft auf 200 t in 24 Stunden. Die Takelage besteht aus vier Pfahlmasten mit Gaffelsegeln; die Innenbordbeleuchtung ist durchwegs elektrisch; das Schiff bietet Raum für 170 Passagiere erster Klasse, 26 Zwischendeckpassagiere und 406 Deckpassagiere. Gegenwärtig befinden sich von der ersten Kategorie 72, von der zweiten 7 und von der dritten 160 Personen an Bord. Kapitän der „Empress of China“ ist R. Archibald, Reserveoffizier der britischen Marine; die Bemannung besteht aus 71 Europäern und 142 Chinesen. Meine geräumige und — bis auf ein kurzes Bett — bequeme Kajüte liegt unter der Brücke neben dem Decksalon.

Wie auf jedem englischen Personenschiffe, wird man auch hier alsbald zum Passagier Nummer „So und soviel“ und muss sich der allgemeinen Bordvorschrift fügen, welche besonders das Rauchen sehr einschränkt.

Einige Zeit fuhren wir noch längs der japanischen Küste hin, vom „Jajejama“ begleitet, auf dem sich unser Gesandter, die beiden Legationssekretäre und der Generalkonsul Kreitner eingeschifft hatten. Endlich tönte noch ein Hurrah vom „Jajejama“ zu uns herüber, und dann verloren wir allmählich Kriegsschiff wie Küste aus dem Auge — wir steuern in offener See!

Links

  • Ort: Yokohama, Japan
  • ANNO – am 25.08.1893 in Östereichs Presse.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater macht Sommerpause bis zum 15. September, während das k.u.k. Hof-Operntheater die Oper „Die Jüdin“ aufführt.

At Sea to Vancouver, 25 August 1893

In the morning appeared Baron Biegeleben to greet me at the head of the embassy staff and consul general Kreitner as well as the gentlemen of the Japanese entourage whose helpfulness and unceasing industry I fully acknowledge. Also the officials and court servants assigned to us, among them my friend the lifeguard and the man with the always drawn sword who we nicknamed the „executioner“, came to thank for the decorations awarded to them. For the permanent memory about the common voyage I had myself photographed with all the gentlemen of the staff. Then a festive service was held.

Finally the difficult moment had arrived of having to say good-bye to our brave ship, the gentlemen of the staff who I all came to esteem and who were always eager to make my life on board as agreeable as possible, and the brave crew. „Elisabeth“ had become my home during the eight month voyage while she carried us so faithfully across the distant seas, I have felt content, happy and every time after a longer stay on land I always returned with a feeling of joy on board that a traveler experiences when he returns to the home ground from a foreign land.

Here I learned about the good military mind and the excellent team spirit that rules among our naval officer corps. Thanks to the prudence and care of our dear commander who spare no efforts and was day and night at his post to fulfil his honorable but difficult task in any moment, thanks to the excellent leadership of our first officer, thanks to the efficiency and diligence of our navigation officer, finally thanks to the dutiful devotion of the whole staff the destination of our joint voyage has been to the pride and joyful satisfaction of all successfully reached. The quick journey of the part made by steam in connection with the relatively short stay in the various ports had placed many demands especially on the machine room crew that has always fulfilled them in any relation.

With great satisfaction I need to mention the truly exemplary behavior of the crew that kept to their stations and fulfilled their duty faithfully even under the most trying situations, especially so in tropical climates, without having access to the same conveniences of making it more bearable that I had available. A very strong mention is deserved finally by the fact that our crew always acted without blemish on land despite the not always good examples shown to them by American and English sailors. Despite the most tempting promises, not a single case of desertion has taken place.

Our navy has met once again fully the high expectations set in it, and led our flag proudly through the wide ocean to distant lands. Providence has guarded the ship that had to prove itself on its first journey, a favorable star shone above it, as no earnest danger imperilled „Elisabeth“ and no accident happened. Among the number assembled on its planks, death has claimed no victim and no severe illness has struck us.

I walked once more along the front of the crew assembled on parade on deck, said a heartfelt good-bye to all the gentlemen of the staff and entered the gala boat with the commander. When the staff rushed to the bridge and the crew moved to the salute positions and a thunderous hurrah rang out three times to the sound of our anthem, tears ran down my cheeks — I am not ashamed to acknowledge this. The memories about the time I spent on „Elisabeth“ are among the most valuable of my life and will always stay with me.

The „Empress of China“ was ready for departure, but the gangway was still filled with lively commotion. The gentlemen of the embassy and the consulate with their ladies had come once more to greet us. Relations and friends of the other passengers had turned up to say good-bye. We exchanged a last handshake with Becker and Jedina, the machine of the “Empress of China” started to work and the giant ship turned towards the exit of the port. From the Japanese warships and „Elisabeth“ shouts of Hurrah were heard, the music band oft he latter played our anthem and „O, du mein Österreich“. Next to the exit of the port, we exchanged salutes by signals and waved at our faithful companions of our voyage until “Elisabeth” was but a small white spot and Yokohama also slowly disappeared out of our sight.

On board of „Empress“, a totally new life was beginning as I could no longer move as freely as on „Elisabeth“ and I was limited to the so called promenade deck. The bridge was considered a sanctuary not to be entered. We miss the military signals, commands and calls, the shrill whistle of the boatswain, in a word everything that makes life homely for a soldier on a warship. Instead of our fast sailors we see stiff Englishmen, moody Americans and slant-eyed Chinese; instead of German, Italian and Croatian sounds we only hear English and English once more. Neither reveille nor retraite are sounded, only the dull sound of the gong calls to breakfast, lunch and dinner. The music band that used to please us twice a day with pieces from home is here replaced with an enraged Wagnerian who mistreats a lamentable piano from early in the morning to late in the evening so that one could become furious and wants to become a member in a piano protections society.

„Empress of China“, built in London in 1891, is a beautiful large ship owned by the Canadian Pacific Railway Company. This railway company has three of these steamers in service between Hongkong and Vancouver in order to thus gain passengers for their line across Canada. Whether these covers the costs I do not know as the costs of service are huge and the number of passengers most of the time small.

The key dimensions of the ship are: 139 m length, 15,5 m width and depth. The deplacement is 5904 t, loading capacity is 3008 t; the direct force three times expansionary machine has 10.000 indicated horsepower and provides the steamer with a maximum speed of 18 knots per hour. Coal consumption is 200 t in 24 hours at full power. The rigging consists of four pillar masts with gaff sails. The interior board lighting is fully electric. The ship has space for 170 first class passengers, 26 steerage and 406 deck passengers. At the moment there are 72 of the first category, 7 of the second and 160 passengers of the third category on board. Captain of „Empress of China“ is R. Archibald, reserve officer of the British navy. The crew consists of 71 Europeans and 142 Chinese. My spacious and comfortable cabin — except for a short bed — is located under the bridge and next to the deck salon.

As on any English passenger ship one is quickly turned into passenger number „XY“ and has to comply with the general board instructions that especially strictly limit smoking.

For some time we continued to drive alongside the Japanese coast, escorted by „Yaeyama“ on which had embarked our ambassador, the two legation secretaries and consul general Kreitner. Finally we heard a hurrah from „Yaeyama“ and then we in time lost sight of both the warship and the coast — we steer in the open sea!

Links

  • Location: Yokohama, Japan
  • ANNO – on 25.08.1893 in Austria’s newspapers.
  • The k.u.k. Hof-Burgtheater is closed for summer until 15 September. The k.u.k. Hof-Operntheater is performing the opera „Die Jüdin“.

Yokohama, 24 August 1893

Unfortunately the departure was looming. The last day I could spend on „Elisabeth“ had arrived, as already tomorrow „Empress of China„, on which I intend to embark and which has entered Yokohama this morning, is leaving for America. The boxes and suitcases had already been packed, but I made a quick trip on land to buy some dwarf trees. During a visit to this purpose of a large trade garden shop, I could not be more surprised about the diversity of the dwarf trees as well as the variations of crippling that are inflicted upon the individual specimens. A spruce not yet one foot tall that I bought was apparently more than 50 years old.

At a breakfast, I assembled the most senior of each rank and stayed the rest of the afternoon on board, occupied with checking various matters for the further voyage.

Apparently, in consideration of my impending departure, I enjoyed today for the first time since my arrival in the vicinity the privilege of viewing Fujiyama, the holy mountain with its blunted cone, in a fully clear atmosphere.

When it started to turn dark, a great farewell party began that the gentlemen of the staff and the crew had organized in my honor. In a smart well-thought-out procession representatives of all the countries and people that we had visited and seen on our journey were to march past me, living images of a repetition of the up to now to happily completed voyage. Already for quite some time, the preparations for the party had been going on on board. All artists and artisans were fully occupied in creating the costumes, decorations etc. Nevertheless the secret was mostly kept from me and only now and then one could see a pitch-black savage or a Japanese rush through the battery after rehearsals.

As soon as the commander came to fetch me, the whole staff had assembled in front of my cabin while the crew that was not part of the procession were distributed across the deck in groups. The deck was brightly illuminated and namely an electrical sun threw light as clear as daylight against the castle from where the procession started. Our brave band master had composed a pot-pourri to remind us about the individual phases of the voyage. As much as possible the national music pieces of the respective countries had been inserted so that the festive procession was accompanied and commented by the musical production in a fitting way.

The procession was opened by Egyptians from Port Said, fellahs and Nubians, then came black Somalis and smartly dressed English soldiers in their traditional red coats from Aden; Ceylon sent Singhalese and multiple Buddha priests from Kandy; India was represented by a group in which also beautiful Indian ladies were to be seen. The two best figures in this group were fake Mahmood, namely Petty Officer Second Class Ivicich, who had borrowed the dress and turban of our servant Mahmood and thus looked strikingly similar to the Indian, furthermore a rich Parse, played by our gunsmith who had borrowed a long coat from our ship chaplain and has been filled up to a embonpoint to look most original. Very authentic and true to nature, armed with the genuine ornaments and weapons, marched our Islanders, the Kanaks of Numea, the Papuas of the Solomon Islands and finally the Dayaks from Borneo. From Australia came Aborigines as well as farmers, squatters and bush nags.

Very funnily portrayed was the arrival of the long expected mail in Hongkong by a trumpeting post master. The sons of the Heavenly Kingdom, pig-tailed Chinese, scuttled past in pairs, followed by a whole group of Japanese and musumes, clad in Kimonos and equipped with all kinds of Japanese musical instruments that were fortunately not played. The small Tyrolean who had already played a female role as Amphitrite during the equatorial baptism made again a cute impression as a musume.

At the end of the procession marched boatswain Zamberlin holding the flag in his right hand and followed by a formation of 20 of the tallest and strongest sailors. He stopped in front of me, held the flag high and made a speech to me with a real patriotic content in which he mentioned the happy end of the voyage on „Elisabeth“ and that the navy will always do its best at any opportunity and fulfil the expectations placed upon it. If His Majesty Our supreme Warlord will call his peoples to fight, the navy will again take up its stand and fight with its blood for the Emperor and the fatherland, always protecting its holiest sign, the flag and honoring it. With a  hurrah to me the brave man ended his speech that moved me to tears as his enthusiasm expressed in a simple way came from his heart. Each of us felt that Zamberlin spoke exactly as he felt. His words were those of a patriotic thinking soldier and Austrian.

May in our navy and our army always NCOs be formed and kept who have the same their uprightness and  capability that distinguishes Zamberlin, men who have the heart in the right spot! Such persons are the pillars to support their commander, the bright example for the young crewmen. Certainly a profound education and a body of knowledge is necessary in order for a soldier to perform his duty in all cases, but this is not enough. To successfully defeat the enemy, the crew must see the execution of their duty as a matter of the heart.

I then marched past the front of all the participants where I often had difficulties in identifying the individual crew members in their disguises whom I have encountered closely during the various expeditions on water and land. Namely the identification of the dark-colored savages was of considerable difficulty. The organization of the procession was not only a success on an overall level but also in the details as I could ascertain during the inspection of the individual figures and groups. I can only wish that those who organized the party with the goal to please me and create a good memory about the performance of the successful images of the journey will be rewarded for their considerable efforts.

A dinner to which I had been invited by the ship staff took place on the iron deck transformed with an artistic hand into a garden salon. For the last time we were united in that place where we have so often met with the gentlemen of the staff — in all parts of the world that we passed through in good and bad days we lived through — to exchange thoughts, impressions, sentiments in a cosy talk and to think about the dear distant home.

As everywhere where soldiers meet for a meal, the first glass was emptied to the health of our supreme warlord to the festive sounds of the anthem. Then the commander gave a warm speech about me to which I, deeply moved by the thought of having to leave „Elisabeth“ tomorrow and be separated from the gentlemen of the ship staff, replied from my heart and expressed my innermost thanks and hoped that our beautiful navy will be successful in any venture as it did during this voyage and desired that the gentlemen would return home safely feeling that they have loyally fulfilled their mission.

During the dinner I was surprised by the officers presenting me with the apt gift, an image painted by the practised hand of Ramberg and which showed in its frame a number of views of the visited countries and a world map with the route of the voyage highlighted. Painted in aquarel the picture is outstanding by its accurate impression and its technical perfection. It is a splendid testament to the uncommon skill of the artist.

Links

  • Location: Yokohama, Japan
  • ANNO – on 24.08.1893 in Austria’s newspapers.
  • The k.u.k. Hof-Burgtheater is closed for summer until 15 September. The k.u.k. Hof-Operntheater is performing the ballet „Excelsior“.

Jokohama, 24. Aug. 1893

Leider nahte der Abschied; der letzte Tag, den ich auf der „Elisabeth“ verbringen konnte, war angebrochen; denn schon morgen soll die „Empress of China“, auf der ich mich einzuschiffen gedenke, und welche im Laufe des heutigen Vormittages in Jokohama eingelaufen ist, nach Amerika abgehen. Die Kisten und Koffer wurden bereits gepackt, doch eilte ich nochmals an das Land, um einige Zwergbäume zu kaufen, und konnte bei dem zu diesem Zweck unternommenen Besuch einer großen Handelsgärtnerei über die Mannigfaltigkeit der zwerghaften Bäume sowie über die Variationen der Verkrüppelung, die den einzelnen Exemplaren beigebracht war, nicht genug staunen. Eine kaum fußhohe Fichte, welche ich kaufte, soll angeblich das Alter von mehr als 50 Jahren erreicht haben.

Bei einem Frühstück vereinigte ich die Rangältesten jeder Charge und blieb den Rest des Nachmittages an Bord, mit der Ordnung verschiedener Angelegenheiten für die weitere Reise beschäftigt.

Offenbar mit Rücksicht auf die bevorstehende Abreise genoss ich heute, das erste Mal seit meiner Anwesenheit in der Nachbarschaft des Fudschi-jamas, den Vorzug, den heiligen Berg mit seinem abgestumpften Kegel bei völlig reiner Atmosphäre zu sehen.

Als es dunkel zu werden begann, nahm ein großartiges Abschiedsfest seinen Anfang, welches die Herren des Stabes und die Mannschaft mir zu Ehren arrangiert hatten. In einem sinnreich durchdachten Zug sollten Vertreter aller der Länder und Völker, die wir auf unserer Reise besucht und gesehen hatten, an mir vorüberwandeln, also lebende Bilder eine Wiederholung der bisher so überaus glücklich zurückgelegten Reise geben. Schon vor langer Zeit war an Bord mit den Vorbereitungen für das Fest begonnen worden; alle Künstler und Handwerker hatten mit Herstellung der Kostüme, Dekorationen u. dgl. vollauf zu tun. Gleichwohl war das Geheimnis so ziemlich bewahrt worden, und nur manchmal sah man einen rabenschwarzen Wilden oder einen Japaner nach der Probe durch die Batterie huschen.

Sobald mich der Kommandant abgeholt hatte, versammelte sich der gesamte Stab vor meiner Kajüte, während die nicht am Zug beteiligte Mannschaft sich in Gruppen auf dem Deck verteilte; dieses war glänzend erleuchtet, und namentlich warf eine elektrische Sonne taghelles Licht gegen das Kastell, von welchem aus sich der Zug entwickelte. Unser wackerer Kapellmeister hatte ein Potpourri komponiert, welches Reminiscenzen an die einzelnen Phasen der Reise wachrufen sollte; soweit als möglich, waren Nationalweisen der betreffenden Länder eingeflochten, so dass der festliche Aufmarsch durch die musikalische Produktion in passender Weise begleitet und kommentiert wurde.

Den Zug eröffneten Ägypter aus Port Said, Fellahs und Nubier, dann kamen schwarze Somali und adrette englische Soldaten in den traditionellen roten Röcken aus Aden; Ceylon entsandte Singhalesen und mehrere Buddha-Priester aus Kandy; Indien war durch eine Gruppe vertreten, in welcher auch schöne Inderinnen zu sehen waren. Die beiden besten Figuren in dieser Abteilung bildeten der falsche Mahmud, nämlich der Maat Ivicich, welcher die Gewandung und den Turban unseres Dieners Mahmud entlehnt hatte und so dem Inder frappant ähnlich sah, ferner ein reicher Parse, dargestellt vom Büchsenmacher, der mit einem von unserem Schiffskaplan erborgten langen Rock und einem entsprechenden Embonpoint versehen war, um möglichst original zu erscheinen. Sehr charakteristisch und naturgetreu, mit Schmuck und Waffen echter Provenienz ausgerüstet, marschierten alle Insulaner auf, die Kanaken von Numea, die Papuas der SalomonInseln und endlich die Dajaks aus Borneo. Aus Australien waren Aborigines, sowie Farmer, Squatter und Buschklepper erschienen. Sehr witzig wurde das Einlangen der langersehnten Post in Hongkong durch einen schmetternden Postillon dargestellt. Die Söhne des himmlischen Reiches, bezopfte Chinesen, trippelten paarweise vorbei, gefolgt von einer ganzen Schar Japaner und Musumes, in Kimonos gehüllt, und mit allerlei japanischen Musikinstrumenten ausgerüstet, die aber zum Glück nicht gespielt wurden. Der kleine Tiroler, welcher schon bei der Äquatorialtaufe in einer weiblichen Rolle, als Amphitrite, mitgewirkt hatte, machte auch als Musume einen niedlichen Eindruck.

Den Zug beschließend, marschierte der Bootsmann Zamberlin, mit der Flagge in der Rechten und gefolgt von 20 der größten und stärksten Matrosen in Parade, auf. Er machte vor mir halt, hielt die Flagge hoch und richtete an mich eine Ansprache echt patriotischen Inhaltes, in der er darauf hinwies, dass die gemeinsame Reise auf der „Elisabeth“ ein glückliches Ende genommen habe und dass unsere Marine bei jeder Gelegenheit ihr Bestes tun werde, um die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Wenn Seine Majestät unser Allergnädigster Kriegsherr seine Völker je wieder zum Kampf rufen sollte, so wolle die Kriegsmarine abermals einstehen mit ihrem Blut für Kaiser und Vaterland, ihr heiligstes Panier, die Flagge, stets schützend und in Ehren bewahrend. Mit einem Hurrah auf mich beendete der brave Mann seine Rede. die mich bis zu Tränen ergriff, da er in seiner schlichten Art und Weise, aber mit aus dem Herzen kommender Begeisterung gesprochen hatte. Jeder von uns fühlte, dass Zamberlin so gesprochen hatte, wie er empfand; seine Worte waren die eines patriotisch denkenden Soldaten und Österreichers.

Mögen in unserer Marine sowie im Heere stets Unteroffiziere herangebildet und erhalten werden von jener Biederkeit und Tüchtigkeit, welche Zamberlin auszeichnen, Männer, die das Herz auf dem rechten Flecke haben! Solche Leute sind die Stütze ihrer Kommandanten, das leuchtende Vorbild der jungen Mannschaft. Gewiss ist gründliche Schulung und eine Summe von Wissen erforderlich, damit der Soldat in allen Fällen seine Schuldigkeit zu thun vermöge, aber dies allein genügt nicht; um dem Feind erfolgreich die Spitze bieten zu können, muss der Mannschaft die Erfüllung ihrer Pflicht vor allem zur Herzenssache geworden sein.

Ich schritt dann die Front aller Teilnehmer des Festzuges ab, wobei ich oft Mühe hatte, einzelne der Mannschaft, die mit mir bei Gelegenheit verschiedener Expeditionen zu Wasser und zu Land in nähere Berührung gekommen waren, in ihrer Vermummung wieder zu erkennen; namentlich bot die Feststellung der Identität bei den schwarzgefärbten Wilden nicht geringe Schwierigkeit. Das Arrangement des Festzuges war nicht bloß im Ensemble, sondern auch in den Details ein überaus gelungenes, wovon ich mich bei näherer Besichtigung der einzelnen Figuren und Gruppen überzeugte. Ich kann nur wünschen, dass diejenigen, welche das Fest inszeniert haben, in dem Bewusstsein der mir bereiteten Freude und der freundlichen Erinnerung, welche ich der Vorführung der gelungenen Reisebilder bewahren werde, Entschädigung für die aufgewendete, wahrlich nicht geringe Mühe finden.

Ein Diner, zu welchem mich der Schiffsstab geladen hatte, fand auf dem von künstlerischer Hand in einen Gartensalon umgewandelten Eisendeck statt. Zum letzten Mal waren wir heute auf jenem Platz vereinigt, wo ich mich mit den Herren des Stabes so oft zusammengefunden, — unter allen Himmelsstrichen, die wir durchfahren haben, an guten und an bösen Tagen, wie wir sie eben erlebt — um Gedanken, Eindrücke, Empfindungen in gemütlichem Plaudern auszutauschen, um der lieben, fernen Heimat zu gedenken.

Wie überall, wo Soldaten zum Mahl vereinigt sind, wurde auch heute das erste Glas auf das Wohl unseres Allerhöchsten Kriegsherrn unter den feierlichen Klängen der Volkshymne geleert. Dann hielt der Kommandant eine warm empfundene Ansprache an mich, welche ich, wie es mir gerade ums Herz war, tief ergriffen von dem Gedanken, dass ich schon morgen die „Elisabeth“ verlassen, mich von den Herren des Schiffsstabes trennen soll, erwiderte, indem ich mit meinem innigsten Dank die Hoffnung ausdrückte, dass unserer schönen Kriegsmarine jede Unternehmung glücken werde wie die bisherige Reise, und den Wunsch verband, dass den Herren eine glückliche Heimkehr im Gefühl treu erfüllter Pflicht beschieden sein möge.

Während des Diners wurde ich von den Offizieren durch eine sinnige Gabe überrascht, durch Überreichung eines Bildes, welches der kunstgeübten Hand Rambergs entstammte und im Rahmen einer Reihe von Ansichten der besuchten Länder eine Weltkarte mit der ersichtlich gemachten Reiseroute darstellte. Das in Aquarell ausgeführte Bild ist durch treffende Auffassung sowie durch technische Vollendung ausgezeichnet und stellt dem ungewöhnlichen Talent des Künstlers ein glänzendes Zeugnis aus.

Links

  • Ort: Yokohama, Japan
  • ANNO – am 24.08.1893 in Östereichs Presse.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater macht Sommerpause bis zum 15. September, während das k.u.k. Hof-Operntheater das Ballet „Excelsior“ aufführt.

Jokohama — Tokio, 23. Aug. 1893

Vormittags versuchte ich in Jokohama neuerlich mein Glück in der Besorgung von Einkäufen, und zwar diesmal von dem liebenswürdigen Baron Siebold geleitet, der sich durch seinen jahrelangen Aufenthalt in Japan vollkommene Vertrautheit mit allen Verhältnissen angeeignet hat und auch das japanische Idiom beherrscht. Leider hatten meine Bemühungen keinen Erfolg; denn vergeblich trachtete ich, Seidenstoffe und Brokate zu finden, wie ich solche in Kioto erworben hatte, und erhielt überall auf meine Nachfrage den Bescheid, dass die Stoffe erst aus Kioto bestellt werden müssten. Hingegen gelang es mir, die Bordmenagerie durch reizende, weiße Zwerghühner — eine ganze Voliere voll — und durch einen der schon so seltenen Hähne zu ergänzen, deren Stoß eine Länge von mehreren Metern aufweist. Auch zwei sehr possierliche Bären sandte ich an Bord, die alsbald die Lieblinge der Mannschaft wurden und in der kürzesten Zeit aufwarten lernten; hoffentlich kommen sie wohlbehalten in die Heimat, wo sie den Burggraben in Konopist bewohnen und zieren sollen.

Nachmittags wollte ich wieder in Tokio sein und ließ, um den lauernden Augen der Polizei zu entgehen, Clam und Pronay direkt nach der Hauptstadt fahren, wo sie auch auf das feierlichste von einer tausendköpfigen Menschenmenge und dem entsprechenden Aufgebot von Polizisten empfangen wurden, während ich mit Siebold in der vorletzten Station ausstieg und mittels Rickschas nach Tokio eilte. Das Manöver gelang auch, wir konnten uns durch einige Stunden ganz unbehindert bewegen und ein Diner in einem Restaurant des schönen Ujeno-Parkes einnehmen.

Links

  • Ort: Tokio, Japan
  • ANNO – am 23.08.1893 in Östereichs Presse.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater macht Sommerpause bis zum 15. September, während das k.u.k. Hof-Operntheater die Oper „Freund Fritz“ aufführt.

Yokohama — Tokyo, 23 August 1893

In the morning I again tried my luck to do some shopping in Yokohama and in fact this time guided by the kind Baron Siebold who was completely familiar with Japan and all its aspects thanks to his stay of many years here and also speaking the Japanese language. Unfortunately my efforts were unsuccessful as I tried in vain to find silk and brocade like I bought in Kyoto. I everywhere received the answer that the cloth would have to be ordered first from Kyoto. In contrast I managed to enlarge the board menagerie with lovely white bantams — a full aviary — and enlarge it with one of the already rare cock with their tails of multiple meters in length. I also sent two very cute bears on board that soon became the darlings of the crew and learned in the shortest time to wait in place. Hopefully they arrive at our home healthy as they are intended to be the grace and live in the castle moat at Konopiste.

In the afternoon I wanted to be back in Tokyo and, to evade the lurking eyes of the police, sent Clam and Pronay directly to the capital where they too were festively received by a crowd of over a thousand people and a corresponding contingent of policemen, while I with Siebold exited at the next to last stop and entered Tokyo in rickshaws. The maneuver succeeded too so that we could spend a few hours fully unrestricted and eat a dinner in a restaurant of the beautiful Ueno park.

Links

  • Location: Tokyo, Japan
  • ANNO – on 23.08.1893 in Austria’s newspapers.
  • The k.u.k. Hof-Burgtheater is closed for summer until 15 September. The k.u.k. Hof-Operntheater is performing the opera „Freund Fritz“.

Nikko — Yokohama, 22 August 1893

As the merciless railway administration had been only willing to provide a special train at no other hour than at 5 o’clock in the morning, we had to get out of bed early to say good-bye to Nikko. At 11 o’clock in the morning we were back at the station of Yokohama which rises in the North-east of the city on land reclaimed from the sea.

Situated like Tokyo in the province of Musashi, it has grown to its current importance out of an unimportant settlement on the West side of the Tokyo bay. Since it had been declared a treaty port in 1859, it thus was opened up for trade with Europe and America. The glory to have breached the system of isolation from foreign trade inaugurated by Ieyasu and enlarged by his nephew Iemitsu belongs to the Americans and especially to Commodore Perry’s expedition in 1854 that ended with the opening of the ports of Shimoda and Hakodate for American trade. Since then Kobe, Osaka, Nagasaki, Hakodate, Niigata and Yokohama have been opened overall as treaty ports and for settlement by foreigners so that the latter settle here in specially designated city quarters and are allowed to travel in the surrounding area of nearly 40 km without special permits.

Instead of Yokohama, by the way, at first Kanagawa, a bit to the North, had been designated as a treaty port but was replaced by Yokohama because of Kanagawa’s location on the Tokaido and thus the thereby always threatening conflicts between the foreigners and the samurai entourage of the traveling daimyos. Yokohama today plays the principal part among the treaty ports as the junction of all steam ship lines that connect Japan to Europe on the one hand and America on the other hand, as a destination for nearly all warships that enter Japan and numerous trading ships and coastal vessels of all kind.

Yokohama, counting 143.000 inhabitants, is quite rightly the point of contact of Japan with the West and the East, the point of entry and departure of trade. This is the reason for the international character of the city which is expressed both externally and in its population.

A quay road built at considerable cost runs alongside the harbor. Custom houses and other mercantile establishments like depots and loading docks serve trade. Nearly 3 km wide extends the foreign settlement in the harbor which has been rebuilt after a fire in 1866 larger and more beautiful, criss-crossed by broad well tended streets and containing residential houses, banks, offices, clubs, hotels and consulates. Numerous foreigners, by the way, only have set up their business location in Yokohama while they have built their residences in a crescent-shaped hill range called Bluff to the West of the city in order to breathe sylvan air and enjoy the beautiful view upon the harbor.

The predominant population are naturally the Japanese but the colony of foreigners, mostly Englishmen and Americans. is large enough to be noticeable in the streets as a leading factor of urban life, so that during a stroll through the city one meets foreigners everywhere, not in the least the sailors landing from the warships who look for relief from the deprivations of long sea voyages.

Even though I had requested to spend my time in Yokohama Incognito and thus to forgo the Japanese entourage, the rickshaw I used to wander through Yokohama and do some shopping was followed immediately by he police prefect, a police official and two reporters which caused understandable commotions in the streets. After other attempts to get rid of this entourage had been in vain, I sought help by using a ruse by going to the Grand Hotel, breakfast there and then leave by the small rear door and take another rickshaw. But the pleasure of the liberty won did not last long. The police soon had been on my tracks and finally arrived at full pace, so that I could only call Sannomiya on the phone. He was soon on the spot and freed me from the undesired entourage. Barely a quarter of an hour later, the procession had again assembled like shadows following my heels. I even believe to have observed that one among the entourage was writing down carefully every object that I bought. Finally I rushed on board not without enjoying the company of a police official following me in a barge.

For the acquisition of those objects I was looking for, Yokohama was not quite an enjoyable place. Even though the number of shops is legion, it was quite difficult to find something matching my tastes which had apparently been developed and refined by the stay in the actual factories of the Japanese art industry, namely in Kyoto. Yokohama’s shops are filled with curiosities in the true sense which is targeted towards the foreigners, especially the Americans who are only seeking to buy some characteristic objects of the country and whose demands have apparently not been quite so beneficial for the local production.

When I offered my opinion to some merchants, they admitted the correctness of the observation but added that it was precisely the mediocre goods if they are only large, colorful even loud and quite baroque that made them bestsellers for America and also for England, while the stylish, discrete and tasteful and thus more valuable objects are little sought.

In the evening I had invited some of the gentlemen of our embassy as well as the Japanese entourage to a dinner on board where songs from home made all guests merry.

Links

  • Location: Yokohama, Japan
  • ANNO – on 22.08.1893 in Austria’s newspapers.
  • The k.u.k. Hof-Burgtheater is closed for summer until 15 September. The k.u.k. Hof-Operntheater is performing the opera „Der fliegende Holländer“.

Nikko — Jokohama, 22. Aug. 1893

Da die unbarmherzige Eisenbahnverwaltung zu keiner anderen Stunde als um 5 Uhr morgens einen Extrazug nach Jokohama beistellen wollte, mussten wir beizeiten aus den Federn, um Nikko Lebewohl zu sagen, und langten um 11 Uhr vormittags wieder auf dem Bahnhof von Jokohama an, der sich im Nordosten der Stadt auf einer dem Meer abgewonnenen Stelle erhebt.

Gleich Tokio in der Provinz Musaschi gelegen, ist es zu seiner heutigen Bedeutung aus einer an der Westseite der Tokio-Bai befindlichen, unbedeutenden Ansiedlung erwachsen, seit diese im Jahr 1859 zum Vertragshafen erklärt und hiedurch der Handelsverkehr mit Europa sowie mit Amerika eröffnet worden ist. Der Ruhm, in das von Ijejasu inaugurierte und von dessen Enkel Ijemitsu ausgestaltete System der Absperrung gegen den Verkehr mit fremden Nationen Bresche gelegt zu haben, gebürt den Amerikanern und ist insbesondere an die vom Commodore Perry im Jahre 1854 befehligte Expedition geknüpft. welche mit der Eröffnung der Häfen von Schimoda und Hakodate für den amerikanischen Handelsverkehr abschloss. Seither sind Kobe, Osaka, Nagasaki, Hakodate, Niigata und Jokohama als Vertragshäfen für den Verkehr überhaupt und für die Besiedlung durch Fremde freigegeben worden, so dass sich die letzteren hier in den eigens hiezu bestimmten Stadtteilen niederlassen und im Umkreis von fast 40 km ohne besondere Erlaubnis reisen können. An Stelle Jokohamas war übrigens anfänglich das etwas nördlich gelegene Kanagawa zum Vertragshafen bestimmt, wurde jedoch wegen seiner Lage am Tokaido und den hier stets drohenden Konflikten zwischen den Fremden und den im Gefolge der reisenden Daimios des Weges ziehenden Samurais durch Jokohama ersetzt. Dieses spielt heute unter den Vertragshäfen die erste Rolle als Knotenpunkt aller Dampferlinien, welche Japan einerseits mit Europa und andererseits mit Amerika verbinden, als Ziel fast aller Kriegsschiffe, die Japan anlaufen wollen, und zahlreicher Handelsschiffe und Küstenfahrer jeglicher Art.

Jokohama, 143.000 Einwohner zählend, ist recht eigentlich das Zentrum der Berührung Japans mit dem Westen und mit dem Osten, die Ein- und Ausbruchstation des Handels geworden; daher rührt auch der internationale Charakter der Stadt, welcher in ihrem Äußern und ihrer Bevölkerung zum Ausdruck kommt.

Eine mit bedeutenden Kosten errichtete Quaistraße zieht sich den Hafen entlang; Zollhäuser und merkantile Etablissements, wie Lagerhäuser und Ladeplätze, dienen dem Verkehr. Fast 3 km weit dehnt sich am Hafen die Fremdenniederlassung, das Settlement, aus, nach einer Feuersbrunst im Jahre 1866 größer und schöner wieder auferbaut, von breiten, wohlgepflegten Straßen durchzogen und Wohnhäuser, Banken, Bureaux, Clubs, Hotels und Konsulate umfassend. Zahlreiche Fremde haben übrigens in Jokohama selbst nur den Sitz ihrer geschäftlichen Tätigkeit aufgeschlagen, ihre Behausung aber auf dem die Stadt im Westen halbkreisförmig umschließenden Hügelzug, Bluff genannt, errichtet, um hier Waldesluft zu atmen und sich des schönen Ausblickes auf den Hafen zu erfreuen.

Das vorwiegende Bevölkerungselement wird selbstverständlich durch die Japaner gebildet; aber die Fremdenkolonie, hauptsächlich aus Engländern und Amerikanern bestehend, ist stark genug, um sich schon im Straßenbild als führender Faktor des städtischen Lebens bemerkbar zu machen, so dass man, die Stadt durchwandernd, allerorten Fremden begegnet, nicht zum wenigsten den von den Kriegsschiffen ans Land gekommenen Matrosen, welche hier für die Entbehrungen langer Seefahrten Entschädigung suchen.

Obschon ich gebeten hatte, mir während der letzten Tage meiner Anwesenheit in Jokohama einen Incognito-Aufenthalt zu ermöglichen und daher auch auf die Begleitung durch die japanische Suite verzichtet hatte, folgten dem Rickscha, dessen ich mich bei meiner Wanderung durch Jokohama und bei der Besorgung von Einkäufen bediente, doch sofort der Polizeipräfekt, ein polizeilicher Beamter und zwei Reporter, was in den Straßen begreifliches Aufsehen erregte. Nachdem andere Versuche, mich dieses Gefolges zu entledigen, vergeblich geblieben, nahm ich zur List meine Zuflucht, indem ich in das Grand Hotel eilte, dort frühstückte und dann, durch ein Hintertürchen entwischend, einen anderen Rickscha bestieg. Aber die Freude an der gewonnenen Freiheit dauerte nicht lange, die Polizei war mir bald wieder auf der Fährte und kam schließlich full pace angesaust, so dass ich nun telephonisch Sannomiyas Hilfe anrief, der auch bald zur Stelle war und mich von dem unerwünschten Geleit befreite. Kaum war aber eine Viertelstunde vergangen, so hatte sich mein Cortege abermals zusammengefunden, um sich gleich dem Schatten an meine Fersen zu heften, ja ich glaube sogar bemerkt zu haben, dass einer der Gefolgschaft jeden Gegenstand, den ich kaufte, sorgfältig notierte. Schließlich eilte ich an Bord, nicht ohne mich während der Fahrt dahin der Begleitung eines Polizeiorganes zu erfreuen, das mir in einer Barkasse nachzog.

Um die Erwerbung solcher Objekte, welche ich suchte, stand es in Jokohama nicht eben sehr erfreulich; obwohl die Zahl der Kaufläden Legion ist, war es recht schwierig, meinem Geschmack Zusagendes zu finden, der durch den Aufenthalt in den eigentlichen Produktionsstätten der japanischen Kunstindustrie, wie namentlich in Kioto, offenbar ausgebildet und verfeinert worden war. Jokohamas Läden sind erfüllt mit Kuriositäten im eigentlichen Sinn, welche auf die Fremden, insbesondere auf die Amerikaner, berechnet sind, die nur darauf ausgehen, möglichst rasch einige charakteristische Erzeugnisse des Landes zu erwerben, und derlei Nachfrage hat hier offenbar die Erzeugung nicht eben fördernd beeinflusst.

Als ich meine Ansicht hierüber einigen Kaufleuten mitteilte, gaben diese die Richtigkeit der gemachten Wahrnehmung zu, fügten jedoch bei, dass gerade derartige minderwertige Waren, wenn dieselben nur groß, bunt, ja schreiend und recht verschnörkelt seien, reißenden Absatz nach Amerika und auch nach England landen, während stilgerecht, diskret und geschmackvoll gearbeitete, daher auch wertvollere Erzeugnisse wenig gesucht würden.

Abends hatte ich die Herren unserer Gesandtschaft sowie jene der japanischen Suite zu einem Diner an Bord geladen, wobei heimatliche Weisen alle Gäste in fröhliche Stimmung versetzten.

Links

  • Ort: Yokohama, Japan
  • ANNO – am 22.08.1893 in Östereichs Presse.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater macht Sommerpause bis zum 15. September, während das k.u.k. Hof-Operntheater die Oper „Der fliegende Holländer“ aufführt.

Nikko, 21 August 1893

The Japanese say: „Nikko minai uchi-wa kekko-to iuna“ — who has not seen Nikko, should not talk about beauty. Nature has in fact contributed everything to make the region of Nikko, „the sun`s brilliance“, the most attractive scenery in Japan as is often claimed. The bearer of that name is not an urban settlement but a mountainous district of volcanic character about 600 m above sea level. In a narrower sense the Japanese consider Nikko to be the surrounding area of two villages in the valley of the Dajagawa, called Hachiishi and Irimachi, the former extends alongside a long straight road to the river shore.

In the center of the region and in a row of rising mountains stand the up to 2540 m high Nantai-san, also called Nikko-san, like the Fuji one of Japan`s holy mountains to whose tops the believers go on pilgrimages. A rare wealth in waterbodies enlivens the quietness of the woods, clear lakes mirror the surrounding heights, streams flow downstream, building small waterfalls of which about thirty can be counted in a surrounding area of 25 km. What however makes up the incomparable decoration of the landscape is the rich vegetation that covers mountain and valley in the form of huge giant trees, monumental Japanese cedars that consecrate the valley in their inviolate nature and their festive earnestness. In this valley, two of the most brilliant persons of ancient Japan are buried, the great Ieyasu and his nephew Iemitsu.

Attracted by the splendid nature many representatives of foreign states as well as Englishmen and Americans spend the hot season in the region of Nikko, so that the temple city also has resorts and the holy and the profane live together peacefully.

Unfortunately the weather was not favorable to me and about the charms of that region that had been described to me in the most vivid colors in words of ecstasy, I saw little, if not to say nothing. The rain poured down in streams, the fog hung low to the bottom of the valley obscuring the woods and mountains as if the holy places were to be hidden from foreign viewers who had come not to sacrifice and believe but to watch and enjoy. But not only nature, art too has contributed to make Nikko a landmark in Japan. These works we could enjoy despite the bad weather so that we started our tour early in the morning.

At first we entered a lovely temple garden to call a chief priest out of his house who was visibly surprised about such early visitors but finally composed himself and unlocked Sambutsu-do, that is the hall of the three Buddhas. It completely resembles the buildings we had already seen and is only distinguished by three gilded images of giant dimensions. One shows the goddess Kwan-on with her thousand hands, the second Amitabha  and the third again Kwan-on with a horse head.

Greater interest produced a pillar outside the hall. Called Sorinto, it had been built in 1643 to keep away bad influences. It is 13 m high, produced out of copper in cylindrical form and is crossed in its lower third by two pairs of horizontal cross beam at right angle that rest on their ends on narrow copper pillars. The upper end of the middle pillar is decorated with a row of lotus flowers one above another from which hang small bells.

Under the fully covering canopy of touching branches of Japanese cedars we walked toward the temple mausoleum of Ieyasu. Deep silence, festive quietness prevails in the area of the dignified trees whose dense foliage does hardly permit a ray of sunlight to penetrate. The red brown trees straight as an arrow and measuring multiple meters in circumference contrasted with the delicate light green moss that covered the ground. While one is often disappointed by the view of much praised wonders of nature, here the opposite effect happened. I had not imagined, despite all descriptions, that the effect of these giant trees covering important areas would be as outstanding and was nearly overpowered by it.

Already in 767 the priest Shodo Shonin had built the first Buddhist temple here in Nikko and thus laid the foundation of the sanctuary of this place. But its real significance Nikko only reached since shogun Ieyasu was buried here in 1617. He had been placed among the gods by Mikado as an „eminence of the first rank, light of the East, great incarnation of Buddha“. The temple site consists of a complex of buildings and courtyards in terraces that are connected by stairs and gates. Through the branches of two rows of Japanese cedars we can see the gate that is over 8 m high and made out of granite and to which some broad steps lead. The prince of Chikusen had built those in 1618 with material taken out of his quarries. In the first courtyard the eye is captivated by pagoda glittering in bright red lacquer that rises up to five storeys and displays on the level of the lowest story images from the zodiac.

The stairs that continues at some distance is crowned by the Ni-o-mon, the gate of the two kings with rich and in part artful illustrations of lions, tigers, unicorns, tapirs and fabulous animals that serve here in part as guards in part in their mythical function. Stepping out of the gate we are on the first terrace surrounded by an intensely red colored wooden wall and are truly struck by the harmonic total impression of the stylish buildings, the rich variety of artistic details, the splendor of the colors, the vivid motion and noble quietness of the decoration that all flow together. In three exceptional buildings with pleasing forms all the necessary objects for the religious ceremonies to honor Ieyasu as well as those used by the shoguns and the temple treasures are kept, while another splendidly decorated building houses the collection of Buddhist writings. A cistern dates from 1618 and supplies the holy water intended for washings. It has been chiseled out of a piece of granite and is protected by a roof that rests on twelve granite pillars.

A small courtyard whose front is closed off by a stone balustrade and which is reached by a stairs contains no fewer than 118 bronze lanterns, each of which a piece of art, donations of daimyos and other noble donors whose names are preserved for eternity on the lanterns. Another number of bronze lantern and candelabras — some of those are said to be from Korea, others from the Netherlands — are noticeable by their size as well as their rich artistic decoration.

Through the second large temple gate called Jo-mei-mon we arrived in the third temple courtyard. This gate deserves to be labeled as a jewel of the Japanese art of building and decoration. Here masters of their trade worked together to combine the huge with the delicate in order to set an enduring monument to the skills of their time that astonishes us and commands our admiration. A richly ornamented, curling roof resting on gilded dragon heads protects the gate that is borne by mighty pillars covered by tiny geometric designs and painted white. The capitals of the pillars show unicorn heads while the cross beams around the gate carry dragon heads and in the middle there is a fight between two dragons depicted.

A building of the courtyard contains a stage for the Kagura dances, another one the Goma-do, an altar to burn incense while a third holds the three sedan chairs that apparently are used on each 1 June by the three god spirits of Ieyasu and two other great man raised to divine status and are then carried around in a festive procession. On the dance stage one of the female dancers bowed deeply without pause and was probably willing to perform a sample of their art with her colleagues that we had already encountered in Nara. The borders and walls of the terraces are covered by artfully created stone reliefs showing all kinds of birds and plants.

Through the Chinese gate or Kara-mon we approached the main temple whose swing doors are decorated with arabesques in gilded relief. Guided my multiple priests we entered, having put on wool slippers over our shoes, the interior of the temple that has vestibules at both sides that are exceptional by their masterfully executed wood carvings and paintings on a gold foundation as well as rich ornaments. The praying hall of the temple is very simple and contains the Gohei and the mirror in the background. Also in Ieyasu’s temple mausoleum government measures in 1868 have displaced Buddhist rites by Shintoist ones so that all the symbols and tools of the former have been removed from the praying hall.

The holiest of holies to which leads a path through the praying hall is closed off by a gilded portal. In view of this, we enjoyed the preferential treatment shown to a traveller who was not a simple tourist in the country but the latter does not have to endure many inconveniences connected with traveling in an official capacity. Seeing the sanctuary is strongly frowned upon, no foreign foot is said to have entered this holiest of spaces. Before me however the gates opened up. I confess that I experienced a special satisfaction, that I was overcome with a sentiment of traveler’s pride at the thought to be able to view a sight no European has seen so far and perhaps will never be. I will be thankful to my brave friend Sannomiya to the rest of my life that he knew to unlock these hidden masterworks of human art and fantasy .

The sanctuary is divided into multiple rooms one of which contains an altar with the golden Gohei and the metal mirror. The artful images of Buddhist beliefs are covered by cloth. An understandable historic interest is awakened by a suit of armor of the brave shogun kept there. It is very simply equipped and covered in black lacquer that had protected the man who had been raised to the state of a god. He had created the power of his house in the turmoil of battles. In a weak candle light we could see the undecorated iron dress until the priests illuminated the mysteriously dark room with a few lanterns and our sight fell upon a richly gilded shrine. The priests prostrated themselves in front of it, touched the ground with their front and finally opened some kind of tabernacle where behind a curtain as the last cover was the Sanctissimum — a painted figure showing Ieyasu in a sitting position. This image of a god may not awake any religious emotions. Instead the works of the shrine that contains the idol, the decoration of the walls and the doors I found very charming. My only regret was that the circumstance of the lack of the necessary illumination to examine these gems of Japanese art more closely that were presented proved difficult so that we had to make do with an overall impression.

Here there was in fact an abundance of decoration of the shrine, the walls and doors by painting, gilding and carving. The developed artistic wealth of motives and their perfected representation seems overwhelming at first but arranges itself into a complete harmony at a closer look, to a genial quietness. Ieyasu, who has performed great deeds as a human by shaping the history of his country for the next three hundred years, has created miracles as an idol as his memory has inspired to such a high level of artistic performance that we were seeing.

From the place that surrounds the image of god we walked to that which contains the ashes of the dead, climb more than 240 stone steps covered by moss and stand at the grave of Ieyasu. A high stone pedestal carries a bronze urn that contains the remains of the shogun. In front of the pedestal  are symbols on a stone altar, an incense burner, a vase with lotus flowers and other flowers as well as a large crane standing on the back of a tortoise and holding a page in its beak as a candlestick — everything valuable works of bronze. A stone balustrade surrounds the grave site. The entrance leads through a massive bronze gate guarded by two lions. Earnest is the place that Ieyasu himself had selected as his grave site and the noble simplicity of the grave is touching. Art which had been highly celebrated in the buildings at the foot of the grave seems silenced as if those that had made the pilgrimage up here should not be disturbed from thinking about the dead by decorative illustrations.

Again we returned to the main temple to enjoy the impressive effect that the harmony of the architectural structure of the temple site with the scenic surrounding and the majestic woods are producing — and the magic of this effect is still increased by the deep quietness at the grave monument of this forceful warrior to which today the rain poured down in a melancholic way.

The temple treasure that we also paid a visit contains like other rooms of the same kind valuable devotional presents of notable people, thus weapons, armor, saddleware, all kinds of tools for festive processions, prayer rolls, furthermore a scroll of more than 50 m with images of the history of the country or the gods. A special mention is merited for the ancient Kakemonos, that show falcons in realistic natural scenes that have been taken from falcon hunts that apparently are still happening in Japan. In earlier times it is said to have been possible to buy some objects kept in the temple treasury from greedy bonzes by using money and good words — and naturally more from the former than the latter. When this mischief had caused much attention due to the great dimension it had grown into, a precise inventory of the temple treasures was undertaken to curb such activities.

After the temple grave of Ieyasu the two other temples that we rushed through more than visited closely did not produce the same level of interest.

The head priest of one of the temples who greeted us in a splendid purple dress had once been a mighty daimyo in the Northern provinces and had placed himself in the fight between the Mikado and the shogun on the latter’s side. Defeated and bereft of his land, the daimyo was shown mercy and he was assigned the position of head priest as some sort of pension as well as a title of count.

The second temple site, the mausoleum of Iemitsu, built in part into a deeply cut valley, in part on a ledge of a mountain is situated close to the grave site of Ieyasu and is much less brilliantly equipped but still remarkable as here Buddhism has won and thus the full installation that this sensuous cult requires is still present. The temple guards posted at the temple gates represent a great collection of the most horrible grotesque faces. We can see here a red and a green devil, two audacious golden kings and two human figures that are horribly created using the full variety of the rich Buddhist fantasy. The red colored one represents the god of thunder who carries gilded clubs in the hand and slung across the back carries a band with nine flat drums out of which flashes spark. The other monster in a light blue color represents the god of wind and looks at us with crystal eyes and a Satanic expression, sitting on a block of stone and keeping a bag of wind slung across its back shut with its hands. Bronze votive lamps indicate the veneration that Iemitsu enjoyed.

From here I drove directly to Nikko or more precisely to Hachiishi and crossed once more the foaming Daja-gawa whose shores were connected by two bridges. One serves the common traffic while the other, Mihashi, is reserved for the Mikado and is opened only twice annually for pilgrimages. At the spot where the Buddha priest Shodo Shonin is said to have had a miraculous revelation more than a thousand years ago the bridge was built and rests, shining in red lacquer, on stone pillars inserted into the rocks.

In the small city I turned to buying furs of which there was a great selection here and which also has cultural historical connections as before the changes of 1868, those that treated leather and other raw materials etc. besides others were counted, in contrast to the Heimin or members of the common people, as Etas or unclean, that is a despised caste outside of the rest of society that had to live in special places or parts of a city — a position that probably is due to Buddhist influence. Below them only stood the Hinin, the non-humans, a class of poor people only created under the Tokugawa that were only permitted to live on uncultivated land.

Among the raw hides in stock I found also some that might be unknown at home, thus furs of the Japanese antilope, of monkeys, bears of Yeso island, two species of badgers, otters whose species seemed to be different from those at home,  seals and large squirrels. Also furs of martens varying between chrome yellow and ocher as well as original slippers made out of fur. Soon a heavily burdened rickshaw made its way with the goods bought to our hotel. As the paths in the surrounding area of Nikko have been restored to good condition at great cost in consideration of my announced visit, as I was told, I did not want to see this sacrifice made in vain and decided despite the pouring rain to undertake a drive to the waterfall called Urami-go-taki.

Of the much praised scenic beauty we unfortunately saw nothing due to the rain and had to make do, peeking out from our umbrellas, with the meadows and woods close by in their fresh green. The woods were composed of various species, thus oaks too and maples. Small hamlets and villages that looked sad in the rain lay on the route.

Our rickshaw runners had covered a very difficult laborious piece of slippery road without a bed when they stopped at a tea house from where we started an upward march on foot to a romantic gorge. Soon we could hear the roar of the waterfall and finally are in a valley bottom enclosed by high rocks. Here a mountain stream roars out at a height of 15 m in a splendid cascade over a wall of rock down into a funnel-like basin. Due to the important slope above the wall of rock and the vertical position the water mass pours down in a wide arc, so that it is possible to walk under the waterfall and behind it without being exposed to a greater danger than of being touched by a fine spray. Urami-go-taki is not one of the wonders of its kind but offers at least in its narrow gorge a worthwhile spectacle, namely because the earth sends out small streams out of countless folds, cuts and gaps that quickly descend over the rocks to the bottom of the valley.

Behind the waterfall stands a Buddha statue, at which the native tourists tend to leave their carte de visite in order to provide testimony about the astonishing event of their presence for posterity. The local vanity seems to exist not only at home but also in the Far East, but in a form that is much more tasteful than the usual disfiguring marks on walls and rocks. It thus would be strongly advisable for our travelers and tourists to adopt the Japanese custom.

During the return drive I stopped at a small villa that was charmingly situated at the shore of the roaring Daja-gawa. The villa was owned by Sannomiya and served as his summer quarter. I spoke with his wife who had lived for quite some time in Vienna and was speaking German perfectly.

Driving past an avenue of 100 stone Buddhas we returned to Nikko to do some shopping and then roll through a splendid alley of Japanese cedars that I had seen only in the darkness of the night the day before. Passing under these trees one feels a whiff of a proud past. Remarkable are namely the numerous twin trees that have grown together up to the top third of their height.

A much praised landscape that has the bad habit to show itself occasionally dressed in rain resembles a human of good reputation who has been caught making a mistake and stands to be completely damned by sharp tongues. I will be fairer to Nikko. It behaved like a beauty who knowing her charms and effect likes to present a sulking face — and Nikko has been sulking at me continuously. Still I was charmed, despite the incomplete impression I have received, and may imagine the full magic that the holy ground of Nikko may produce in the brilliance of a beautiful summer day.

In the evening we did what was the most opportune: We did let our mood be spoiled and assembled to a happy dinner that was spiced up by funny stories told by ship captain Kurvaka of the Japanese entourage who unfreezing more and more told them in a comic mix of French, English and Japanese words. Finally, Jupiter pluvius allowed us to burn off some fireworks just as the cute musumes were serving black coffee.

Links

  • Location: Nikko, Japan
  • ANNO – on 21.08.1893 in Austria’s newspapers.
  • The k.u.k. Hof-Burgtheater is closed for summer until 15 September. The k.u.k. Hof-Operntheater is performing a ballet „Cavalleria Rusticana“.

Nikko, 21. Aug. 1893

Der Japaner sagt: „Nikko minai utschi-wa kekko-to iuna“ — wer Nikko nicht gesehen, rede nicht vom Schönen. Die Natur hat in der Tat alles aufgeboten, um das Gebiet von Nikko, „der Sonne Glanz“, zu dem, wie allgemein behauptet wird, landschaftlich anziehendsten Japans zu gestalten. Was jenen Namen führt, ist nicht eine städtische Ansiedlung, sondern ein etwa 600 m über dem Meer liegender, bergiger Distrikt vulkanischen Charakters; im engeren Sinn wird aber von den Japanern unter Nikko das Weichbild zweier Ortschaften im Tal des Daja-gawa, Hatschiischi und Irimatschi verstanden, wovon die erstere eine lange gerade, bis zu dem Ufer des Flusses sich erstreckende Straße bildet.

Als Mittelpunkt des Gebietes und einer Reihe aufragender Berge erhebt sich bis zu 2540 m der Nantai-san, auch Nikko-san genannt, gleich dem Fudschi einer der heiligen Berge Japans, zu dessen Gipfel die Gläubigen emporwallen. Seltener Reichtum an Gewässern belebt die Waldesruhe, klare Seen spiegeln die umrahmenden Höhen wieder, Bäche rauschen zutal, kleine Fälle bildend, deren im Umkreis von 25 km etwa dreißig gezählt werden. Was aber der Landschaft einen unvergleichlichen Schmuck verleiht, ist die üppige Vegetation, welche Berg und Tal bedeckt, sind die gewaltigen Baumriesen, monumentale Cryptomerien, die in ihrer Unversehrtheit und ihrem feierlichen Ernst dem Tal höhere Weihe geben, in dessen Erde zwei der glänzendsten Gestalten des alten Japan ruhen, der große Ijejasu und sein Enkel Ijemitsu.

Angelockt durch die herrliche Natur, verbringen viele Vertreter fremder Staaten sowie Engländer und Amerikaner im Gebiet von Nikko die heiße Jahreszeit, so dass hier die Tempelstadt auch eine Sommerfrische bildet, das Heilige und das Profane sich friedlich miteinander vertragen.

Leider war mir das Wetter nicht günstig, und von den Reizen jener Gegend, über welche ich in lebendigsten Farben gemalte Beschreibungen gelesen, die mir in Worten des Entzückens geschildert worden. bekam ich nur wenig, um nicht zu sagen, nichts zu sehen. Es goss in Strömen, die Nebel hingen tief zur Talsohle nieder, die Berge und die Wälder verschleiernd, als wollten die geheiligten Stätten sich dem Blick des Fremden entziehen, der gekommen war, nicht zu opfern und zu glauben, sondern nur zu schauen und zu genießen. Doch nicht allein die Natur, auch die Kunst hat beigetragen, Nikko zu einem Glanzpunkt Japans zu gestalten, und an deren Werken konnten wir uns des argen Wetters ungeachtet erfreuen, so dass wir früh morgens unseren Rundgang antraten.

Vorerst drangen wir in einen lieblichen Tempelgarten, um einen Oberpriester aus seiner Behausung herbeizurufen, welcher, durch so frühzeitigen Besuch sichtlich überrascht, sich endlich gefasst hatte und das Sambutsu-do, das ist die Halle der drei Buddhas, aufsperrte. Diese gleicht völlig den Bauwerken, welche wir bisher schon gesehen, und ist nur ausgezeichnet durch drei in riesigen Dimensionen gehaltene, vergoldete Bildnisse, deren eines die Göttin Kwan-on mit ihren tausend Händen, das zweite Amitabha und das dritte abermals Kwan-on mit einem Pferdehaupt darstellt.

Größeres Interesse flößt eine außerhalb der Halle befindliche Säule, Sorinto genannt, ein, die 1643 errichtet wurde und zwar zu dem Zweck, um böse Einflüsse abzuwehren; sie ist 13 m hoch, aus Kupfer in zylindrischer Form hergestellt und in ihrem unteren Teil von zwei Paar horizontalen, rechtwinkelig sich schneidenden Querbalken durchkreuzt, die mit ihren Enden auf niedrigen Kupfersäulen ruhen. Das obere Ende der Mittelsäule ist mit einer Reihe übereinander angeordneter, der Lotosblume nachgebildeter Zierate versehen, von welchen kleine Glocken niederhängen.

Unter dem Dach der mit ihren Asten sich berührenden und so einen vollständigen Schluss bildenden Cryptomerien dahinschreitend, wandten wir uns dem Tempelmausoleum Ijejasus zu. Tiefe Stille, feierliche Ruhe herrscht im Bereiche der ehrwürdigen Bäume, deren dichte Benadelung kaum einem Sonnenstrahl gestattet durchzudringen und deren kerzengerade, rotbraune, oft mehrere Meter im Umkreis messende Stämme mit dem zarten, lichtgrünen Moos kontrastieren, welches den Boden bedeckt. Während man sonst so häufig durch den Anblick einer vielgepriesenen Naturschönheit enttäuscht wird, tritt hier gerade der gegenteilige Effekt ein; ich hatte mir, aller Schilderungen ungeachtet, die Wirkung dieser bedeutende Flächen bedeckenden Riesenbäume nicht so großartig vorgestellt und war hievon geradezu überwältigt.

Schon im Jahre 767 hatte hier in Nikko der Priester Schodo Schonin den ersten buddhistischen Tempel errichtet und dadurch den Grund zur Heiligung des Ortes gelegt; aber seine eigentliche Bedeutung hat Nikko erst erlangt, seit der große Schogun Ijejasu, vom Mikado als „Hoheit des ersten Ranges, Licht des Ostens, große Inkarnation Buddhas“ unter die Zahl der Götter versetzt, im Jahre 1617 hier bestattet wurde. Die Tempelanlage besteht aus einem Komplex terrassenförmig angeordneter Gebäude und Höfe, welche durch Treppen und Tore miteinander in Verbindung stehen. Durch die Aste zweier Reihen Cryptomerien blinkt uns das über 8 m hohe, aus Granit gefügte Portal entgegen, zu dem einige breite Stufen emporführen; der Fürst von Tschikusen hat dasselbe 1618 mit dem seinen Steinbrüchen entnommenen Material erbaut. Im ersten Hof wird das Auge durch die in leuchtendem Rotlack erglänzende Pagode gefesselt, welche in fünf Stockwerken aufragt und in der Höhe des untersten Stockwerkes von Darstellungen des Tierkreises umrahmt ist.

Die in einiger Entfernung weiter emporführende Treppe ist gekrönt durch das Ni-o-mon, das Tor der zwei Könige, mit zum Teil kunstvoller Darstellung von Löwen, Tigern, Einhörnern, Tapiren und fabelhaftem Getier reich versehen, die hier teils als Wächter, teils in anderer mystischer Funktion angebracht sind. Aus dem Tor heraustretend, befinden wir uns auf der ersten, durch eine intensiv rot bemalte Holzwand umfassten Terrasse der Tempelanlage und sind förmlich gebannt durch die harmonische Gesamtwirkung, zu welcher die stilvollen Bauten, die reiche Fülle künstlerischer Details, die Pracht der Farben, die lebhafte Bewegtheit und doch vornehme Ruhe der Dekoration ineinanderfließen. In drei durch ihre gefälligen Formen ausgezeichneten Gebäuden werden hier alle für die religiösen Zeremonien zu Ehren Ijejasus erforderlichen Gegenstände, ferner solche, deren der Schogun sich bediente, und Tempelschätze aufbewahrt, während ein anderer, prächtig geschmückter Bau eine Sammlung buddhistischer Schriften birgt. Aus dem Jahre 1618 stammt eine Zisterne, welche das geheiligte, für die Waschungen bestimmte Wasser liefert und, aus einem Stück Granit gemeißelt, durch ein Dach geschützt ist, das auf zwölf Granitsäulen ruht.

Ein kleinerer Hof, dessen Front durch eine steinerne Balustrade abgeschlossen ist und den man über eine Treppe erreicht, enthält nicht weniger als 118 Bronzelaternen, jede einzelne ein Kunstwerk, Weihegeschenke von Daimios und anderen vornehmen Spendern, deren
Namen auf den Laternen verewigt sind. Eine weitere Anzahl von Bronzelaternen und Kandelabern — einige hievon sollen aus Korea, andere aus den Niederlanden stammen — fallen durch ihre Größe sowie durch ihre reiche, künstlerische Gestaltung auf.

Durch das zweite große Tempelportal, das Jo-mei-mon, gelangten wir in den dritten Tempelhof. Dieses Portal verdient ein Juwel der japanischen Bau- und Dekorationskunst genannt zu werden; hier haben sich Meister ihres Faches die Hand gereicht, um das Gewaltige mit dem Zarten zu paaren, um dem Können ihrer Zeit ein dauerndes, unser Staunen und unsere Bewunderung erweckendes Denkmal zu setzen. Ein reich geschmücktes, geschweiftes und auf vergoldeten Drachenköpfen ruhendes Dach schützt das Tor, welches von mächtigen Säulen getragen wird, die mit einem klein gehaltenen, geometrischen Dessin bedeckt und weiß bemalt sind. Die Kapitäler der Säulen zeigen Köpfe des Einhorns, während die Tragbalken entlang rings um das Tor Drachenköpfe laufen und im Mittelfeld der Kampf zweier Drachen dargestellt ist.

Ein Gebäude des Hofes enthält die Bühne für die Kagura-Tänze, ein anderes das Goma-do, einen Altar zur Verbrennung von Räucherwerk, während ein drittes die Tragsessel birgt, welche am 1. Juni jedes Jahres angeblich von drei Gottgeistern, Ijejasu und zwei anderen zu Gottheiten erhobenen großen Männern, eingenommen und dann in einer feierlichen Prozession herumgetragen werden. Auf der Tanzbühne machte eine der Tänzerinnen rastlos tiefe Verbeugungen vor uns, wahrscheinlich gerne bereit, mit ihren Genossinnen eine Probe ihrer Kunst zum besten zu geben, die wir doch schon in Nara kennen gelernt hatten. Die Ränder und die Wände der Terrasse werden von kunstvoll gearbeiteten Steinreliefs bedeckt, welche allerlei Vögel und Pflanzen wiedergeben.

Durch das Chinesische Tor oder Kara-mon nähern wir uns dem Haupttempel, dessen Flügeltüren mit Arabesken in vergoldetem Relief verziert sind. Von mehreren Priestern geleitet, betraten wir, nachdem wir über unsere Schuhe noch Wollpantoffel angelegt hatten, das Innere des Tempels, welcher beiderseits Vorräume besitzt, die durch meisterhaft ausgeführte Holzschnitzereien und durch Malereien auf Goldgrund sowie durch reiche Ornamentik ausgezeichnet sind. Das Bethaus des Tempels ist sehr einfach gehalten und birgt im Hintergrunde das Gohei sowie den Spiegel; denn auch in dem Tempelmausoleum Ijejasus wurde nach dem Jahre 1868 durch Einschreiten der Regierung der buddhistische Kultus zugunsten des schintoistischen verdrängt, so dass aus dem Bethaus alle dem ersteren dienenden Symbole und Gerätschaften entfernt wurden.

Das Allerheiligste, zu dem der Weg durch das Bethaus führt, ist mittels vergoldeter Pforten abgeschlossen. Angesichts dieser offenbarte sich der Vorzug, dessen ein Reisender sich erfreut, der nicht als einfacher Tourist durch die Lande zieht, mag immerhin letzterer wieder manche Unannehmlichkeit, welche das Reisen in offizieller Eigenschaft mit sich bringt, nicht zu bestehen haben. Das Allerheiligste zu schauen, ist strenge verpönt, keines Fremden Fuß soll bisher diese heiligsten der Räume betreten haben; vor mir aber taten sich die Pforten auf. Ich gestehe, dass mir dies zur besonderen Befriedigung gereichte, dass sich meiner ein Gefühl des Reisestolzes bemächtigte bei dem Gedanken, eines Anblickes teilhaftig zu werden, der bisher in der Tat noch keinem Europäer gegönnt war, vielleicht auch nicht gegönnt sein wird, und ich werde es zeitlebens dem wackeren Freunde Sannomija zu Dank wissen, dass er mir die hier geborgenen Wunderwerke menschlicher Kunst und Phantasie zu erschließen verstanden hat.

Das Sanctuarium zerfällt in mehrere Räume, deren einer einen Altar mit dem goldenen Gohei und dem Metallspiegel enthält; die hier befindlichen kunstvollen bildlichen Darstellungen buddhistischer Auffassung sind mit Tüchern verhängt. Begreifliches historisches Interesse erweckt die daselbst verwahrte Rüstung des tapferen Schoguns, welche, sehr einfach ausgestattet und mit schwarzem Lack überzogen, den nunmehr zum Gott erhobenen Mann geschützt hat, da er im Schlachtengetümmel den Grund zur Macht seines Hauses legte. Bei schwachem Kerzenschein besahen wir das prunklose Eisenkleid, bis die Priester mittels einiger Laternen den in geheimnisvolles Dunkel getauchten Raum erhellten und unsere Blicke auf einen reich vergoldeten Schrein fielen. Vor diesem warfen sich die Priester nieder, berührten mit der Stirn den Boden und öffneten schließlich eine Art Tabernakel, in dem sich hinter einem Vorhang als letzter Hülle das Sanctissimum befand — eine bemalte Figur, Ijejasu in sitzender Stellung wiedergebend. Dieses Gottesbild vermag wohl in niemandem religiöse Ergriffenheit zu wecken; dafür aber versetzten mich der Schrein, welcher den Götzen birgt, die Dekoration der Wände und die an den Türen ersichtliche Arbeit in helles Entzücken. Mit Bedauern erfüllte mich nur, dass durch die Umstände, namentlich durch Mangel an der erforderlichen Beleuchtung, eine eingehende Besichtigung der Kleinode japanischer Kunst, welche sich uns darboten, erschwert war, so dass ich mich mit dem Gesamteindruck begnügen musste. Hier war in der Tat Verschwendung getrieben worden mit der Ausschmückung des Schreines, der Wände und der Türen durch Bemalung, Vergoldung und Schnitzerei; der entfaltete künstlerische Reichtum an Motiven und deren vollendete Wiedergabe scheint im ersten Momente fast sinnverwirrend, ordnet sich aber bei näherer Betrachtung zu völliger Harmonie, zu wohltuender Ruhe. Ijejasu, der als Mensch Großes, Gewaltiges geleistet, indem er der Geschichte seines Landes eine fast dreihundertjährige Bahn vorzeichnete, hat hier als Götze Wunder gewirkt, da er durch sein Andenken zu so hoher Kunstleistung, wie sie uns hier entgegentritt, zu begeistern vermocht hat.

Von der Stätte, welche des Gottes Bild umschließt, schreiten wir jener, welche des Toten Asche birgt, zu, klimmen über 240 Stufen aus Stein, die von Moos bedeckt sind, empor und stehen vor dem Grab Ijejasus. Ein hoher Steinsockel trägt eine Urne aus Bronze, welche die Überreste des Schoguns enthält; vor dem Sockel sind auf einem Steinaltar als Symbole aufgestellt ein Räuchergefäß, eine Vase mit Lotosblüten und anderen Blumen sowie ein großer Kranich, der auf dem Rücken einer Schildkröte steht und ein als Leuchter dienendes Blatt im Schnabel hält — alles wertvolle Bronzearbeit. Eine Steinbalustrade umfriedet das Grabmal; der Eingang führt durch ein massives Tor aus Bronze, das von zwei Löwen bewacht wird. Ernst ist der Platz, den sich Ijejasu selbst als Ruhestätte auserkoren, und die erhabene Einfachheit des Grabmales ergreifend; die Kunst, die sich in den zu Füßen des Grabes liegenden Bauwerken ein hohes Lied gesungen, scheint hier verstummt, als sollte derjenige, welcher emporgepilgert ist, in seinen dem Toten zugewandten Gedanken nicht durch bildnerischen Schmuck abgelenkt werden.

Nochmals kehrten wir zum Haupttempel zurück, um den stimmungsvollen Effekt zu genießen, welchen der Einklang des architektonischen Aufbaues der Tempelanlage mit deren landschaftlicher Umrahmung und mit dem majestätischen Walde hervorbringt — und der Zauber dieser Wirkung wird noch erhöht durch den tiefen, über dem Grabmal des gewaltigen Kriegers ausgebreiteten Frieden, zu welchem heute der Regen eine melancholische Weise rieselte.

Der Tempelschatz, dem wir ebenfalls unseren Besuch abstatteten, enthält wie andere Räume gleicher Art kostbare Weihgeschenke hervorragender Personen, so Waffen, Rüstungen, Sattelzeug, allerlei Gerätschaften für feierliche Umzüge, Gebetrollen, ferner 50 m und mehr messende Rollen mit Darstellungen aus der Geschichte des Landes oder der Götterlehre. Besondere Erwähnung verdienen alte Kakemonos, welche Falken in täuschender Naturtreue und Szenen, die der in Japan angeblich noch immer betriebenen Falkenjagd entnommen sind, wiedergeben. In früheren Zeiten soll es möglich gewesen sein, von den habgierigen Bonzen durch Geld und gute Worte — und zwar durch mehr von dem ersteren als von den letzteren — einzelne der im Tempelschatz verwahrten Objekte zu erwerben. Als jedoch dieser Unfug infolge der großen Dimensionen, die er angenommen, Aufsehen erregt hatte, wurde demselben durch genaue Inventierung der Tempelschätze gesteuert.

Nach dem Tempelgrab Ijejasus konnten uns zwei andere Tempelanlagen, welche wir mehr durcheilten, als genau besahen, nicht mehr dasselbe Interesse einflößen.

Der uns begrüßende, in prachtvolle, violette Gewandung gehüllte Oberpriester des einen dieser Tempel war früher ein mächtiger Daimio der Nordprovinzen und hatte sich in dem Kampfe zwischen dem Mikado und dem Schogun auf die Seite des letzteren gestellt; besiegt und seines Landes verlustig, wurde dem Daimio Gnade zuteil und nebst dem ihm zuerkannten Grafentitel als eine Art Pension die Stelle des Oberpriesters an diesem Tempel verliehen.

Die zweite Tempelanlage, das Mausoleum Ijemitsus, teils einem tief eingeschnittenen Tal entlang, teils auf der Lehne eines Berges erbaut, liegt unweit der Grabstätte Ijejasus und ist weit weniger glänzend ausgestattet, immerhin aber beachtenswert, weil sich hier der Buddhaismus behauptet hat und daher der ganze Ausstattungsapparat, dessen jener sinnfällige Kultus bedarf, noch vorhanden ist. Die bei den Tempeltoren postierten Tempelwächter repräsentieren eine stattliche Versammlung der scheußlichsten Fratzen; wir sehen hier einen roten und einen grünen Teufel, die zwei kühnen, goldenen Könige und zwei Figuren in Menschengestalt, welche mit dem ganzen Aufgebote der üppigen buddhistischen Phantasie greulich ausgestattet sind; die eine, rot gefärbte stellt die Gottheit des Donners dar. welche vergoldete Schlägel in der Hand hält und einen über den Rücken geschwungenen Reif mit neun flachen Trommeln trägt, aus denen Blitze sprühen; das andere Scheusal, in hellblaue Farbe getaucht, repräsentiert den Gott des Windes und blickt uns mit aus Krystall gefertigten Augen sowie mit satanischer Miene an, indem es auf einem Steinblock sitzt und einen über den Rücken geworfenen Windsack mit den Händen zuhält. Votivlampen aus Bronze deuten auf die Verehrung hin, deren sich Ijemitsu erfreut.

Von hier fuhr ich direkt nach Nikko oder richtiger nach Hatschiischi und passierte abermals den schäumenden Daja-gawa, dessen beide Ufer durch zwei Brücken verbunden sind; die eine dient dem allgemeinen Verkehr, während die andere, Mihaschi, dem Mikado vorbehalten ist und nur zweimal des Jahres für Pilgerzüge geöffnet wird. An der Stelle, wo der Buddha-Priester Schodo Schonin vor mehr als tausend Jahren eine wunderbare Erscheinung gehabt haben soll, erbaut, ruht die Brücke, in hellrotem Lack leuchtend, auf steinernen Pfeilern, welche in die Felsen eingelassen sind.

Im Städtchen wandte ich mich dem Einkauf von Pelzwaren zu, deren es hier eine große Auswahl gibt und die insofern kulturhistorische Anklänge wachrufen, als vor den Umwälzungen des Jahres 1868 neben anderen auch alle jene, die sich mit Lederbearbeitung, mit Rauhwaren u. dgl. m. befassten, im Gegensatz zu den Heimin oder Angehörigen des gewöhnlichen Volkes, den Etas oder Unreinen, zugezählt wurden, das heißt einer verachteten, von der sonstigen Gesellschaft ausgeschlossenen Kaste, die in besondere Ortschaften oder Stadtteile verwiesen war — eine Stellung, die vermutlich auf buddhistischen Einfluss zurückzuführen ist. Noch tiefer standen nur die Hinin, die Nichtmenschen, eine erst unter den Tokugawas entstandene Klasse Armer, welchen nur gestattet war, sich auf unkultiviertem Lande niederzulassen.

Unter den vorrätigen Rauhwaren fand ich auch solche, die bei uns unbekannt sein dürften, so Felle der japanischen Antilope, von Affen, von Bären der Insel Jeso, von Dachsen zweierlei Arten, von Ottern, deren Art von der bei uns vorkommenden verschieden zu sein scheint, von Seehunden und von großen Eichhörnchen; auch zwischen chrom- und ockergelb variierende Felle von Mardern sowie originelle, aus Fellen gefertigte Hausschuhe waren erhältlich. Bald wanderte ein Rickscha schwer beladen mit den erstandenen Waren in unser Hotel. Da die Wege in der Umgebung Nikkos, wie man mir sagte, mit Rücksicht auf meinen bevorstehenden Besuch mit großen Kosten in guten Stand gesetzt worden waren, wollte ich dies Opfer nicht nutzlos gebracht wissen und entschloss mich trotz des strömenden Regens, eine Fahrt nach dem Urami-go-taki genannten Wasserfall zu unternehmen. Von der vielgerühmten landschaftlichen Schönheit der durchfahrenen Strecke bekamen wir des Regens halber leider nichts zu Gesicht und mussten, unter unseren Regenschirmen hervorlugend, mit dem Anblick der in nächster Nähe gelegenen, in frischem Grün prangenden Wiesen und Wälder vorlieb nehmen, welch letztere hier mannigfache Baumarten aufweisen, so auch Eichen und Ahorne. Kleine Weiler und Ortschaften, trübselig genug im Regen dreinsehend, lagen am Weg.

Unsere Rickschaläufer hatten ein schweres Stück Arbeit in der schlüpfrigen, grundlosen Fahrbahn zurückgelegt, als sie bei einem Teehaus hielten, von wo wir den Marsch zu Fuß eine romantische Schlucht aufwärts antraten. Bald hören wir das Rauschen des Wasserfalles und sind endlich in einem von hochaufragenden Felsen eingeschlossenen Talkessel; hier stiebt ein Gebirgsbach aus einer Höhe von 15 m eine prächtige Kaskade bildend, über eine Felswand herab in ein trichterförmiges Becken. Infolge des starken Gefälles oberhalb der Felswand und deren senkrechter Stellung stürzt die Wassermasse in einem weiten Bogen ab, so dass es möglich ist, unterhalb des Falles und hinter demselben vorbeizuschreiten, ohne größere Gefahr zu laufen, als von einem feinen Sprühregen benetzt zu werden. Der Urami-go-taki gehört nicht zu den Wundern seiner Art, bietet aber immerhin im Rahmen der engen Schlucht ein sehenswertes Schauspiel, namentlich weil die Erde hier aus zahllosen Falten, Schlitzen und Löchern Wässerchen zutage sendet, die eilfertig sprudelnd über die Felsen der Talsohle zurieseln.

Hinter dem Wasserfall steht eine Buddha-Statue, bei welcher die eingeborenen Ausflügler Visitkarten abzugeben pflegen, um der Nachwelt Kunde von dem staunenerregenden Ereignis ihrer Anwesenheit zu geben. Die Ortseitelkeit scheint also nicht nur bei uns, sondern auch im fernen Osten eine Heimat zu haben, allerdings in einer Form, die geschmackvoller ist als die bei uns übliche, verunstaltende Beklecksung von Mauern und Felsen, und es wäre daher unseren Reisenden und Touristen die Adoptierung des japanischen Gebrauches dringend anzuraten.

Während der Rückfahrt machte ich halt vor einer kleinen, am Ufer des rauschenden Daja-gawa reizend gelegenen Villa, welche Sannomija gehört und ihn zur Sommerszeit beherbergt; ich sprach hier bei dessen Gattin vor, die längere Zeit in Wien verbracht hat und das Deutsche vollkommen beherrscht.

Bei einer Avenue von 100 steinernen Buddhas vorbeifahrend, kehrten wir nach Nikko zurück, um noch einige Einkäufe zu besorgen und sodann eine Strecke in der herrlichen Cryptomerien-Allee dahinzurollen, die ich gestern während der Fahrt nach Nikko nur im Dunkel der Nacht gesehen. Unter diesen Bäumen wandelnd, fühlt man sich von dem Hauch einer stolzen Vergangenheit umweht. Bemerkenswert, sind namentlich zahlreiche Zwillingsbäume, die etwa bis auf den dritten Teil ihrer Höhe miteinander verwachsen sind.

Eine vielgepriesene Landschaft, welche die bösartige Anwandlung hat, sich gelegentlich einmal nur im Regenkleide zu zeigen, gleicht einem des besten Rufes sich erfreuenden Menschen, der auf einem Fehler ertappt, Gefahr läuft, von den bösen Zungen in Bausch und Bogen verdammt zu werden. Ich will gegen Nikko gerechter sein; es hat sich wie eine Schöne benommen, die, ihrer Reize und deren Wirkung sicher, Gefallen daran findet, ein schmollendes Gesicht zu zeigen — und mir gegenüber hat Nikko ununterbrochen geschmollt. Gleichwohl war ich, des unvollkommenen Eindruckes, den ich empfangen, ungeachtet, entzückt und kann auf den ganzen Zauber schließen, welchen der heilige Boden Nikkos, von dem Glanz eines schönen Sommertages überhaucht, auszuüben vermag.

Abends taten wir, was unter den Umständen das Geratenste war; wir ließen uns die Laune nicht verderben und vereinigten uns zu einem heiter verlaufenden Diner, welches durch die drolligen Geschichten gewürzt wurde, die Schiffskapitän Kurvaka von der japanischen Suite, immer mehr auftauend, in komischem Durcheinander französischer, englischer und japanischer Worte zum besten gab. Schließlich gestattete Jupiter pluvius, gerade als uns der schwarze Kaffee durch neckische Musumes serviert wurde, sogar die Abbrennung eines Feuerwerkes.

Links

  • Ort: Nikko, Japan
  • ANNO – am 21.08.1893 in Östereichs Presse.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater macht Sommerpause bis zum 15. September, während das k.u.k. Hof-Operntheater ein Ballet „Cavalleria Rusticana“ aufführt.